
Die Automobilindustrie steckt in der Krise. Das bekommt auch der Zulieferer Continental mit seiner Kunststofftechnik-Sparte Contitech zu spüren. Hunderte Arbeitsplätze stehen auf der Kippe. (Bild: Continental)
Angesichts der Krise in der Automobilindustrie plant Continental bei seiner Kunststofftechnik-Sparte Contitech Werksschließungen in vier Bundesländern. Insgesamt seien rund 580 Arbeitsplätze betroffen, teilte das Unternehmen mit. Geplant ist, die Produktion in Bad Blankenburg (Thüringen), Stolzenau (Niedersachsen) und Moers (Nordrhein-Westfalen) sowie den Werkzeugbau am Doppelstandort Frohburg und Geithain (Sachsen) einzustellen.
Darüber hinaus sollen die Aktivitäten des künftig eigenständigen Geschäftsbereichs Original Equipment Solutions (OESL) am Standort Hamburg reduziert werden. Im Zuge der geplanten Verselbstständigung der Continental-Division Automotive soll zudem eine Produktionslinie vom Contitech-Standort Hannover an einen Automotive-Standort verlagert werden.
Conti reagiert auf anhaltenden Nachfragerückgang
"Mit den geplanten Maßnahmen reagieren wir auf eine veränderte Marktsituation, die in einigen Kundenbranchen von starken und anhaltenden Nachfragerückgängen geprägt ist", sagte Continental-Vorstandsmitglied Philip Nelles. "Insbesondere die Entwicklungen in der Automobilwirtschaft und beim Braunkohleabbau in Europa stellen uns vor Herausforderungen."
Ziel sei es, die geplanten Maßnahmen so sozialverantwortlich wie möglich zu gestalten und möglichst vielen Beschäftigten einen Wechsel in andere Unternehmensteile zu ermöglichen, sagte Nelles.
Betriebsrat und Gewerkschaft auf der Zinne
Scharfe Kritik an den Plänen des Konzerns kam vom Continental-Gesamtbetriebsrat Gummi und der Chemie-Gewerkschaft IGBCE. "Wir sind zutiefst betroffen und bestürzt", sagte der Betriebsratsvorsitzende Matthias Tote. Er forderte ein finanziell solides Auffangnetz für die Kolleginnen und Kollegen, die zum Teil in strukturschwachen Regionen arbeiteten.
IGBCE-Konzernbetreuer Michael Linnartz sagte, Continental hangele sich seit Jahren von einer Restrukturierung zur nächsten. Die Belegschaften hätten immer wieder Zugeständnisse machen müssen. "Und trotzdem biegt der Konzern alle paar Monate mit neuen Streichplänen um die Ecke. Das ist hilflos, destruktiv und demotivierend", sagte Linnartz.
Continental zuletzt trotz Krise gewachsen
Continental hat im vergangenen November mit einem deutlichen Gewinnplus überrascht. Trotz eines leicht rückläufigen Umsatzes stieg der Gewinn im dritten Quartal unter dem Strich auf 486 Millionen Euro, fast 63 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Sowohl im von der Branchenschwäche geprägten Autozuliefergeschäft als auch in der Reifensparte konnte der Konzern deutlich zulegen.
Contitech beschäftigt nach Unternehmensangaben weltweit rund 39.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 37 Ländern und Märkten. In Deutschland sind es demnach rund 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an über 22 Standorten. Die Sparte konzentriert sich auf Entwicklungs- und Werkstoffkompetenz für Produkte und Systeme aus Kautschuk, Kunststoff, Metall und Geweben.
dpa