Ein Mann im Anzug schiebt sich Geld in die eigene Tasche

Der Vorwurf der Marktmanipulation wurde von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht gegen Wirecard erhoben. Doch das ist bei weitem nicht der erste Skandal in der deutschen Wirtschaft. - (Bild: Adobe Stock/ bravissimos)

VW: Fast fünf Jahre nach ihrem Beginn 2015 ist ein Ende der Affäre um manipulierte Abgaswerte für den Autokonzern nicht in Sicht. Im Mai entschied der Bundesgerichtshof, dass Käufer auch in Deutschland Schadenersatz einfordern können. In den USA drohen trotz schon geschlossener Vergleiche neue Milliardenstrafen. Gegen mehrere mutmaßlich Verantwortliche liegen Strafanzeigen und Haftbefehle der US-Justizbehörden vor. Ende September soll in München der Prozess gegen den früheren Vorstandschef der VW-Tochter Audi, Rupert Stadler, und drei Mitangeklagte beginnen. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: "Betrug, mittelbare Falschbeurkundung sowie strafbare Werbung".

MAN: Der Hersteller von Nutzfahrzeugen gerät 2009 ins Visier von Korruptionsermittlern. Am Jahresende zwingt der Skandal fast die gesamte Führungsriege zur Aufgabe, der Konzern zahlt ein Bußgeld von 150 Millionen Euro. Im Geschäft mit Lastwagen und Bussen etwa wurden im In- und Ausland Bestechungsgelder gezahlt, um den Verkauf anzukurbeln.

Siemens: Mit einer Razzia der Münchner Staatsanwaltschaft kommt 2006 ein milliardenschwerer Schmiergeldskandal ans Licht. Über Jahre hinweg sollen rund 1,3 Milliarden Euro in schwarze Kassen geflossen sein, um lukrative Auslandsaufträge an Land zu ziehen. Die Vorgänge lösen eine Prozess-Serie gegen frühere Konzernmanager aus. Die meisten Verfahren enden mit Geld- und Bewährungsstrafen. Die Aufarbeitung der Affäre kostet Siemens rund 2,5 Milliarden Euro, etliche Beteiligte verlieren ihren Job.

Mannesmann: Eines der spektakulärsten Wirtschaftsstrafverfahren in Deutschland geht 2006 ohne Urteil zu Ende. Die wegen schwerer Untreue oder Beihilfe dazu angeklagten Manager und Gewerkschafter müssen insgesamt 5,8 Millionen Euro zahlen und gelten nun als unschuldig. Im Zentrum des Prozesses standen Millionenabfindungen bei der Übernahme von Mannesmann durch den britischen Mobilfunkkonzern Vodafone im Jahr 2000.

Zementkartell: Wegen illegaler Preisabsprachen verhängt das Bundeskartellamt gegen führende Unternehmen der deutschen Zementindustrie 2003 eine Rekordstrafe von rund 660 Millionen Euro. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs werden 2013 Bußgelder von insgesamt etwa 380 Millionen Euro rechtskräftig. Begründung: Das «Zementkartell» habe den Markt für Grauzement unter sich aufgeteilt.

Flowtex: Der Flowtex-Skandal ging als einer der größten Fälle von Wirtschaftsbetrug in die Geschichte ein. Die Firma aus dem badischen Ettlingen hatte in den 90er Jahren mehr als 3000 Horizontalbohrmaschinen für den unterirdischen Leitungsbau verkauft, von denen die meisten nur auf dem Papier existierten. Das Schneeballsystem flog im Jahr 2000 auf. Die Folgen waren ein Insolvenzverfahren mit Gläubiger-Forderungen von 1,2 Milliarden Euro, mehr als 120 Ermittlungsverfahren und eine Serie von Straf- und Zivilprozessen.

 

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