Drei Würfel, auf denen die Flaggen der USA, EU und China sind. Daneben Geldscheine unterschiedlicher Währungen

Die USA, China und EU zählen für viele Industrieunternehmen zu den Wachstumsmärkten für 2022. (Bild: studio v-zwoelf - stock.adobe.com)

Neues Jahr, neues Glück? Nach den Corona-Jahren 2020 und 2021 blicken die Entscheider der Industrie mit gemischten Gefühlen auf 2022. PRODUKTION wollte genauer wissen, mit welchen Trends, Wachstumsmärkten und Konjunkturerwartungen die deutsche Industrie in das neue Jahr geht. Deshalb haben wir Verbände und Unternehmen befragt. Einen Einblick geben neben dem VDMA, VDW und ZVEI folgende Firmen: Trumpf, Grob, Stratasys, Schunk und Universal Robots.

Der erste Teil unserer Industrietrends dreht sich um die Wachstumsmärkte, Teil zwei geht über die immer noch anhaltenden Auswirkungen der Corona-Pandemie und im dritten Teil erklären die Experten, warum 2022 ein gutes Jahr werden kann und wie sie die Konjunktur für 2022 einschätzen.

Diese zwei Länder sind für Trumpf besonders wichtig

Stephan Mayer, CEO Machine Tools bei Trumpf
Stephan Mayer, CEO Machine Tools bei Trumpf (Bild: Trumpf Group)

Alle Befragten sind international tätig und haben daher die weltweiten Wachstumsmärkte für 2022 im Blick. Bei Trumpf spielen vor allem China und die USA eine zentrale Rolle, sagt Stephan Mayer, CEO Machine Tools. Die beiden Länder waren mit einem Umsatz von jeweils circa 500 bis 600 Millionen Euro im vergangenen Geschäftsjahr nach Deutschland die größten Märkte - sowohl beim Umsatz, als auch bei den Stückzahlen. Zudem wachse die Wirtschaft in beiden Ländern stark, so Mayer. China schwächele zwar derzeit konjunkturell etwas, aber in den Branchen, in denen Trumpf aktiv ist, halte der Aufwärtstrend an. Dazu zählt zum Beispiel die Solarenergie. Die USA ist für Trumpf vor allem bei den Werkzeugmaschinen stark. „Aber auch Europa hat sich in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 deutlich erholt“, sagt Mayer.

Trumpf erwartet im laufenden Geschäftsjahr ein Plus von 50 Prozent mehr Aufträgen. Das wäre ein Rekord. Die Hintergründe lesen Sie hier.

Elektromobilität ist eines der Fokusthemen bei Schunk

Harald Dickertmann, Executive Vice President Sales bei Schunk
Harald Dickertmann, Executive Vice President Sales bei Schunk (Bild: Schunk)

Beim Greifsystem- und Spanntechnik-Hersteller Schunk setzt man ebenfalls auf Amerika, Asien – vor allem China – und Europa, sagt der Executive Vice President Sales, Harald Dickertmann. Er erklärt: „Aktuelle Treiberthemen wie Konnektivität, Individualisierung, Mobilität und Ökologie generieren neue Wachstumspotenziale in verschiedenen Industriebereichen.“

Schunk nutze seine Chancen zum Beispiel im Bereich der E-Mobilität und der damit verbundenen Investitionen. Ebenfalls im Fokus: Die Life-Science-Branchen, in denen die produzierende Industrie laut Dickertmann hinsichtlich Zuverlässigkeit, Qualität und Verfügbarkeit eine Schlüsselposition einnimmt.

