Wolfgang Burchard

Wolfgang Burchard, Geschäftsführer des VDMA Fachverbands Armaturen, hält die beiden in Brunsbüttel und Stade geplanten LNG-Terminals für nicht ausreichend. (Bild: VDMA)

Woher und wie findet Liquefied Natural Gas (LNG) den Weg zu uns und für was wird es genau genutzt?

Wolfgang Burchard: "Flüssiggas wird in erster Linie von den USA, Kanada, Katar, Australien und Russland exportiert. Genutzt wird das Flüssiggas vor allem für die Produktion von Strom und Wärme sowie als Kraftstoff, außerdem in der Metallindustrie und Düngemittelproduktion. LNG besteht vor allem aus Methan. Die für die Aufbereitung und Verteilung des Gases notwendigen LNG-Terminals sind logistische Knotenpunkte für die Entladung von LNG-Tankern. Dort geschieht die Regasifizierung und Einspeisung in das Gas-Netz oder die verflüssigte Einlagerung in Tanks sowie der Weitertransport von flüssigem Erdgas in Kesselwagen und Bunkerschiffen. Betreiber dieser Terminals sind in der Regel Energieversorgungsunternehmen."

LNG
(Bild: Zukunft Gas)

LNG (Liquefied Natural Gas) gilt als unverzichtbar für die künftige Gasversorgung Deutschlands. Aber wir brauchen LNG-Tanker und -Terminals. Wo und wie diese entstehen lesen Sie in diesem exklusiven Artikel.

Was für Gefahren können diese Terminals mit sich bringen?

Burchard: "LNG-Terminals sind so gefährlich oder ungefährlich wie andere Prozessanlagen. Bei unfachgemäßem Betrieb besteht die Gefahr einer Entzündung des Gases bei der Verflüssigung oder der Vergasung im LNG-Terminal sowie bei Austritt der tiefkalten Flüssigkeit aus ihrem Transport- oder Lagerbehälter. Hautkontakt führt zu Erfrierungen, ungeschützter Stahl kann Sprödbrüche erleiden."

Wieso hat man in Deutschland nicht früher auf LNG-Terminals gesetzt?

Burchard: "Planungen für LNG-Terminals gibt es schon seit Jahren. Die Gasbranche klagt schon lange über unzureichende Rahmenbedingungen für Investitionen. Bislang fehlten die politische Notwendigkeit sowie der finanzielle Anreiz. Aufgrund der guten Verbindungen und der geringen LNG-Nachfrage in Deutschland sei der Bau von LNG-Terminals hierzulande bislang nicht wirtschaftlich gewesen, heißt es etwa aus dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)."

Werden diese Terminals die aktuelle Energie- beziehungsweise Gaskrise lösen helfen?

Burchard: "Die Menge an Erdgas, die jedes Jahr über drei Pipelines aus Russland in Deutschland ankommt, ist gewaltig: 2020 waren es etwa 56 Milliarden Kubikmeter. Durch zwei LNG-Terminals ist diese Menge nicht auszugleichen: Das große Terminal im niederländischen Rotterdam etwa baut seine Kapazität gerade auf 13,5 Milliarden Kubikmeter jährlich aus."

Unterstützt der Staat den Bau von LNG-Terminals?

Burchard: "Deutschland plant den Bau von zwei LNG-Terminals in Brunsbüttel und Stade. Zudem sollen mindestens vier schwimmende Anlagen an der Nordseeküste entstehen. Die Bundesregierung hat für fast drei Milliarden Euro vier sogenannte ‚Floating Storage and Regasification Units’ bestellt."

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