Tesla Model S im Schnee

Volle Kraft voraus: Das Tesla Model S ist bekannt für seine schnelle Beschleunigung. - (Bild: Tesla/Alexis Georgeson)

Auch wenn es manche für gefährlich, gar für moralisch verwerflich halten. Es ist Fakt: Auf deutschen Autobahnen wird Gas gegeben. Ob Porsche, Audi, BMW oder Daimler - das gilt für Marken jedweder Couleur. Nur offensichtlich nicht für eine: Tesla.

Model S wie Model X halten sich mit Geschwindigkeitseskapaden auf der Autobahn zurück. Haben die Fahrer der Stromer keinen Bleifuß? 

Es liegt wohl eher daran, dass ein zu hohes Tempo die Akkus der Stromer zu schnell leer saugen würde. Moderate Geschwindigkeiten sind gefragt. Schließlich stand lange Zeit nicht an jedem Rastplatz ein Tesla-Supercharger - oder gar überhaupt irgendeine Ladesäule zum Strom-Tanken.

Da hat es doch der ambitionierte Porsche-, BMW- oder Mercedes-Fahrer mit dem dichten Tankstellennetz leichter, oder? Eigentlich nicht.

Das Netz an Ladestationen wächst in Deutschland stetig. Eine Statistik von chargemap.com beziehungsweise Statista besagt: Im ersten Quartal 2018 gibt es in Deutschland 8.515 Ladestationen mit insgesamt 25.264 Anschlüssen. Im vierten Quartal 2016 waren es lediglich 5.982 Ladestationen mit 17.667 Anschlüssen.

Deutschland überholt die USA!

Model X und Model S am Supercharger
Nachladen: Model X und Model S füllen ihre Akkus am Supercharger. - (Bild: Tesla/Timothy Artman)

Geht die Entwicklung so weiter, dürfte es laut Berechnungen des Nachrichtenportals Bloomberg nicht mehr lange dauern, bis das Ladenetzwerk in Deutschland fünfmal so dicht ist, wie in den USA.

Sicher, die Vereinigten Staaten sind natürlich viel größer als Deutschland. Es ist dort viel schwerer ein dichtes Ladenetzwerk zu spinnen. Und Äpfel und Birnen soll man ja nicht vergleichen.

Gleichwohl: Durch das dichter werdende Ladenetzwerk wird Elektroautofahren attraktiver. Davon profitiert selbstverständlich nicht nur Tesla, sondern alle Anbieter von E-Autos, zum Beispiel Porsche, wenn der Mission E auf den Markt kommt.

Allerdings hat das Unternehmen von Elon Musk eine Sache früher verstanden als alle anderen: Stromer verkaufen sich nur, wenn es Infrastruktur also Lademöglichkeiten gibt.

Deswegen arbeitet Tesla schon lange am Ausbau seines Schnellladenetzwerks, den sogenannten Superchargern. Eine Allianz von deutschen Automobilherstellern zieht jetzt aber nach, arbeitet an einer eigenen Infrastruktur.

Deutschland überholt Norwegen?

Tesla Model X im Schnee
Wintertauglich: Ein Tesla Model X im Schnee. - (Bild: Tesla/Alexis Georgeson)

Ionity ist das neu gegründete Joint Venture der BMW Group, Daimler AG, Ford sowie des Volkswagen Konzerns mit Audi und Porsche. Die Allianz tritt an, ein Netz leistungsstarker Ladestationen entlang der europäischen Hauptverkehrsachsen zu realisieren.

Mit ihrer Leistung von bis zu 350 kW sollen diese Stationen kürzeste Ladezeiten ermöglichen. Die Firmenzentrale des Joint Ventures befindet sich in München. Von hier aus plant die Allianz die Errichtung und den Betrieb von insgesamt rund 400 Schnellladestationen in Europa bis 2020.

Bis Ende 2018 sollen es schon 100 Schnellladesationen sein. Ein erklecklicher Anteil davon wird in Deutschland gebaut - und das deutsche Ladenetz wird damit noch dichter.

Das dürfte der Elektromobilität hierzulande einen kräftigen Schub versetzen – glaubt zumindest Bloomberg New Energy Finance (BNEF). Die Forschungsorganisation rechnet vor, dass Deutschland dieses Jahr zum drittgrößten Markt für Elektroautos aufsteigt und damit Norwegen überholt.

Fakt ist: 2017 lag Norwegen mit 62.000 neu zugelassenen Elektroautos und Plug-In-Hybriden noch deutlich vor Deutschland. Hierzulande waren es laut einer Studie des Center of Automotive Management etwas mehr als 54.000 Autos mit Steckdosenanschluss. Laut BNEF werden die Autobauer in Deutschland dieses Jahr 82.000 reine E-Autos und Plug-In-Hybride absetzen.

Und wann überholt Tesla Porsche?

Porsche Mission E
Tesla-Jäger: Der Porsche Mission E. - (Bild: Porsche)

Die BNEF-Studien besagen ebenfalls etwas, was die traditionellen Autobauern sicher nicht hören wollen: Tesla werde in Deutschland dieses Jahr schneller wachsen als der Gesamtmarkt für E-Autos.

Nichtsdestotrotz bleibt das Musk-Unternehmen auch hierzulande ein Nischenanbieter. Mit den Verkaufszahlen von Porsche wird Tesla trotz starken Zuwächsen bei weitem nicht mithalten können.

Und: Auch bei Bleifuß-Duellen auf deutschen Autobahnen werden Modelle der Elektroautomarke den Kürzeren ziehen, müssen sie doch nach wie vor schneller auf den Rastplatz zum Strom-Nachladen, als ein Verbrenner sich mit frischem Sprit munitionieren muss. Aber dann wird dort zumindest immer öfter eine Ladesäule neben der Tankstelle anzutreffen sein. So lautet das Fazit: Jagen kann Tesla Porsche – überholen wohl eher nicht. Das gilt für die Autobahn wie für die Verkaufszahlen.

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