Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen im deutschen Maschinen- und Anlagenbau steigt.

Seit 2015 ist die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen im deutschen Maschinen- und Anlagenbau um circa 200 Prozent gestiegen. (Bild: Success Media – stock.adobe.com)

Rund 95 Prozent der VDMA-Mitgliedsunternehmen geben an, dass sie aktuell unter erheblichen Fachkräftemangel leiden. Das Thema Aus-, Fort- und Weiterbildung inklusive Strategien zur Mitarbeitergewinnung nimmt mittlerweile die Poolposition im Ranking drängender zeitkritischen Fragen ein.

Vor diesem Hintergrund will der Branchenverband zusammen mit der Wittenstein Stiftung auf dem bevorstehen Maschinenbaugipfel 2023 mit verschiedenen Aktivitäten wie dem „BarCamp Maschinenbau meets Generation Z“ dazu anregen, mit jungen Studierenden in einen offenen, dialogorientierten Austausch zu treten, als Unternehmer auch einmal selbst darüber nachzudenken, wie man seine Arbeitgeberattraktivität erhöhen kann, über den eigenen Tellerrand zu schauen, was andere machen, um möglichst früh mit Schulen und technischen Fakultäten in Kontakt zu treten und vieles mehr.

Das Dilemma ist soweit bekannt: Seit 2015 ist die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen im deutschen Maschinen- und Anlagenbau um circa 200 Prozent gestiegen. Die Lücke zwischen den zur Verfügung gestellten Ausbildungsplätzen und der Bewerberzahl wird in allen technologieaffinen Industrien immer größer.

Deutscher Maschinenbau-Gipfel 2022
(Bild: mi-connect)

Deutscher Maschinenbau-Gipfel

Der Maschinenbau-Gipfel 2023 ist vorbei - hier können Sie die Highlights Revue passieren lassen:

 

Die Veranstalter des Maschinenbau-Gipfels, VDMA und PRODUKTION freuen sich, wenn Sie auch 2025 in Berlin dabei sind!

 

Hier geht es zur Website des Maschinenbau-Gipfels.

Dr. Jörg Friedrich.
Dr. Jörg Friedrich, Abteilungsleiter Bildung im VDMA. (Bild: VDMA)

Der Abteilungsleiter Bildung im VDMA, Dr. Jörg Friedrich, erläutert: „In unserer Branche konnte im vergangen Jahr jeder zehnte angebotene Ausbildungsplatz nicht besetzt werden.“ Dieser Trend setzt sich auch 2023 fort. Bis zum August zählt der Verband 19.000 offerierte Plätze, auf die sich 17.500 junge Menschen beworben haben.

Friedrich: „Zum Glück ist Zahl der Bewerbungen für einen klassischen dualen Ausbildungsplatz gegenüber 2022 um drei Prozent wieder leicht angestiegen. Aber die Lücke insgesamt ist trotzdem größer geworden, da die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze überproportional zugenommen hat.“

Weniger Interesse an technischen Berufen

Als ursächlich sieht der Abteilungsleiter Bildung vor allem zwei Tendenzen: An erster Stelle steht die demografische Entwicklung. Friedrich: „In 2005 waren 14 Prozent der Gesamtbelegschaft im Maschinen- und Anlagenbau in einem Alter von 55 Jahren und mehr; im Jahr 2022 schon 24 Prozent. Und die sogenannten Babyboomer gehen in den kommenden Jahren in Rente ...“

Gleichzeitig hatten in den letzten Jahren immer weniger Schülerinnen und Schüler Interesse daran, einen technischen Ausbildungsberuf oder einen technischen Studiengang zu ergreifen. Friedrich prognostiziert. „Die Zahl der Schulabsolventen wird noch bis Mitte des Jahrzehnts fallen. Danach wird sich die Lage hoffentlich wieder etwas entspannen.“

Bemerkenswert: Allen Unkenrufen und stetig zunehmender Automatisierung zum Trotz hat der deutsche Maschinen- und Anlagenbau in den vergangenen Jahren konstant immer mehr Menschen in Lohn und Brot gebracht, immer mehr Arbeitsplätze sind entstanden.

Maschinenbau trifft auf Generation Z

Wie kann nun ein Branchenevent wie der Maschinenbaugipfel den Unternehmen in dieser skizzierten misslichen Gemengelage Orientierung bieten, genügend guten technischen Nachwuchs zu finden? „Alles in allem aus Er­fahrung zusammen lernen, was funktioniert, um junge Menschen für das eigene Unternehmen zu interessie­ren“, bringt es der Abteilungsleiter Bildung auf den Punkt.

Podcast: VDMA-Vizepräsident Kawlath zur Lage im Maschinenbau

Stefan Grötzschel.
Stefan Grötzschel, Referent für Bildungspolitik bei VDMA. (Bild: VDMA)

Vor diesem Hintergrund laden VDMA und Wittenstein Stiftung 30 Studierende technischer Studiengänge auf den Gipfel ein, nicht primär um sie direkt anzuwerben, son­dern in einen dialogorientierten Austausch zu gehen, zu sehen, wie sie denn ticken, welche Themen sie bewegt usw. Dafür wurde am ersten Kongresstag das BarCamp „Maschi­nenbau meets Generation Z“ als Teil des Fokus Veränderung der Arbeits­welt ins Leben gerufen.

Das Besondere daran: „Ein Ziel der Initiative ist der Aus­tausch unterschiedlicher Perspektiven. Deshalb bringen wir Technik-Studierende und Unternehmerpersönlichkeiten in einem offenen Dialog auf Augenhöhe zusammen. Dafür eignet sich ein BarCamp besonders gut“, erläutert Stefan Grötzschel (VDMA), das für den Maschinenbaugipfel neue Format.

Verschiedene Generationen im Austausch

Rund 50 Entscheiderinnen und Entscheider aus den Unternehmen, oftmals etwas ältere Semester, werden mit Studierenden zwischen 18 und 25 Jahren, die in vielen Dingen „ganz anders drauf“ sind, in einen offenen Austausch gehen. Grötzschel betont: „Bei einem BarCamp werden die Themen nicht vorgegeben, sondern entstehen aus der Teilnehmerschaft heraus vor Ort. So wird nur diskutiert, was die Anwesenden tatsächlich interessiert.“

Gestartet wird mit einer Lernagenda ähnlich eines Stundenplans. Jedes Thema, das mindestens zwei Teilnehmerinnen oder Teilnehmer findet, wird berücksichtigt und diskutiert. Aufgeteilt in Kleingruppen können im Rahmen des BarCamps so bis zu 20 verschiedene Themen diskutiert werden.

Das neue, frische Format bedeutet aber auch für die Organisatoren eine gewisse Umstellung. Grötzschel zeigt sich zuversichtlich: „Es geht uns auch um einen Brückenschlag zwischen den Generationen: Miteinander reden, anstatt übereinander, und dadurch voneinander lernen. Alle Maschinenbaugipfelbesucherinnen und -besucher, die noch spontan dazu stoßen wollen, sind herzlich willkommen.“

BarCamp „Maschinenbau meets GenZ“

Das BarCamp „Maschinenbau meets GenZ“ findet am ersten Kongresstag, den 7. November, von 14:15 bis 16:15 Uhr als Teil des Fokusthemas "Veränderung der Arbeitswelt" statt.

(Bearbeitet von Anja Ringel und Sabine Königl.)

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