Frau Gruber, als Messebauerin sind Sie besonders von der Coronakrise betroffen. Jetzt haben Sie sich einen Plan B überlegt, wie internationale Kunden trotz Pandemie und Reisebeschränkungen an Messen teilnehmen können. Wie sieht dieser Plan aus?
Veronika Gruber: Die Idee kam ursprünglich von einer Agentur aus Kanada, mit der wir zusammenarbeiten. Das Problem war: Kunden haben gesagt, dass sie nicht zu Messen nach Deutschland kommen können ohne davor und danach in Quarantäne zu müssen. Andere haben nach einem Back-up gesucht, wenn sie aufgrund neuer Beschränkungen doch nicht einreisen dürfen. Die kanadische Agentur hat uns dann gefragt, ob wir nicht für die Kunden auf die Messe gehen können.
Wie sieht das konkret aus?
Gruber: Wir gehen per Videoschalte oder Augmented-Reality-Brille auf die Messe und schalten den Kunden dazu. Er kann uns dann durch die Messe leiten und sagen, an welchen Stand er möchte, mit welchen Ansprechpartnern er sprechen möchten und wir gehen für ihn und mit ihm vor Ort dorthin.
Gibt es den Service nur für Messebesucher oder auch für Aussteller?
Gruber: Auch für Aussteller. Hier kommt noch das Thema Haptik dazu. Waren können momentan ja auch in der Krise verschickt werden und so können uns Aussteller ihre Produkte zuschicken, die wir dann für sie auf der Messe präsentieren. Wir haben auch das entsprechende Fachpersonal, sodass wir im Worst Case auch den Aussteller komplett vertreten können.
Da kommen dann auch Roboter ins Spiel, die mit einem Tablett ausgestattet sind und mit dem der Aussteller verbunden ist. Dadurch kann er seine Maschine oder sein Produkt den Kunden dann per Liveschalte persönlich erklären. Er ist dann quasi passiv-präsent am Stand. Man kann zum Beispiel auch Kabinen für Gespräche aufstellen und das Unternehmen live dazu schalten.
Derzeit sind ja wieder alle Messen abgesagt. Konnten Sie den Plan B denn schon einmal testen?
Gruber: Ja auf der Trendset in München. Dort waren wir per Headset mit dem Kunden verbunden und sind per Videoschalte gemeinsam durch die Hallen gelaufen. Dinge, die ihn besonders interessiert haben, haben wir dann zum Beispiel abfotografiert.
Man muss noch dazu sagen, dass wir das natürlich vorher mit dem Veranstalter und den jeweiligen Ausstellern absprechen, ob wir filmen dürfen.
Und wie waren die Reaktionen auf die virtuelle Präsenz des Kunden?
Gruber: Durchweg positiv. Es war auch weniger aufwändig, als wir zunächst befürchtet hatten. Die größte Angst war, dass die Internetverbindung zu schlecht ist, aber auch da haben wir im Vorfeld vorgesorgt.
Auf der Grindtec wären Sie mit Ihrem Plan B auch vor Ort gewesen. Welche Angebote hätten Sie dort gehabt?
Gruber: Es gab zum Beispiel den CEO einer deutschen Firma, der ein striktes Kontaktverbot verhängt hat, das heißt die Mitarbeiter durften nicht zur Messe fahren. Für die wären wir genauso vor Ort gewesen wie zum Beispiel für eine chinesische Agentur.
Derzeit werden ja auch schon Messen, die im Februar geplant waren, abgesagt. Wann schätzen Sie denn, wann es wieder Präsenzmessen in Deutschland geben wird?
Gruber: Von den Frühjahrsprogrammen wurde schon viel abgesagt. Ich habe mich darüber auch mit anderen Messebauern unterhalten und wir rechnen damit, dass die ersten Messen erst wieder im Herbst 2021 stattfinden werden. Die Veranstaltungen 2021 werden wahrscheinlich regionaler werden mit ausgewählten Kunden, quasi wie einen Tag der offenen Tür. Wir haben aber schon das Feedback bekommen, dass virtuelle Messen zwar ein guter Ersatz in der Krise sind, dass aber das persönliche Gespräch und Treffen vor Ort schon fehlt. Jetzt müssen wir einfach abwarten, wie sich die Krise weiterentwickelt.