Ein Auftragsschub bringt Bewegung in die deutsche Industrie.

Ein Auftragsschub bringt Bewegung in die deutsche Industrie. (Bild: industrieblick - stock.adobe.com)

Die deutschen Industriebetriebe haben einen überraschend deutlichen Anstieg beim Auftragseingang verzeichnet. Im März zogen die Bestellungen im Verarbeitenden Gewerbe im Monatsvergleich um 3,6 Prozent an, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte.

Analysten hatten zwar ein Plus erwartet, allerdings lediglich in Höhe von 1,3 Prozent. Im Februar hatten die Bestellungen in den Industriebetrieben noch stagniert, und im Januar hatte es einen deutlichen Rückgang gegeben.

Das Orderplus im März dürfte zum Teil auf Vorzieheffekte als Reaktion auf die angekündigten US-Zollerhöhungenzurückzuführen sein, hieß es in einer Stellungnahme des Bundeswirtschaftsministeriums. Allerdings deute die ebenfalls deutlich gestiegene Nachfrage der europäischen Nachbarn nach deutschen Investitionsgütern mit plus 12,8 Prozent auf eine Belebung der Investitionstätigkeit hin.

Experten beurteilten die Zahlen unterschiedlich. Skeptisch äußerte sich Michael Herzum, Leiter Volkswirtschaft bei Union Investment: "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer." Auf den ersten Blick habe die deutsche Industrie zwar der hohen Zoll-Unsicherheit getrotzt. Allerdings sollte nicht zu viel in dieses Plus hineininterpretiert werden. Denn viele Aufträge seien vorgezogen worden, um den Importzöllen von US-Präsident Donald Trump zu entgehen.

US-Politik verhindert dynamisches Wachstum

Auf den zweiten Blick ist die Erholung Herzum zufolge bislang leider nicht mehr als ein Strohfeuer. Die unberechenbare US-Wirtschaftspolitik werde vorerst weiter belasten und stehe einem dynamischen Wachstum im laufenden Jahr entgegen.

Ein eher optimistisches Fazit zog Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Erfreulich sei, dass es bei den Auftragseingängen auch unter Herausrechnung von Großaufträgen ein deutliches Plus gegenüber dem Februar gegeben habe. Da auch die Auftragseingangskomponente des Einkaufsmanagerindex der S&P Global zuletzt zweimal im Plus gelegen habe, könnte dies auf eine mögliche Trendwende bei den Auftragseingängen hindeuten - und das trotz aller US-Zollquerelen.

"Die Töne aus dem Weißen Haus klangen zuletzt etwas konzilianter", betonte Gitzel. Käme es zu einer einvernehmlichen Lösung mit den USA, könnte das Verarbeitende Gewerbe in den kommenden Monaten weiter Tritt fassen. Dies hätte dann auch positive Auswirkungen auf das gesamtwirtschaftliche Wachstum.

Maschinenbauer sehen positive Wende bei Auslandsbestellungen

Die Unternehmen des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus haben im ersten Quartal dieses Jahres deutlich mehr Aufträge erhalten. Laut VDMA beträgt der Wert der eingegangenen Order zu unveränderten Preisen (real) vier Prozent mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Damit endet eine lange Flaute: Zuletzt hatte es zum Jahresbeginn 2022 eine Drei-Monats-Periode mit einem Auftragsplus gegeben. Auch für den März nannte der Verband ein Wachstum von vier Prozent.

 

Aus den Euro-Ländern kamen von Januar bis einschließlich März zwölf Prozent mehr Bestellungen. Aus dem übrigen Ausland wuchs der Auftragswert um zwei Prozent, während aus dem Inland nur ein Prozent mehr bestellt wurde.

 

"Im Auslandsgeschäft sehen wir inzwischen einen Wendepunkt, das Inland bleibt unverändert schwierig", bilanziert VDMA-Chefvolkswirt Johannes Gernandt. Umso wichtiger seien nun Standortreformen der neuen Bundesregierung, die wieder zu mehr Investitionen führen sollten. Unsicherheiten würden zudem durch die künftige Zollpolitik der USA und mögliche Gegenmaßnahmen bestehen.

(Quelle: dpa)

In diesen Branchen gibt es mehr Aufträge

Innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes gab es im März laut Destatis in den meisten Sparten Zuwächse. Mehr Aufträge hätten vor allem die gewichtigen Bereiche Kfz, Maschinenbau und elektrische Ausrüstungen verzeichnet. Weniger Orders gab es demnach lediglich bei Metallerzeugung und -erzeugnissen, EDV und Optik, Textilien sowie Papier und Pappe.

Im Jahresvergleich fiel die Entwicklung im März ebenfalls klar besser als erwartet aus. In dieser Betrachtung meldete das Bundesamt einen Anstieg um 3,8 Prozent, während Analysten mit einem Plus von 1,2 Prozent gerechnet hatten.

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(Bild: mi-connect)

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dpa