Warum engagiert sich die Wittenstein Stiftung überhaupt in der Thematik Aus-, Weiter- und Fortbildung junger Menschen?
Dr. Anna–Katharina Wittenstein: "Hinter der Wittenstein Stiftung steht die Familie Wittenstein, gleichzeitig Eigentümerin des Unternehmens Wittenstein SE. In dieser Rolle haben wir über die Jahre natürlich hautnah miterlebt, wie wichtig qualifizierte Fachkräfte aller Ausbildungsstufen für den Erfolg eines Unternehmens sind – und zwar nicht nur unseren Unternehmens, sondern aller im Maschinenbau und anderen technologieaffinen Industrien in Deutschland.
Mit der Stiftung, die wir im Sommer 2021 gegründet haben, wollen wir unter anderem unseren Teil dazu beitragen, genügend Fachkräfte auszubilden, und sie vor allem gleichzeitig zu einem interdisziplinären Diskurs befähigen. Für die weitere Zukunft – der Bewältigung der großen Transformationen unserer Zeit – ist es einfach wichtig, keine einseitig qualifizierten Fachspezialisten auszubilden, sondern die jungen Menschen dazu befähigen, über verschiedenen Disziplinen hinweg miteinander ins Gespräch treten zu können, um gemeinsam fachübergreifende Lösungsansätze zu entwickeln."
Welche Rolle kommt dem Maschinenbau-Gipfel in diesem Zusammenhang zu?
Wittenstein: "Wir sind auf dem Maschinenbau-Gipfel aktiv, weil er das zentrale Forum in Deutschland ist, wo sich die Branche in allen ihren Facetten zeigt. Gleichzeitig ist der Gipfel aber auch das Event, bei dem wir als Maschinenbau mit der Politik öffentlich in Austausch treten. Junge Fachkräfte können vor Ort in Berlin persönlich erleben, dass wir uns mit den großen Fragestellungen der Zeit auseinandersetzen. Und über den Kontakt mit den Teilnehmern den Maschinenbau in seiner ganzen Bandbreite hautnah erleben."
Kommen Sie zum Maschinenbau-Gipfel!
Der 14. Deutsche Maschinenbau-Gipfel war ein herausragender Erfolg! Über 900 Teilnehmer versammelten sich in Berlin für den größten Gipfel aller Zeiten. Prominente Gäste wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesfinanzminister Christian Lindner bereicherten die Veranstaltung.
2025 geht es weiter! Die Branche trifft sich am 16. und 17. September 2025 in Berlin.
Sie waren ja bereits im vergangenen Jahr mit dem Thema Aus-, Fort- und Weiterbildung auf dem Gipfel in Berlin präsent. Das Konzept wurde jetzt mit dem BarCamp-Ansatz weiter entwickelt ...
Wittenstein: "Die Grundidee für das BarCamp-Format stammt vom VDMA. Wir als Wittenstein Stiftung waren sofort davon überzeugt, dass es eine sinnvolle Angelegenheit ist, und haben uns bei seiner konkreten Ausgestaltung für den Maschinenbaugipfel gerne eingebracht.
Das Spannende an dem Ansatz ist, dass wir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht einfach 'nur' herkömmlich einladen, sondern dass wir mit den jungen Menschen in den Dialog einsteigen. Im Vordergrund werden Fragen stehen wie: Was bewegt euch denn? Was sind die Themen, die ihr weitertreiben wollt? usw. Wenn wir als Branche, Arbeitgeber und Anbieter von Lösungen die Beweggründe der jungen Generation nicht ausreichend akzeptieren, werden unsere Lösungen irgendwann irrelevant sein. Deswegen ist es sehr wichtig, mit den Fachkräften von morgen möglichst früh in den Dialog zu treten und auf Augenhöhe ernsthaft miteinander zu reden."
Podcast: VDMA-Vizepräsident Kawlath zur Lage im Maschinenbau
Wie würden Sie aus Ihrer Perspektive einen Erfolg des Maschinenbau-Gipfels bemessen?
Wittenstein: "Mittelfristig würden wir uns natürlich riesig freuen, wenn von den 30 Gewinnerinnen und Gewinnern unter den Studierenden später der größte Teil sich auch für einen Berufseinstieg in den Maschinenbau entscheidet. Kurzfristig ist es auch als Erfolg zu sehen, wenn einerseits die Unternehmen, die sich aktiv am BarCamp-Diskurs beteiligen und dort mit den jungen Menschen in den Austausch gehen, Impulse für sich mitnehmen, und andererseits die Studierenden begeistert vom Gipfel nach Hause zurückkehren und kommunizieren: ‚Der Maschinenbau ist wirklich ein hochinteressanter Arbeitgeber.‘"
Kann mit Formaten wie diesem der Turnaround in puncto Fachkräftemangel gelingen?
Wittenstein: "Die Lücke an Fachkräften im Maschinenbau und in anderen technologieaffinen Industrien ist weiterhin sehr groß. Unbenommen von allen konjunkturellen Entwicklungen haben wir mehr offene Stellen als Bewerber. Es muss daher in unser aller Interesse sein, den Maschinenbau für junge Menschen interessant zu machen. Dieses Ziel wollen wir nicht durch tolle Hochglanz-Imagebroschüren erreichen, sondern in erster Linie durch einen ehrlichen, echten, direkten und unmittelbaren Austausch. Aber den „Turnaround“ in Bezug auf den grundsätzlichen Fachkräftemangel im technischen Bereich erreichen wir damit nicht – wir müssen dazu viel früher anfangen und in die Breite gehen.
Als Stiftung leisten wir daher auch über den Maschinenbau-Gipfel hinaus unseren Beitrag. So haben wir beispielsweise vor Kurzem mit der Universität Würzburg ein Leuchtturmprojekt gestartet, indem wir untersuchen lassen, wie die MINT-Förderungsaktivitäten in der gesamten Region – unserer Heimatregion Main-Tauber – wirken und wie man sie gegebenenfalls noch besser machen kann. Auf dieser Basis gilt es, Best Practices zu definieren und mit möglichst vielen zu teilen, damit die Sicherung des dringend benötigten Fachkräftenachwuchses auch gelingt."
(Bearbeitet von Anja Ringel und Sabine Königl.)
BarCamp „Maschinenbau meets GenZ“
Das BarCamp „Maschinenbau meets GenZ“ findet am ersten Kongresstag, 7. November, von 14:15 bis 16:15 Uhr statt und ist Teil des Fokusthemas "Veränderung der Arbeitswelt".