Trendwende

VDMA: Maschinenexporte nach Russland steigen 2017 an

Das Jahr 2017 hat eine Trendwende im Russland-Geschäft des deutschen Maschinenbaus gebracht. Im vergangenen Jahr wurden Maschinen und Anlagen im Wert von 5,3 Milliarden Euro nach Russland verkauft - 22,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Das meldet der VDMA.

Das Geschäft im Maschinenbau zwischen deutschen Unternehmen und Russland hat wieder zugenommen
Das Geschäft im Maschinenbau zwischen deutschen Unternehmen und Russland hat wieder zugenommen. - Bidl: Pixabay

Das Wachstum erfolgte auf breiter Front, Sanktionen und fehlende Strukturreformen dämpfen jedoch die Erwartungen. Immer noch verhindern die Sanktionen der EU und der USA eine Normalisierung der Geschäftsbeziehungen.

„Besonders jetzt, wo sich die russische Wirtschaft dank des Ölpreises langsam erholt, werden europäische Hersteller durch die Sanktionen ins Hintertreffen geraten“, warnt Ulrich Ackermann, Leiter der VDMA Außenwirtschaft. „Wir befürchten vermehrte Schwierigkeiten in der Finanzierung und Absicherung von Russlandgeschäften, ausgelöst durch das US-Sanktionspaket von 2017. Die Anzeichen dafür mehren sich“, sagt Ackermann.

Russland liegt aktuell auf Platz 9 der wichtigsten Absatzmärkte des deutschen Maschinenbaus. Die Schwerpunkte der deutschen Maschinenexporte waren 2017 unter anderem die Landtechnik, Nahrungsmittel- u. Verpackungsmaschinen, Bau- und Baustoffmaschinen sowie Fördertechnik.

Grafik_Entwicklung_Maschinenexporte_nach_Russland

Alle Top-10-Fachzweige verzeichneten Wachstum, zum Teil im hohen zweistelligen Bereich. Aber auch viele weniger stark in Russland vertretene Branchen konnten ihre Exporte deutlich steigern. Diese positive Entwicklung lag in erster Linie an der Stabilisierung des Ölpreises. Zwar liegt der Preis pro Barrel noch immer deutlich unter dem Niveau aus Vorkrisenzeiten, aber der Preis ist relativ stabil. Das wirkt sich auch auf den Rubel aus.

Deutsche Maschinenausfuhren nach Russland

China holt auf

Auch der Aufbau einheimischer Industriekapazitäten beflügelt die Exporte nach Russland. Denn das Land setzt für seine Modernisierung auf Maschinen und Anlagen „made in Germany“. Doch nicht nur die deutschen Hersteller profitieren, sondern alle wichtigen Maschinenlieferanten Russlands. Zum Beispiel China: Schon 2016 verkauften chinesische Lieferanten Maschinen und Anlagen im Wert von insgesamt 4,9 Milliarden Euro nach Russland, ein Plus von 73 Prozent.

Damit überholte China erstmalig Deutschland als wichtigsten Maschinenlieferanten Russlands. 2017 hat sich dieses Bild leicht geändert. Laut chinesischer Exportstatistik lieferte China Maschinen für rund 5,1 Milliarden Euro nach Russland, etwas weniger als Deutschland. Dennoch haben die deutschen Hersteller ihren einstigen Vorsprung bei den Marktanteilen am russischen Maschinenmarkt eingebüßt.

Deutsche Maschinenlieferungen nach Russland

Vorsichtiger Blick voraus

Insgesamt wuchs die russische Wirtschaft 2017 weniger stark als erwartet, nach vorläufigen Angaben um 1,5 Prozent. Die Prognosen für die kommenden zwei Jahre sind verhalten. Mehr als 2 Prozent Plus scheinen in den kommenden beiden Jahren nicht erreichbar. Fehlende Strukturreformen und der wachsende staatliche Anteil an der Wirtschaft bremsen die Dynamik. Ohne tiefergreifende Reformen wird sich wenig ändern – darin sind sich nahezu alle Experten einig. Diesen Prognosen folgend, werden die deutschen Maschinenexporte nach Russland wahrscheinlich in einem gemäßigten Tempo weiterwachsen, bis zu den Höchstwerten aus dem Jahr 2012 ist es noch ein weiter Weg.

VDMA

So produziert Nokian Tyres Reifen in Russland

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...hier produziert Nokian Tyres 17 Millionen Pkw-Reifen im Jahr – rund 70 Prozent davon gehen an den Weltmarkt. -
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Die Komplexität der Produktion ist enorm: In dem russischen Werk werden rund 1.800 verschiedene Produkttypen bei 130 verschiedenen Reifentypen gefertigt. Jeden Tag rollen 50 Laster voll Rohstoffe in die Fabrik rein und 50 Laster voll Reifen heraus. -
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Ausgestattet ist die Fabrik mit vollautomatischen Maschinen von dem auf Reifenwerke spezialisierten niederländischen Maschinen- und Anlagenbauer VMI. Die modernste Maschine in Wsewoloschsk ist die VMI Maxx. -
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Menschliche Arbeitskraft spielt in den Fertigungshallen von Nokian Tyres augenscheinlich nur noch eine untergeordnete Rolle. In der Reifenendkontrolle ist das menschliche Auge jedoch unverzichtbar: Hier nimmt ein sogenannter ‚Visual Inspector‘ jeden einzelnen fertigen Reifen in die Hand und prüft die Qualität. -
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Insgesamt arbeiten im Werk Wsewoloschsk rund 1.400 Angestellte, 1.200 davon in der Produktion. Aber: 80 % der in der Reifenfertigung beschäftigten Mitarbeiter haben ihren Arbeitsplatz im Labor und nicht in der Werkshalle. -
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Die Antwort von Nokian Tyres auf den grassierenden Fachkräftemangel in Russland ist aber nicht allein Automation: Die Finnen haben längst erkannt, dass vor allem soziale Faktoren eine große Rolle dabei spielen, gut ausgebildete Fachkräfte möglichst lange im Unternehmen zu halten. Das Unternehmen bietet den Angestellten deshalb unter anderem kostenfreie ärztliche Versorgung, ein Fitnessstudio und sogar bezahlbaren Wohnraum. -
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Besonders stolz ist man in Wsewoloschsk derzeit auf den 100 Millionsten Reifen, der im Oktober 2017 vom Band gelaufen ist. -