Elektroauto von Nio

Der Anteil von E-Autos und Plug-in-Hybriden chinesischer Autobauer liegt für den Juni 22 fast schon bei der Hälfte. Deutsche Autobauer hingegen verlieren Marktanteile und scheinen den Anschluss an verkauften New Energy Vehicle zu verlieren. (Bild: Roland - stock.adobe.com)

Während bei den chinesischen Marken bereits fast die Hälfte aller in China neu verkauften Autos Elektrofahrzeuge oder Hybride sind, verkaufen die deutschen Autokonzerne noch überwiegend Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, so die Statistiken des chinesischen Passagierwagen-Verbandes CPCA. Im Juni 2022 lag der Anteil der New Energy Vehicle (NEV - Batterie-elektrische Autos und Plug-in-Hybride) bei den chinesischen Automarken bei 45 Prozent. Bei den Joint-Venture-Marken in China hingegen lag dieser Anteil nur bei 4,8 Prozent.

Dank staatlicher Unterstützung und politischer Anreize ist China bereits der weltweit größte Hersteller und Verbraucher von NEV und mehr als 90 Prozent der weltweiten Investitionen sowohl in die Erstausrüstung als auch in Komponenten gingen nach China. Für ausländische Investoren wurde die Obergrenze in die NEV-Herstellung bereits 2018 aufgehoben. Dank der stabilen und umfassenden Lieferkette und der Marktnachfrage im Inland machten die in China verkauften Autos 59 Prozent des weltweiten NEV-Absatzes aus, berichtete Cui Dongshu, Generalsekretär der Chinesischen Vereinigung für Personenkraftwagen (CPCA).

Deutsche Konzerne fallen bei Elektromobilität zurück

Für deutsche Autobauer ist China der wichtigste Markt. Gut jedes dritte Fahrzeug verkaufen VW, Mercedes und BMW dort. Doch im ersten Halbjahr 2022 brach der Absatz ein. Laut Berechnungen des CAR-Center Automotive Research verkauften VW, BMW und Mercedes dort ein Fünftel weniger Fahrzeuge. Bei Mercedes sanken allein im zweiten Quartal die Verkäufe im chinesischen Markt um rund ein Viertel.

Lange Zeit profitierten die deutschen Autobauer vom China-Boom. In den vergangenen fünf Jahren schrumpfte der Marktanteil deutscher Autobauer dort von 25 auf 17 Prozent, hat die Unternehmensberatung Alix ermittelt. "Die Vormacht der Deutschen in China bröckelt", sagt der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research.

"Die deutschen Autobauer waren zu schlecht mit reinen Elektroautos in China vertreten. Es wurden strategische Fehler gemacht." In den ersten vier Monaten des Jahres befand sich unter den 'Top Ten' der Elektroautos in China keine einzige deutsche Marke. VW rangierte erst auf Platz 15.

Wichtigster Absatzmarkt für deutsche Autobauer

Wollen die deutschen Autobauer ihren wichtigsten Absatzmarkt nicht verlieren, müssen sie kräftig in die Elektromobilität investieren und in attraktive neue Modelle, die auf die chinesischen Käufer zugeschnitten sind. Doch es stellt sich zunehmend die Frage, ob das politisch gewollt ist. Die Bundesregierung drängt derzeit die deutsche Wirtschaft dazu, ihre Abhängigkeit von China zu verringern. Erstmals hat der Bund vor Kurzem eine Reihe von Bürgschaften für deutsche Unternehmen in China auf den Prüfstand gestellt, darunter auch für mehrere Werks-Investitionen von VW.

Chinesische Technologie für europäische Batterieproduktion

Auch technologisch spielt China für die deutschen Autokonzerne eine schnell zunehmende Rolle, so Dudenhöffer. „Wir importieren nicht nur Batterien und immer mehr Elektroautos aus China, sondern importieren auch funktionierende Technologie. Ohne diese Technologie könnten kaum zahlreiche Batteriehersteller in Europa ihre Produktion so schnell aufbauen.

Der Technologietransfer aus China gilt auch für das vernetzte Auto, für autonomes Fahren. Nur mit China schaffen können wir die Zukunftsprobleme lösen, gerade vor dem Hintergrund der durch Putins Krieg in der Ukraine sich zuspitzenden Probleme. Europa braucht China mehr als China uns“, so Dudenhöfer auf dem Deutsch-Chinesischen Automobilkongress in Berlin.

