Auf einem Containerhafen liegen neben Containern Kisten, auf denen die chinesische Flagge sowie "Madie in China" steht

Die Wirtschaft in China wächst trotz Corona weiter. - (Bild: Adobe Stock/vchalup)

Europa kämpft gegen sprunghaft steigende Corona-Neuinfektionen - die Wirtschaft des wichtigen Handelspartners China dagegen lässt die Krise zunehmend hinter sich. Als erste große Volkswirtschaft der Welt hat China den Virus-bedingten Wachstumseinbruch wieder ausgebügelt. Im dritten Quartal wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft im Vergleich zum Vorjahr um 4,9 Prozent, wie das Pekinger Statistikamt am Montag (19.10.) mitteilte. Die Führung sieht die Pandemie seit Monaten weitestgehend unter Kontrolle.

Es sind Wachstumszahlen, von denen europäische Länder und Deutschland derzeit nur träumen können. Die EU steckt in einer tiefen Rezession. Auch in Deutschland war die Wirtschaftsleistung wegen des Lockdowns im Frühjahr massiv eingebrochen. Die Politik befürchtet eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus, die Debatte über schärfere Maßnahmen ist in vollem Gange. In europäischen Nachbarländern steigen die Neuinfektionen noch dramatischer.

Einerseits kommt der Aufschwung in China nun auch deutschen Firmen und damit hierzulande Hunderttausenden Beschäftigten zugute. Schätzungsweise 90 Prozent der deutschen Unternehmen produzieren nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertags in China für den chinesischen Markt. Aktuell seien gut 800.000 Arbeitsplätze in Deutschland von der Nachfrage chinesischer Kunden abhängig. China nehme mit 96 Milliarden Euro hinter den USA und Frankreich den dritthöchsten Teil der deutschen Exporte weltweit ab.

Altmaier warnt vor "Ausverkauf" deutscher Wirtschaftsinteressen

Doch andererseits droht Deutschland aufgrund der Konjunkturschwäche in Europa und den USA noch abhängiger zu werden von der chinesischen Konjunktur. Auch könnten chinesische Konzerne immer mächtiger werden. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat wiederholt vor einem "Ausverkauf" deutscher Wirtschaftsinteressen gewarnt, nicht erst seit dem Beginn der Coronakrise. Immer wieder haben chinesische Investoren Hightech-Firmen aus Deutschland und der EU übernommen - auch chinesische Konzerne, die vom Staat subventioniert werden. In China dagegen gelten noch immer Hindernisse für Firmen aus Europa.

Die EU kämpft deswegen seit Jahren um gleiche Spielregeln und einen besseren Marktzugang für Firmen auf dem riesigen chinesischen Markt. Konkret geht es um ein Investitionsabkommen. Altmaier sieht auf dem Weg zu einer Einigung noch "große Brocken", wie er am Montag (19.10.) bei einer Konferenz des Asien-Pazifik-Ausschusses der deutschen Wirtschaft in Berlin sagte. Mehr zur Konferenz und was die Verantwortlichen von Schaeffler, SAP, BASF und Co auf der Veranstaltung zur Coronakrise gesagt haben, lesen Sie hier.

Es gebe ein großes Wachstumspotenzial bei den Beziehungen mit Asien, wichtig aber sei ein gleichberechtigter Zugang zu den Märkten. Altmaier bekräftigte nun zudem, es sei auch wegen Erfahrungen in der Coronakrise das Ziel, Lieferketten breiter aufzustellen. Angesichts von Abhängigkeiten von asiatischen Unternehmen seien Lieferketten in der Pandemie anfällig für Unterbrechungen gewesen.

Kaum noch neue Covid19-Infektionen in China

Seit längerem wird in der EU zudem über eine Reform des Wettbewerbsrechts diskutiert. Ziel ist es hier, Firmen besser vor feindlichen Übernahmen aus Drittstaaten wie China zu schützen. Der Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses, Siemens-Chef Joe Kaeser, warnte vor Wettbewerbsverboten. Die EU müsse aber ihre wirtschaftspolitischen Interessen im Wettbewerb mit den USA und China klarer und einheitlicher formulieren. Die neuen Wirtschaftszahlen zeigten, dass China schnell aus der Pandemie gekommen sei. Das liege an der Größe des chinesischen Marktes, aber auch am Handeln der Regierung.

Die Wirtschaft in China ist nach einem Einbruch zu Jahresbeginn rasch wieder angesprungen, weil das Land mit strengen Maßnahmen wie der Abriegelung von Millionenstädten, strikter Isolation und Einreisesperren das Virus schneller unter Kontrolle bringen konnte als andere Staaten. Seit Monaten gibt es nach Angaben der Führung kaum noch neue Infektionen in China, so dass sich das Leben und die Wirtschaftstätigkeiten wieder normalisieren. Ökonomen gehen davon aus, dass China in diesem Jahr die einzige große Volkswirtschaft sein wird, die das Jahr mit einem positiven Wachstum abschließen kann.

Altmaier sagte, die Staaten und Länder, die die Coronakrise besonders konsequent bekämpft hätten, kämen auch als Erste wieder wirtschaftlich auf die Beine. Deutschland und die EU müssten zeigen, dass die Pandemie mit einem Modell der offenen Gesellschaft genau so effektiv bekämpft werden könne wie in anderen Staats- und Gesellschaftsformen.

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dpa