Grob sieht große Wachstumschancen in Asien und Europa

Christian Müller, CSO und Mitglied der Geschäftsführung
Christian Müller, CSO und Mitglied der Geschäftsführung bei Grob (Bild: Grob)

Ähnlich sieht es beim Werkzeugmaschinenhersteller Grob aus. Laut Christian Müller, CSO und Mitglied der Geschäftsführung, sieht das Unternehmen weiterhin große Wachstumschancen im asiatischen und europäischen Raum. „Jedoch darf auch der amerikanische Raum nicht außer Acht gelassen werden, hier sehen wir vor allem neues Potenzial im Bereich der Elektromobilität“, sagt er. Da Grob nach eigener Aussage als eines von wenigen Unternehmen in der Lage ist, komplette Fertigungs- und Montagelinien für Komponenten des E-Antriebs zu liefern, „sind wir ideal aufgestellt, um alle weltweiten Wachstumsmärkte zu bedienen“, so Müller.

Marokko und die Arabischen Emirate sind für Stratasys wichtig

Andreas Langfeld, President EMEA bei Stratasys
Andreas Langfeld, President EMEA bei Stratasys (Bild: Stratasys)

Der 3D-Druckerhersteller Stratasys sieht dagegen weiterhin großes Wachstumspotential in seinen klassischen Zielmärkten Deutschland, Großbritannien und Frankreich, erklärt Andreas Langfeld, President EMEA. Zudem fokussiert sich das Unternehmen auf natürliche Wachstumsmärkte wie Marokko oder die Vereinigten Arabischen Emirate. „Wir sind gerade Zeuge einer Kräfteumverteilung, was die Produktionsstätten globaler Unternehmen angeht und sind breit aufgestellt, um diesem Trend zu folgen“, sagt Langfeld.

Im Podcast Industry Insights erklärt Andreas Langfeld unter anderem, warum die Industrie mehr über die additive Fertigung sprechen sollte:

DACH-Region ist großer Wachstumsmarkt für Universal Robots

Andrea Alboni, Westeuropa-Chef bei Universal Robots
Andrea Alboni, Westeuropa-Chef bei Universal Robots (Bild: Universal Robots)

„Die DACH-Region ist für uns auch 2022 ein großer Wachstumsmarkt“, sagt Andrea Alboni, Westeuropa-Chef beim Robotikunternehmen Universal Robots. In allen drei Ländern erwartet das Unternehmen eine große Nachfrage nach Cobots, also kollaborierenden Robotern. Der Grund: Viele kleine und mittelständische Unternehmen haben ähnliche Herausforderungen: „Der anhaltende Arbeitskräftemangel, der Renteneintritt der Babyboomer-Generation und die gesundheitliche Belastung durch repetitive, ergonomisch ungünstige Tätigkeiten erschweren es ihnen, rentabel und effizient zu produzieren. Mit unseren Cobots bieten eine wir praktikable Lösung, um diese Hürden zu überwinden“, sagt Alboni.

Auch Andrea Alboni war schon zu Gast bei Industry Insights. Er spricht unter anderem über Trends in der Automatisierung:

VDMA: Das sind die Wachstumsmärkte für den Maschinenbau

Olaf Wortmann, Konjunkturexperte des VDMA
Olaf Wortmann, Konjunkturexperte des VDMA (Bild: VDMA)

Und wie ist die Situation branchenweit? Für den Maschinen- und Anlagenbau rechnet der VDMA mit einem Produktionswachstum von sieben Prozent. „Die Länder der Europäischen Union inklusive Deutschland dürften dazu starke Impulse geben“, sagt der VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann. Die Branche sollte von dem von der EU aufgelegten Wiederaufbaufonds profitieren, erklärt er. Zudem gebe es nationale Fördermaßnahmen.

Als weiteren Impulsgeber sieht Wortmann die USA. „Die dortige Konjunktur läuft auf Hochtouren und das Infrastrukturinvestitionspaket mit einem Volumen von 1,2 Billionen Dollar - verteilt über zehn Jahre - sollte ebenfalls zu einem kräftigen Wachstum des Maschinen- und Anlagenbaus beitragen“, sagt er. In China sieht der Experte dagegen auch 2022 keine großen Wachstumsperspektiven. Aber: Der chinesische Markt könne dank seiner Größe zumindest stabilisierend wirken, analysiert Wortmann.

