Zwei Mitarbeiter tragen Maske und diskutieren. Im Hintergrund Container

Vor allem Lieferengpässe beschäftigen die Industrie derzeit. (Bild: visoot - stock.adobe.com)

Die Corona-Pandemie hat riesige wirtschaftliche Schäden hinterlassen. Das Institut der deutschen Wirtschaft kommt in einer Analyse zum Ergebnis, dass der Wertschöpfungsausfall bei rund 350 Milliarden Euro liegt. Auch die Industrie war und ist von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Deshalb wollten wir im zweiten Teil unserer diesjährigen Industrietrends wissen: In welchen Bereichen werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie 2022 noch eine Rolle für Ihre Branche/Ihr Unternehmen spielen? Einen Einblick geben wieder der VDMA, VDW und ZVEI sowie folgende Firmen: Trumpf, Grob, Stratasys, Schunk und Universal Robots.

Im ersten Teil haben die Verbände und Unternehmen schon berichtet, welche Wachstumsmärkte sie für Ihre Branche sehen. Zum Artikel kommen Sie hier. Der dritte Teil beschäftigt sich dann mit der Frage, warum 2022 ein gutes Jahr werden kann und wie die Konjunktur in diesem Jahr wird.

VDW: Das ist das zentrale Problem für die Werkzeugmaschinenbranche

Bernhard Geis, Leiter Wirtschaft und Statistik beim VDW
Bernhard Geis, Leiter Wirtschaft und Statistik beim VDW (Bild: VDW)

Die Engpässe bei Material und Komponenten werden 2022 das zentrale Problem bleiben, auch wenn sie sich sukzessive bessern sollten", erklärt Bernhard Geis, Leiter Wirtschaft und Statistik beim VDW. Wenn Dienstleister wie Hotels angesichts der Omikron-Variante weiterhin große Schwierigkeiten haben, werde aufgrund der Ersparnisse die Nachfrage nach Gütern hoch bleiben.

Dies sei zum einen positiv für die Industrie und damit auch die Investitionen in Werkzeugmaschinen. Zum anderen bleibe aber der Druck auf die Lieferketten hoch.

Wie schon angesprochen, bleibt die Null-Covid-Strategie in China eine Herausforderung für die Logistik – Stichwort Hafensperrungen. Mit den Sperrungen von Städten und Regionen werden außerdem Industriebetriebe temporär stillgelegt, so Geis. „Wie erlebt können auch Strommangel oder die Einhaltung von Umweltzielen der Grund dafür sein“, erklärt er. Das betreffe sowohl Kunden in China, aber potenziell auch die dortigen Niederlassungen von Werkzeugmaschinenherstellern selbst.

Außerdem hemmen die weiterhin eingeschränkte Reisetätigkeit und der damit schwierigere Zugang zum Kunden laut Geis das Geschäft. Vor allem für die Neuakquise sei das ein Problem. Zusätzlich ist die Werkzeugmaschinenbranche von Messeverschiebungen betroffen.

Die Werkzeugmaschinen-Branche leidet unter der aktuellen Wirtschaftslage, doch Sie nutzt die Zeit, um sich Zukunftsthemen zu widmen. Unsere Redakteurin Julia Dusold hat hier die wichtigsten Trends für Sie zusammengefasst.

VDMA: Lockdowns bremsen Produktion aus

Olaf Wortmann, Konjunkturexperte des VDMA
Olaf Wortmann, Konjunkturexperte des VDMA (Bild: VDMA)

Auch den Maschinen- und Anlagenbau insgesamt werden die Folgen der Pandemie 2022 begleiten, bestätigt VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann. Er nennt ebenfalls die Materialknappheiten als Herausforderung. Diese seien unter anderem dadurch verursacht worden, dass der Aufschwung nahezu weltweit außergewöhnlich steil verlief, was viele Aufträge mit sich brachte, und gleichzeitig viele Lockdowns die Produktion ausbremsten.