Volkswagen verliert Marktanteile

Während der Gesamtmarkt für Autos in China 2021 um vier Prozent gewachsen ist, gingen die Absatzzahlen von VW in dessen wichtigstem Absatzmarkt um 14 Prozent zurück. Dadurch sank der Anteil der Volkswagen-Marken in China auf elf Prozent. In den vorangegangenen Jahren hatte er stets zwischen 14 und 15 Prozent gelegen.

Chinakenner Ralf Brandstätter ist neuer Vorstand in China und plant ein China-Board unter seiner Leitung einzuführen. Mitglieder des Boards werden unter anderem die regionalen CEOs von Audi, Volkswagen und der Software-Tochter Cariad sein. Dadurch sollen schnellere Entscheidungen und eine bessere Zusammenarbeit der Konzernmarken ermöglicht werden.

BMW baut Investitionen in China aus

„China ist für BMW weiter ein großes Investitionsziel. Denn wir sind auf dem Weg zu einem CO2-neutralen Unternehmen. Das ist kein unverbindliches Versprechen sondern fängt mit der Produktion an, umfasst Logistik und die gesamte Nutzungsdauer und Recycling der Fahrzeuge.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Digitalisierung der Produktion und der Fahrzeuge. Der X3 geht aus China auch in den Export. Aus China exportieren wir aber auch immer mehr Erfahrungen der zukünftigen Fahrzeugfertigung, berichtet Yanyan Wu, Vizepräsidentin Corporate Communications and Government Affairs auf dem Automobilkongress in Berlin.

Olive Zipse, Vorstandsvorsitzender der BMW Group, erklärte auf dem World New Energy Vehicle Congress, BMW sei vom langfristigen Potenzial des chinesischen Marktes überzeugt und werde seine Investitionen im Land fortsetzen. „Unser gemeinsames Ziel ist klar: Wir werden eine effiziente und digitale Industrie mit Spitzentechnologie zwischen unseren Volkswirtschaften schaffen“, erklärte Zipse. „Wir brauchen mehr Zusammenarbeit, nicht weniger. Dies sollte unsere Antwort auf die großen Herausforderungen sein, die derzeit die Weltwirtschaft beeinflussen“, so Zipse.

Mercedes-Benz setzt auf China

Unsere Wirtschaft ohne China? „Das ist eine völlige Illusion“, so Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius im September 2022 in der 'Welt'. Der Konzern setzt dort das dreieinhalbfache dessen ab, was es auf dem deutschen Heimatmarkt verkauft. Der Konzern produziert vor Ort in der Beijing Benz Automotive. Mit dem Elektroauto-Pionier BYD unterhalten die Stuttgarter das Joint Venture Shenzhen Denza New Energy Automotive. Zwischen 2014 und 2021 sind jedoch lediglich insgesamt 23.013 Neuwagen von Denza verkauft worden.

Erfolgreicher ist das Gemeinschaftsunternehmen mit Geely, in dem der e-Smart produziert wird. Nach der Weltpremiere des neuen smart #1 freut sich Smart nun, mit dem in China gefertigten #1 Deutschlands Straßen zu erobern, meldete das Unternehmen.

Tesla baut bald mehr Autos in China als in den USA

Tesla wiederum wird in absehbarer Zeit mehr Fahrzeuge in China als in den Vereinigten Staaten produzieren, da das Tesla-Werk in Shanghai inzwischen zur weltweit größten Produktionsstätte des Automobilherstellers geworden ist. Es ist in der Lage, 750.000 Fahrzeuge pro Jahr zu produzieren, 100.000 Einheiten mehr als Teslas Werk in Fremont, Kalifornien. Es folgen die Gigafactories in Texas und Deutschland, die jeweils eine jährliche Produktionskapazität von 250.000 Einheiten haben.

Tesla hat das Werk in Shanghai zu einem wichtigen globalen Exportzentrum gemacht. In der ersten Hälfte dieses Jahres habe der Autobauer 294.800 Fahrzeuge in Shanghai hergestellt, von denen 97.182 nach Übersee verschifft wurden, so CPCA. Das Shanghai-Werk ist die erste vollständig in ausländischem Besitz befindliche Autofabrik in China.

Tesla-Chef Elon Musk erklärte, Tesla sei der beste Autohersteller in China, fügte aber hinzu, er habe großen Respekt vor den chinesischen Herstellern, insbesondere vor den Herstellern von Elektrofahrzeugen. „Sie sind klug und fleißig, und ich denke, dass jedes Unternehmen, das nicht so wettbewerbsfähig ist wie sie, mit Sicherheit einen Rückgang seiner Marktanteile erleiden wird“, so Musk.

Überarbeitet von: Dietmar Poll

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