Über die aktuelle Lage im Maschinenbau spricht VDMA-Präsident Haeusgen im Podcast:

2022 ist ein Jahr der Expansion für die Elektroindustrie

Dr. Andreas Gontermann, Chefvolkswirt des ZVEI
Dr. Andreas Gontermann, Chefvolkswirt des ZVEI (Bild: ZVEI)

Auch beim ZVEI ist man vorsichtig optimistisch: „Wenn es gelingt, die Pandemie trotz neuer Mutationen - Stichwort: Omikron - erfolgreich einzudämmen, sollte auch 2022 ein Jahr der Expansion werden können“, sagt Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann. Im vergangenen Jahr seien vor allem die Branchenlieferungen nach Frankreich, in die Niederlande, nach Tschechien, Italien, Österreich und Großbritannien zweistellig gestiegen. Im Exportgeschäft mit den größten Abnehmerländern China und den USA gab es Zuwächse von acht beziehungsweise neun Prozent.

Aber: „Da die letztjährigen Steigerungsraten auch stark von Basiseffekten geprägt waren, dürfte das diesjährige Wachstum geringer ausfallen“, erklärt Gontermann. Man müsse abwarten, wie sich Chinas Zero-Covid-Strategie auswirke und wie stark die US-Notenbank reagieren werde, um die Inflation wieder zu senken.

Mehr zur aktuellen Lage in der Elektroindustrie und was der ZVEI von der EU fordert, erfahren Sie hier.

VDW: Besonders gute Chancen gibt es in den USA

Bernhard Geis, Leiter Wirtschaft und Statistik beim VDW
Bernhard Geis, Leiter Wirtschaft und Statistik beim VDW (Bild: VDW)

Für die Werkzeugmaschinenbranche sieht Bernhard Geis, Leiter Wirtschaft und Statistik beim VDW, besonders in den USA gute Chancen. Der amerikanische Markt sei schon 2021 gut angelaufen. „Hier spielt auch das Reshoring, also das Zurückholen ausgelagerter Produktionsprozesse, eine Rolle“, sagt er. Neben dem schon angesprochenen Infrastrukturpaket wird laut Geis auch das Sozial- und Klimaschutzpaket mit einem Volumen von 1,75 Billionen Dollar die Investitionen weiter anregen.

Das Chinageschäft spielt für die Werkzeugmaschinenbranche weiter eine tragende Rolle. Und das, obwohl es „einige Fragezeichen“ gibt – „zum Beispiel vor dem Hintergrund der Null-Covid-Strategie, den Problemen auf dem Immobiliensektor, den zunehmenden Autarkiebestrebungen und den Beziehungen zu den USA“, sagt Geis. Für die Branche laufe es derzeit auch in Südkorea und Japan gut.

Insgesamt hat sich die Werkzeugmaschinenbranche gut von dem Corona-Tief erholt und konnte die Einbrüche bei den Auftragseingängen mehr als kompensieren, so der VDW-Experte. Die Stärke des Auftriebs sei 2021 aber auch geprägt gewesen von Nachholeffekten und staatlichen Förderprogrammen. Diese Nachholeffekte laufen jetzt weitestgehend aus.

Wer die größten Werkzeugmaschinenhersteller Europas sind, erfahren Sie hier in unserer Bildergalerie.

Das sind die Industrietrends 2022 (Kopie)

Wie ist die Lage in der Industrie? Wo gibt es Herausforderungen? Welche Wachstumsmärket bieten neue Chancen?

 

PRODUKTION hat Verbände und Unternehmen zu den Industrietrends 2022 befragt. Antworten geben der VDMA, VDW, ZVEI sowie Trumpf, Schunk, Stratasys, Grob und Universal Robots.

 

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