CNC-Drehen mit Roboter

Die Werkzeugmaschinen-Branche geht von einen erfolgreichen Jahr 2022 aus. (Bild: Parilov - stock.adobe.com)

Über zwei Drittel der Werkzeugmaschinenhersteller wollen dieses Jahr neue Mitarbeitende einstellen. Das Problem: Sie finden keine Fachkräfte. Die Zahl der gemeldeten offenen Arbeitsstellen war im Vergleich zum Vorjahr im Dezember 2021 doppelt so hoch. Die Lieferengpässe sind derzeit allgegenwärtig, doch der Fachkräftemangel beschäftigt die Branche genauso.

Eine Umfrage des VDW ergab, dass mehr als die Hälfte der Unternehmen davon „gravierend“ betroffen ist. Nur sieben Prozent haben keine Probleme, geeignetes Personal zu finden. Während sich die Lieferengpässe in Zukunft verbessern dürften, werde sich die Situation bei den Fachkräften noch zuspitzen, sagte der neue VDW-Vorsitzende Franz-Xaver Bernhard heute (15.02.) auf der Jahrespressekonferenz.

Fachkräfte seien unverzichtbar für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Werkzeugmaschinen-Branche, sagte Bernhard. Anders sei die internationale Stellung der deutschen Industrie nicht haltbar.

Um wieder mehr junge Menschen für einen Beruf in der Branche zu begeistern, seien sowohl die Unternehmen als auch die Politik gefragt, erklärte er. Es müsse deutlich werden, dass eine Ausbildung genauso viel Wert habe wie ein akademischer Abschluss. Auch der VDW bemüht sich, das Thema Ausbildungen besser zu platzieren. Je nach Region funktioniere das unterschiedlich gut, so Bernhard. Es komme auch immer darauf an, wie hoch die Konkurrenz von großen Konzernen sei.

Geballter Input zum Thema Werkzeugmaschinen

Fachkräftemangel: Das können Unternehmen und Politik tun

Bernhards Tipps und Forderungen an Unternehmen:

  • Unternehmen sollen offensiv und zielgruppengerichtet für Ausbildungen werben.
  • Werbung an Schulen: Auszubildende erzählen, was sie machen. „Vielen Schülern ist oft nicht klar, wie viele Möglichkeiten es in einem Unternehmen gibt“, sagte Bernhard.
  • Elterntage veranstalten. Oft drängen Eltern auf einen höheren Schulabschluss und ein Studium. Darauf habe man wenig Einfluss, so Bernhard. Früher habe man nur den Schülern gezeigt, welche Möglichkeiten es im Unternehmen gibt. Heutzutage sollte man auch die Eltern einladen, weil diese teilweise keine Vorstellung haben, wie modern ein Werkzeugmaschinenhersteller ist.
  • Um Auszubildende auch nach der Ausbildung im Unternehmen zu halten, sollten Weiterbildungsangebote und Aufstiegschancen angeboten werden, die auch mit höheren Gehältern verbunden sind.

Aber auch die Politik soll nach Ansicht von Bernhard aktiver werden:

  • So brauchen zum Beispiel kleinere Unternehmen, die ausbilden, eine Förderung, um auch moderne Ausbildungsmaschinen zu haben. Denn in den Azubi-Werkstätten seien diese oft noch alt.
  • Die Politik müsse außerdem den Stellenwert der Berufsausbildung herausstellen und erkennen, dass gewerblich-technische Berufsschulen auch ein regionaler Wirtschaftsfaktor sein können.

Ein weiterer Punkt, der dem VDW-Präsidenten wichtig ist: Die duale Ausbildung verliert an Attraktivität. Der Grund: Das duale Studium, „das die klassische Berufsausbildung durch Akademisierung aushöhlt“, so Bernhard.  Es sei auch bei vielen Firmen beliebt, weil die Mitarbeitenden dann sowohl theoretisch als auch praktisch ausgebildet werden. Das Problem sei jedoch, dass viele Dualstudierende nach Abschluss des Studiums das Unternehmen verlassen.

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So ist die allgemeine Lage in der Werkzeugmaschinen-Branche

Daneben sprach Bernhard natürlich auch über die aktuelle Lage in der Werkzeugmaschinen-Branche. So hat die Produktion den Corona-Tiefpunkt überwunden. Seit vergangenem Jahr verzeichnet die Branche wieder einen starken Aufschwung. Der Auftragseingang stieg 2021 um 58 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit lag er elf Prozent über dem Niveau des Vor-Coronajahres 2019.

Starker Treiber war das Ausland mit einem Anstieg von 62 Prozent. Spitzenreiter beim Werkzeugmaschinen-Export aus Deutschland waren dabei China und die USA. Tschechien, Italien und Mexiko hatten die höchsten Wachstumsraten.

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(Bild: VDW)

Der Vergleich zu 2020 zeige aber, dass es auch beim Export noch Nachholbedarf gebe, um die Corona-Verluste wieder wettzumachen, so Bernhard. Dass die Branche auf einem guten Weg sei, zeige die Kapazitätsauslastung. Vor allem in Europa wächst der Auftragseingang. Hier habe man in den Jahren zuvor aber auch am stärksten verloren.

Die inländischen Bestellungen legten im Übrigen ebenfalls um mehr als die Hälfte zu.

Ausblick: 2022 wird ein gutes Jahr für die Werkzeugmaschinenbauer

„Die Werkzeugmaschinenindustrie hat gute Chancen auf ein erfolgreiches Jahr 2022“, sagte Bernhard weiter. Der Verband rechnet für dieses Jahr mit einem Produktionsplus von 14 Prozent. Zum Vergleich: Für den gesamten Maschinenbau rechnen Experten mit einem preisbereinigten (realen) Produktionsanstieg von sieben Prozent. Vor allem die „hervorragende Nachfrageentwicklung seit Mitte vergangenen Jahres“ stimmt Bernard optimistisch.

Jedoch erklärten fast alle Werkzeugmaschinenhersteller in der VDW-Umfrage, dass sie von Lieferengpässen betroffen sind. 46 Prozent waren im Dezember 2021 „gravierend“ davon betroffen, genauso viele „merklich“. Lediglich acht Prozent hatten die Lieferengpässe nur geringe Auswirkungen. Dabei fehlen vor allem Elektronikbauteile und Metallerzeugnisse. Aber auch Lüfter für Motoren, Kupfer für Wicklungen, Hydraulikaggregate, Aluminium und Hightech-Stähle sind von den Engpässen betroffen.

Die gute Nachricht ist jedoch: Bisher hatten die Werkzeugmaschinenbauer keine gravierenden Auftragsstornierungen und Liquiditätsengpässen als Folge der Lieferverzögerungen.

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