„Überall dort, wo es auch in den kommenden Monaten zu Lockdowns kommen wird, könnten sich diese Tendenzen zumindest kurzfristig wieder verstärken“, mahnt Wortmann.

Weitere Corona-Auswirkungen für den Maschinenbau sind Reise- und Aufenthaltsbeschränkungen sowie Logistik- und Transportprobleme.

Im Podcast Industry Insights spricht VDMA-Präsident Karl Haeusgen über Herausforderungen und Trends im Maschinenbau:

ZVEI: So gut wie alle Branchenfirmen sind betroffen

Dr. Andreas Gontermann, Chefvolkswirt des ZVEI
Dr. Andreas Gontermann, Chefvolkswirt des ZVEI (Bild: ZVEI)

Die Elektro- und Digitalindustrie ist besonders von den Materialknappheiten und Lieferschwierigkeiten betroffen. „Sie betreffen praktisch alle Branchenfirmen in der einen oder anderen Weise“, Dr. Andreas Gontermann, Chefvolkswirt des ZVEI.

Bei drei Vierteln der Unternehmen hatten sich die Versorgungsengpässe bis Ende 2021 teils deutlich verschärft. Sowohl die Beschaffung von Vorprodukten, als auch das Ausliefern der eigenen Produkte bereiten Probleme, berichtet Gontermann. So gut wie alle Elektrounternehmen gingen zuletzt davon aus, dass die Schwierigkeiten weiter anhalten dürften. Bestehende Engpässe könnten sich laut Gontermann noch bis Mitte des Jahres oder darüber hinaus ziehen.

Schunk: Langfristige Verträge mit Zulieferern

Harald Dickertmann, Executive Vice President Sales bei Schunk
Harald Dickertmann, Executive Vice President Sales bei Schunk (Bild: Schunk)

Und das zeigt ein Blick in die Unternehmen: "Auch wir haben die Lieferkettenproblematik in einzelnen Bereichen erfahren müssen und deshalb den Kontakt zu unseren Zulieferern enger gefasst", sagt Harald Dickertmann, Executive Vice President Sales bei Schunk. Das Unternehmen habe sich frühzeitig Rohmaterialien über langfristige Verträge gesichert und entsprechend vorgesorgt. Die hohe Fertigungstiefe des Unternehmens stärke die Unabhängigkeit, sodass die Lieferfähigkeit aufrecht erhalten werden kann, so Dickertmann.

Stratasys: Diese zwei Themen sind besonders wichtig

Andreas Langfeld, President EMEA bei Stratasys
Andreas Langfeld, President EMEA bei Stratasys (Bild: Stratasys)

Bei Stratasys beschäftigt man sich aufgrund der Pandemie vor allem mit zwei Themen: der Versorgungskette und Nachhaltigkeit. EMEA-President Andreas Langfeld berichtet, das Unternehmen habe bereits während des Höhepunkts der Pandemie eine große Veränderung der Versorgungsketten erlebt, wobei viele Additive Manufacturing (AM) eingeführt haben, um globale Logistikprobleme zu überwinden. „Die neue Weltwirtschaft nach Covid wird sich auf die AM-Technologie und ihre Fähigkeit zur Innovation und Verbesserung globaler Lieferketten stützen“, sagt er.

Zum Thema Nachhaltigkeit erklärte Langfeld: „3D-Druck ermöglicht bereits eine bedarfsgerechte, lokalisierte Produktion.“ 2022 müsse sich Additive Manufacturing als nachhaltiges Produktionsverfahren ausweisen. Dazu will Stratasys mehr Daten zur Verfügung stellen, um die Vorteile von 3D-Druck aufzuzeigen.

Mehr über die Herausforderungen und Trends in der Additiven Fertigung lesen Sie hier.

