Drohnenabwehr wird zum Sicherheitsfaktor
Drohnen als reale Bedrohung für Unternehmen
Spionagedrohnen tauchen immer häufiger über Industrieanlagen auf – schwer zu erkennen, technisch hochgerüstet, mit realem Schadenspotenzial. Drohnendetektion ist zur Pflichtaufgabe geworden.
Spionage-Drohnen sind eine reale Gefahr – Firmen mit Werksgeländen sollten sich schützen.
Kadmy - stock.adobe.com)
Immer häufiger kommt es zu Sichtungen unbemannter Flugobjekte über Industrie- und Forschungseinrichtungen. Die Karlsruher Sicherheitsfirma Hensec verzeichnet eine wachsende Nachfrage nach Drohnendetektionssystemen – insbesondere von Unternehmen mit großflächigem Werksgelände und von Betreibern Kritischer Infrastrukturen. Der Hintergrund ist klar: Die Zahl sicherheitsrelevanter Vorfälle steigt rasant, ebenso die technischen Fähigkeiten der eingesetzten Drohnen.
Technologische Entwicklung mit Folgen
Drohnen haben sich innerhalb weniger Jahre von spezialisierten Nischenprodukten zu breit eingesetzten Werkzeugen entwickelt. Prognosen der European Union Aviation Safety Agency (EASA) gehen davon aus, dass bis 2030 rund sieben Millionen zivile Drohnen in Europa im Einsatz sein könnten.
Der zivile Nutzen ist vielseitig – von Inspektionen über Logistiklösungen bis hin zur Landwirtschaft. Gleichzeitig entsteht ein neues Einfallstor für Missbrauch: Drohnen können aus der Distanz observieren, Netzwerke scannen oder sogar Nutzlasten transportieren. Die militärische Nutzung zeigt, wie leistungsfähig und gleichzeitig gefährlich diese Technologien sein können.
Neue Formen der Ausspähung
Drohnen bieten die Möglichkeit, unbemerkt Informationen über Sicherheitsvorkehrungen, Lagerbewegungen oder Produktionsabläufe zu sammeln. Mit hochauflösender Kamera- oder Wärmebildtechnik ausgestattet, lassen sich sensible Unternehmensdaten aus der Luft erfassen.
Allein im ersten Quartal 2025 zählte das Bundeskriminalamt 270 Vorfälle mit über 500 registrierten Drohnenüberflügen – ein erheblicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Darunter befanden sich auch Fälle, bei denen konkrete Ermittlungsverfahren wegen möglicher Spionage eingeleitet wurden.
Gefahr durch aktuelle Vorfälle unterstrichen
Beispiele wie die Drohnensichtungen über dem BASF-Werk in Ludwigshafen oder der Air Base Ramstein führten 2024 zur Gründung spezieller Ermittlungsgruppen beim Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz. Auch im September 2025 wurde über dem Werksgelände der Marinesparte von Thyssenkrupp sowie dem Universitätsklinikum Kiel eine Drohnenformation registriert.
Die Flugmuster deuten auf gezielte Vermessungsvorgänge hin. Auch andere kritische Orte wie das Landeshaus Kiel oder ein Kraftwerk am Nord-Ostsee-Kanal wurden überflogen.
Eigenschaften moderner Spionagedrohnen
Drohnen, die für Überwachungszwecke eingesetzt werden, nutzen eine Vielzahl technischer Möglichkeiten, um unbemerkt zu bleiben. Die geringe Größe, leise Antriebe und spezialisierte Sensorik erschweren die visuelle und akustische Wahrnehmung.
Zudem gibt es Systeme, die in der Lage sind, sich in Netzwerke einzuklinken oder Funkverbindungen abzugreifen – beispielsweise über sogenannte „Wi-Fi Pineapple“-Module. Auch der Einsatz von Drohnenschwärmen mit koordinierter Flugführung erhöht die Effektivität solcher Angriffe deutlich.
Detektion als erster Schritt zur Sicherheit
Unternehmen mit größerem Gelände oder sensibler Infrastruktur müssen Drohnenflüge frühzeitig erkennen. Dazu bedarf es spezialisierter Systeme, die visuelle, akustische, radarbasierte und funkgestützte Signale auswerten können.
