Die Mitarbeiter haben wieder gut lachen: Mit der Entwicklung des Unlimited 6 konnte der Standort gerettet werden.

Die Mitarbeiter haben wieder gut lachen: Mit der Entwicklung des Unlimited 6 konnte der Standort gerettet werden. (Bild: BSH)

2017 war für BSH Hausgeräte in Bad Neustadt - Gewinner der Fabrik des Jahres in der Kategorie Hervorragende Transformation: Standort - ein Rekordjahr für Beutelstaubsauger. Mit 2,2 Millionen verkauften Einheiten standen die Zeichen auch für das Folgejahr zunächst positiv, doch dann kam alles anders. Nicht nur, weil der Wettbewerb mit den akkubetriebenen Multiuse-Handsticks nach und nach die Märkte für sich gewinnen konnte. Auch disruptive Marktveränderungen führten zu einem Verlust des Produktionsvolumens von 40 Prozent und damit zu einer kritischen Situation für den Standort. „In so einer Situation heißt es im ersten Schritt immer Luft anhalten“, sagt Werkleiter André Piel über den Zwang, an allen möglichen Kostenpositionen zu sparen.

Zum Beispiel musste die Fabrik 2018 für 63 Tage geschlossen werden, kostenneutral eingebracht durch den Abbau von Überstunden. Einsparungen allein hätten das Aus für das Werk jedoch nur hinausgezögert. So gab es nur die Wahl, den Standort entweder in die Todesspirale laufen zu lassen oder fit zu machen für neue Produkte. Geknüpft an die Bedingung, ein Programm zu entwickeln, mit dem sich bis 2022 die Kapazitäten sowie die Fixkosten um 25 Prozent reduzieren lassen, erhielt das Werk die Zusage für die Entwicklung des Unlimited 6.

Allerdings musste die Mannschaft das erste Akkugerät der Multiuse-Handstick-Baureihe innerhalb von zwölf Monaten zur Produktion und innerhalb von 14 Monaten an den Markt bringen. „Das war mit Abstand das schnellste Entwicklungsprojekt, das wir jemals umgesetzt haben“, blickt Piel stolz darauf zurück.

Fabrik des Jahres

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(Bild: SV Veranstaltungen)

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Außerordentliches Engagement der Beschäftigten

André Piel, Werkleiter BSH Hausgeräte Bad Neustadt
André Piel, Werkleiter BSH Hausgeräte Bad Neustadt (Bild: BSH)

Die Mitarbeiter dafür zu motivieren, war einfach, denn jeder wusste, dass dieses Produkt die Zukunft für den Standort ist. „Um unsere Versprechen zu halten und Dinge wie Sozialplan zu vermeiden, sind die Leute sogar eine mehr als die berühmte Extrameile gegangen“, hebt Piel das außerordentliche Engagement seiner Mannschaft hervor.

Der Werkzeugingenieur zum Beispiel. Statt die ersten beiden Monate seines ersten Kindes in Elternzeit mitzuerleben, entschied er sich für den Aufenthalt in China, um jeden Tag beim Werkzeugmacher darauf zu drängen, dass die Werkzeuge pünktlich und in entsprechender Qualität kommen. Dass dies am Ende auch der Fall war, ist nicht zuletzt am Sieg in der Kategorie ‚Hervorragende Transformation: Standort‘ zu erraten.

Dank technischer Kompetenz, familiären Zusammenhalt und Kämpfermentalität ging der Unlimited 6 tatsächlich 362 Tage später in Produktion und wurde in 2018 sogar noch 120.000 mal gebaut. 2021 konnte Bad Neustadt wieder ein Rekordjahr verbuchen, in dem sich sogar die Fixkosten erstmals unter deutlich unter den gesteckten Zielen beliefen, obwohl in 2019/2020 die Investitionen in den Standort so hoch waren wie nie zuvor.

Der Fabrik-des-Jahres-Sieger in der Kategorie "Hervorragende Transformation: Standort": BSH Hausgeräte mit dem Werk in Bad Neustadt.
Der Fabrik-des-Jahres-Sieger in der Kategorie "Hervorragende Transformation: Standort": BSH Hausgeräte mit dem Werk in Bad Neustadt. (Bild: BSH)

Die Erfolgsgeschichte hat auch Schattenseiten

Die Bad Neustadt-Story, wie man sie dort nennt, hat aber auch ihre Schattenseiten. „2019 mussten wir uns von Mitarbeitern auf freiwilliger Basis trennen und uns wegen der gestiegenen Komplexität auch in der Art und Weise wie wir arbeiten neu erfinden“, sagt Piel über die notwendigen Veränderungen. Der digitale Pioniergeist bei der Belegschaft, hierfür neue Ansätze auszuprobieren und über Bekanntes hinaus Lösungen zu entwickeln, fand bei Kearney besonderen Anklang.

„Wir haben in vielen Dingen in die Zukunft investiert. Eines unserer Ziele bis 2025 ist, dass wir nachhaltiger werden wollen und zwar ökologisch aber auch langfristige Standortstrategien entwickeln wollen. Wir wollen nicht mehr von Jahr zu Jahr denken“, sagt Piel und deutet damit auch auf die Verlängerung des Mietvertrags bis 2027 hin.

Mit der Verlagerung von Produkten aus dem polnischen Werk zurück nach Bad Neustadt, steigenden Umsatzzahlen, der Produktion von mittlerweile mehreren Multiuse-Handstick-Baureihen und natürlich einer gelungenen Standorttransformation geht man bei der BSH Bad Neustadt davon aus, dass auch in Zukunft wieder ein Rekordjahr nach dem anderen kommen wird.

(Bearbeitet von Anja Ringel.)

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