Steuerung eines Roboters

Der Digital Thread bringt viele Vorteile mit sich. (Bild: PTC)

Eine intelligente Informationskette, die Daten verknüpft und einen echten Mehrwert im Unternehmen ermöglicht – wer wünscht sich das nicht? Das Phänomen, das dieses Szenario umschreibt, ist der Digital Thread. Er verbindet alle für eine Anwendung notwendigen Datenquellen und stellt Informationen dort zur Verfügung, wo sie gebraucht werden.

Beispiele solcher Datenquellen sind CAD-Systeme, Stücklisten aus dem Product-Lifecycle-Management-System oder Customer-Relationship-Management-Systeme mit kundenrelevanten Informationen. Werden solche Datenquellen smart verbunden, entstehen entscheidende Vorteile für Unternehmen, Produkte und Mitarbeiter.

Die wesentliche Frage bei der Realisierung eines Digital Threads lautet: Was soll damit erreicht werden? Es geht hierbei um die Anwendungen selbst, die verbessert werden sollen. Erst dann wird überlegt, welche Daten hierfür benötigt werden und woher diese stammen, um einen entsprechenden Digital Thread zu realisieren. Die wenigsten Industrieunternehmen im deutschsprachigen Raum arbeiten aktuell schon in volldigitalisierten Fabriken und mit durchgängig vernetzten Prozessen, wie es etwa der Elektromobilitätspionier Next e.GO Mobile SE bereits praktiziert.

In den Aachener Produktionshallen des Unternehmens sind alle Prozesse durchgängig digital erfasst, einschließlich Feedback-Loops. Hier steht etwa der Qualitätsprüfer mit seinem Tablet vor einem frisch produzierten Modell, scannt die Seriennummer und lässt sich die genauen Konfigurationsvorgaben für die Prüfung anzeigen. Mängel oder Hinweise werden mittels Fotos und Markierungen an die Konstruktions- und Produktionsteams zurückgespielt und in der digitalen Fahrzeugakte vermerkt. Auch die Volvo Group setzt auf die erweiterte Realität für die Qualitätsprüfung und einen entsprechenden Digital Thread.

Quality Control
Die wichtigsten Fragen bei der Realisierung eines Digital Threads lauten: Was soll erreicht werden? Welche Anwendungen sollen verbessert werden? (Bild: PTC)

Erste Pilotprojekte ermöglichen Rückschlüsse

In vielen anderen Industriebereichen gibt es dagegen über Dekaden hinweg gewachsene Technologieinfrastrukturen, die sich in schwer vernetzbaren Altsystemen, einer fehlenden Digitalarchitektur, einer mangelhaften Organisation oder auch rechtlichen Hindernissen widerspiegeln. Hier scheint es schwierig, selbst über einen längeren Zeitraum eine solche Durchgängigkeit zu schaffen, bei der die Technologie automatisch eine Vielzahl an digitalen Anwendungen hervorbringt, da die Szenarien oft auch einfach zu groß und zu komplex sind.

Umso mehr gilt in diesen Fällen, die passenden Use Cases anhand kleinerer Szenarien zu entwickeln und in Pilotprojekten umzusetzen. Oft gibt es in vielen dieser Bereiche schon überschaubare Mehrwertszenarien, in denen bei einem schrittweisen Aufbau von Digitalarchitekturen und Vernetzungsstrategien organisatorisch hinzugelernt werden kann. Häufig lohnt es sich dabei schon, mit den diversen Abteilungen über ihre aktuellen Prozesse und Wünsche zu sprechen, um anschließend Digitalisierungsteilziele festzulegen.