Hensec weist darauf hin, dass viele bestehende Sicherheitskonzepte den Luftraum bisher nicht berücksichtigen. Mit zunehmender Zahl an Angriffsszenarien wird dieser Aspekt jedoch immer relevanter – vor allem für KRITIS-Anlagen, von denen es in Deutschland bereits über 2.000 gibt.
Auswahl geeigneter Technologien
Je nach Geländeprofil und Risikolage kommen unterschiedliche Sensoren zum Einsatz. Radarsysteme sind besonders für große Freiflächen geeignet, während Funkanalyse in geschlossenen Arealen Vorteile bietet. Kameraüberwachung kann bei klaren Sichtverhältnissen sehr effektiv sein, akustische Systeme wiederum sind unter bestimmten Bedingungen präzise – etwa wenn typische Rotorgeräusche erkannt werden können.
In vielen Fällen ist die Kombination mehrerer Systeme notwendig, um Fehlalarme zu vermeiden und die Erkennungsrate zu erhöhen. Dabei werden zunehmend KI-Algorithmen eingesetzt, um Bewegungsmuster zu analysieren und zwischen Drohnen, Vögeln und anderen Objekten zu unterscheiden.
Rechtliche Rahmenbedingungen beachten
Die reine Drohnendetektion ist in Deutschland rechtlich unproblematisch – solange bestimmte Datenschutzauflagen eingehalten werden. Vor allem optische und akustische Systeme dürfen keine Aufnahmen oder Aufzeichnungen machen, die Rückschlüsse auf Personen ermöglichen.
Hensec rät deshalb, bereits im Vorfeld eines Projekts alle juristischen und technischen Fragen zu klären. So lassen sich spätere Konflikte mit Datenschutzbehörden oder Betriebsräten vermeiden.
Digitale Unabhängigkeit durch nationale Anbieter
Ein weiterer Aspekt betrifft die Frage nach der Datenhoheit. Viele Systeme aus dem Ausland senden Daten über internationale Server – was Sicherheitsbedenken aufwirft.
Lösungen aus Deutschland, bei denen Hardware, Software und Datenhaltung vollständig im Inland erfolgen, bieten hier Vorteile. Unternehmen sichern sich damit gegen mögliche politische oder wirtschaftliche Einflussnahmen ab und wahren die Kontrolle über sensible Informationen.
Integration in bestehende Sicherheitsstrukturen
Eine erfolgreiche Drohnendetektion muss in bestehende Abläufe integriert werden. Besonders Unternehmen, die eigene Drohnen für Werks- oder Objektschutz einsetzen, benötigen Systeme, die zwischen internen und externen Flugobjekten unterscheiden können.
Nur so lassen sich falsche Alarme vermeiden und der Schutz vor tatsächlichen Angriffen optimieren.
Fazit: Drohnendetektion ist Pflicht
Die Zunahme an Spionage- und Überwachungsdrohnen zeigt deutlich: Ohne geeignete Detektionssysteme entstehen Sicherheitslücken, die klassischen Schutzmaßnahmen entgehen.
Drohnenabwehr beginnt mit der präzisen Erkennung – und sollte Teil jedes modernen Sicherheitskonzepts in der Industrie sein.
FAQ – Drohnendetektion
Was bedeutet Drohnendetektion? - Das frühzeitige Erkennen und Identifizieren von Drohnen im Luftraum über industriellen Anlagen.
Ist die Detektion rechtlich erlaubt? - Ja, sofern keine personenbezogenen Daten erhoben und die Datenschutzvorgaben eingehalten werden.
Welche Drohnen sind besonders problematisch? - Kleine, geräuscharme Modelle mit leistungsfähiger Sensorik oder Hacking-Tools.
Wie funktioniert die Erkennung? - Durch den Einsatz verschiedener Sensoren – radarbasiert, optisch, akustisch oder funkanalytisch.
Welche Rolle spielt die Herkunft der Systeme? - Systeme aus Deutschland bieten Vorteile in Bezug auf Datenschutz, Unabhängigkeit und digitale Souveränität.