Und im Podcast erklärt Andreas Langfeld, warum er sich als „Leader and People Manager“ bezeichnet:

Universal Robots setzt auf Online-Events und -Schulungen

Andrea Alboni, Westeuropa-Chef bei Universal Robots
Andrea Alboni, Westeuropa-Chef bei Universal Robots (Bild: Universal Robots)

„Je nachdem, wie sich die Pandemie entwickelt, wird der unmittelbare Austausch mit Kunden und Partnern bei größeren Veranstaltungen vor Ort, zum Beispiel auf Messen, auch 2022 eingeschränkt sein“, sagt Alboni von Universal Robots. Das Unternehmen setzt deshalb weiterhin auf Online-Events und -Schulungen sowie Remote-Support.

Universal Robots hat zudem festgestellt, dass die Pandemie zu einem Umdenken beim Thema Automatisierung geführt hat. „Gerade KMUs erkennen zunehmend, wie kollaborierende Roboter sie unterstützen können, ihre Produktion auch in diesen schwierigen Zeiten aufrechtzuerhalten und Mitarbeitende zu entlasten“, erzählt Alboni.

Über die Top 5 Roboter-Trends schreibt unser Redakteur Dietmar Poll hier.

Mit welchem Unternehmen Universal Robots unter anderem zusammenarbeitet und was das Besondere an den Anwendungs-Kits sind, erklärt Andrea Alboni im Podcast:

Trumpf setzt auf Krisenstab

Stephan Mayer, CEO Machine Tools bei Trumpf
Stephan Mayer, CEO Machine Tools bei Trumpf (Bild: Trumpf Group)

Trumpf ist laut Stephan Mayer, CEO Machine Tools, gut durch die Coronakrise gekommen und leide derzeit auch weniger als manch anderer. "Obwohl auf der ganzen Welt die Lieferketten ins Stocken geraten, konnten wir bislang die meisten Maschinen schlussendlich zum Kunden bringen", so Mayer.

Der seit Pandemiebeginn eingesetzte Krisenstab erkenne Engpässe frühzeitig und könne oft noch entsprechend vorsorgen, erklärt er. „Außerdem hilft uns unsere hohe Wertschöpfungstiefe, um den Engpässen zu begegnen“, sagt Mayer. Aber: Der Mangel an Rohstoffen und Komponenten werde die gesamte Branche auch 2022 noch begleiten und Trumpf rechnet auch mit einem gewissen negativen Umsatzeffekt.

Das Geschäft mit der Elektromobilität läuft bei Trumpf auf Hochtouren. Mehr dazu lesen Sie hier.

Grob hofft auf Messen

Christian Müller, CSO und Mitglied der Geschäftsführung bei Grob
Christian Müller, CSO und Mitglied der Geschäftsführung bei Grob (Bild: Grob)

„Auf welche Bereiche sich die Corona-Pandemie im Jahr 2022 weiterhin auswirken wird, lässt sich derzeit noch nicht genau abschätzen, da sich die Lage rund um das Coronavirus sehr dynamisch verhält“, sagt dagegen Müller von Grob. Neben Lieferengpässen seien vor allem die Bereiche Events und Messen sowie der direkte Kundenkontakt nach wie vor sehr stark eingeschränkt. Das Unternehmen hofft, dass die diesjährigen Messen wie geplant stattfinden. "Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich die Corona-Pandemie in den nächsten Monaten weiterentwickeln wird, wir sehen jedoch zuversichtlich in das neue Jahr", sagt Müller.

Das sind die Industrietrends 2022 (Kopie)

Wie ist die Lage in der Industrie? Wo gibt es Herausforderungen? Welche Wachstumsmärket bieten neue Chancen?

 

PRODUKTION hat Verbände und Unternehmen zu den Industrietrends 2022 befragt. Antworten geben der VDMA, VDW, ZVEI sowie Trumpf, Schunk, Stratasys, Grob und Universal Robots.

 

Sie möchten gerne weiterlesen?