Der Digital Thread ermöglicht einen echten Mehrwert
Verknüpft Datenquellen auf smarte Weise und stellt Informationen dort zur Verfügung, wo sie gebraucht werden: Der Digital Thread ermöglicht einen echten Mehrwert für Unternehmen, Produkte und Mitarbeiter. (Bild: PTC)

Der Digital Thread macht den Unterschied

Das folgende Beispiel ereignet sich so oder ähnlich täglich vielfach in Unternehmen hierzulande: Angenommen, in einer industriellen Anlage kommt es zu einem Defekt an einer Pumpe. Wenn der Servicetechniker mit dem Fahrrad die zum Reparaturticket ausgedruckten Unterlagen, die Reparaturcheckliste sowie das Benutzerhandbuch samt Wartungshistorie für die defekte Pumpe besorgt, veranschaulicht dieser Vorgang allein schon den Bedarf nach mehr Effizienz in digitaler Form. Wahrscheinlich ist, dass noch eine zusätzliche Runde des Technikers erforderlich ist, um ein Bauteil auszutauschen, bevor dann im Büro der Vorgang am Rechner händisch dokumentiert wird.

In einem Szenario, in dem ein Digital Thread realisiert ist, sähe dies anders aus: Der Servicetechniker sammelt vor der Fahrt mit seinem Tablet alle Informationen gebündelt über eine One-Stop-Shop-App ein und weiß bereits, dass er noch Ersatzteile oder weiteres Material mitnehmen sollte, da die ausgelesenen und analysierten Pumpendaten darauf hinweisen. Anschließend fährt er zu besagter Pumpe, scannt diese mit seinem Tablet und fängt mit der Reparatur an. Alle getätigten Schritte und das Reparaturergebnis werden automatisch erfasst und in den entsprechenden Quellsystemen abgelegt, sodass sofort der nächste Auftrag angegangen werden kann.

Das Pumpenbeispiel beschreibt einen bereits sehr durchgängigen Digital Thread, der letzten Endes jede Menge Zeit spart und die Produktivität des Mitarbeiters deutlich erhöht. Es müssen jedoch nicht immer gleich mehrere Basissysteme involviert sein, wie das Beispiel der französischen Segel- und Motorbootwerft Beneteau zeigt. Hier wird ein Digital Thread genutzt, um die Konstruktions- und Fertigungsdaten auf aktuellem Stand zu halten und sie den Mitarbeitern unkompliziert in einer App darzustellen. Beim Windkraftanlagenbauer Vestas war es der Produktionsprozess, der im Vordergrund stand, während sich Mercedes-Benz bei seinem virtuellen Fahrzeugassistenten „Ask Mercedes“ auf die Bereitstellung von Funktions- und Konstruktionsdaten eines Fahrzeugs konzentrierte, damit der Fahrzeugnutzer sich schnell und zielführend mit den Ausstattungs- und Funktionsmerkmalen vertraut machen konnte. All diese Beispiele zeigen die möglichen, verschiedenen Ausprägungen eines Digital Threads.

Die Volvo Group setzt auf Lösungen von PTC und den Digital Thread
Die Volvo Group setzt auf Lösungen von PTC und den Digital Thread, um etwa die Produktivität und Ausbildungszeit der Mitarbeiter zu verbessern und eine Qualitätsoptimierung zu erreichen. (Bild: PTC)

Was soll erreicht werden?

Im Vordergrund sollte daher immer die Frage stehen: Was ist das Ziel des Digital Threads? Mit der Klärung dieser Frage wird auch definiert, welche Informationen aus welchen Quellen und in welcher Form benötigt werden. Die Datenquellen für den Digital Thread sind zahlreich. Sie allein sind aber meist noch nicht zielführend. Unternehmen sind häufig überrascht, wie viele Informationen zwar vorhanden, aber nicht für diejenigen zugänglich sind, die sie benötigen. Diese einzelnen Stränge gilt es somit zu definieren, ebenso wie das Medium und die Präsentationsart aller Informationen für den Anwender. Dann steht der Realisierung des Digital Threads nichts mehr im Wege – und ein wichtiger Grundstein für effiziente und zeitgemäße Prozesse ist gelegt.

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