Endress+Hauser hat den Wechsel an der Unternehmensspitze eingeleitet: Zum Jahresbeginn übernahm Dr. Peter Selders als CEO die Leitung der Firmengruppe. Er war bisher Geschäftsführer des Product Centers für Füllstands- und Druckmesstechnik. Matthias Altendorf wechselte als Präsident in den Verwaltungsrat. „Unser gemeinsames Ziel ist, Endress+Hauser gut aufzustellen für künftige Generationen“, sagte Altendorf. Peter Selders erklärte, er werde das Familienunternehmen mit „Langfristigkeit im Denken und Handeln“ weiterentwickeln.
Das Unternehmen aus der Schweiz startete 2023 mit einem rekordhohen Auftragsbestand. In der zweiten Hälfte des Jahres ließ die wirtschaftliche Dynamik spürbar nach. Dennoch entwickelte sich das Geschäft besser als erwartet. „Unser organisches Wachstum war so kräftig, dass weder die negativen Währungseinflüsse noch der Wegfall unseres Russlandgeschäfts uns zu stark gebremst haben“, berichtete Altendorf in einer Pressekonferenz.
Der Nettoumsatz der Firmengruppe stieg 2023 um elf Prozent auf 3,7 Milliarden Euro. „Wechselkurseffekte haben uns 3,9 Prozent Wachstum gekostet“, erläuterte CFO Dr. Luc Schultheiss. Alle Branchen und Regionen trugen zur guten Entwicklung bei. In Europa und Amerika wuchs das Geschäft überdurchschnittlich. Die größte Dynamik zeigte sich im Nahen Osten. Die USA lösten China als umsatzstärksten Markt ab, dahinter folgte – mit einigem Abstand – Deutschland.
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Die Branchen verliefen gut - und diese nicht
Sämtliche Kernbranchen verzeichneten gutes Wachstum. Einzig die chemische Industrie in Europa entwickelte sich vor dem Hintergrund hoher Energiepreise schwach. Endress+Hauser lieferte 2023 weltweit mehr als 2,9 Millionen Sensoren und Systeme aus. Während sich das Geschäft mit Prozessmesstechnik stark entwickelte, litt die Labormesstechnik weiter unter dem Ende des pandemiebedingten Nachfrageschubs. Ebenfalls rückläufig war das Sensorgeschäft, das auch zyklische Branchen wie die Gebäudetechnik einschließt.
Weil Material- und Personalaufwand langsamer wuchsen als der Umsatz, legte das Betriebsergebnis um 20,3 Prozent auf 573 Millionen Euro zu. Die Umsatzrendite verbesserte sich trotz höherer Kosten für Zinsen und Fremdwährungsabsicherung um 0,6 Punkte auf 14,4 Prozent. Das Ergebnis nach Steuern stieg um 14,5 Prozent auf 408,7 Millionen Euro. Dahinter steht eine leicht höhere Steuerquote.
In den Geschäftszahlen blendet Endress+Hauser erstmals den Einfluss der strategischen Finanzmittel des Familienunternehmens aus. Diese hatten bisher – je nach Performance der Kapitalmärkte – das Ergebnis immer wieder stark beeinflusst. „Damit fokussieren wir ganz auf die Entwicklung unseres operativen Geschäfts“, erklärte Luc Schultheiss. Sichtbar wird die Umstellung unter anderem in einer tieferen Eigenkapitalquote (2023: 55,1 Prozent). „Hierin spiegelt sich die Finanzierung der operativen Firmengruppe über die Muttergesellschaft wider“, betonte der CFO.
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Das sind die zentralen Themen bei Endress+Hauser
Innovation in allen Bereichen ist dem Unternehmen zufolge ein Motor des Wachstums. Über 1.300 Menschen arbeiten unmittelbar an der Entwicklung neuer Produkte. 267,6 Millionen Euro - rund 7,2 Prozent des Umsatzes - wandte die Firmengruppe für Forschung und Entwicklung auf, 10,4 Prozent mehr als 2022.
Ende 2023 zählte die Firmengruppe 16.532 Beschäftigte, 715 mehr als vor Jahresfrist. Vor allem in der Produktion kamen neue Stellen hinzu.
CEO Peter Selders bezeichnete Digitalisierung und Nachhaltigkeit als zentrale Themen. „Sie sind Treiber unseres Geschäfts. Und sie sind eng verbunden, denn nur durch Digitalisierung erreichen wir Nachhaltigkeit zu wettbewerbsfähigen Kosten.“ Mess- und Analysetechnik biete einen großen Hebel, um industrielle Prozesse nachhaltiger zu gestalten.
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Für das laufende Jahr ist der CEO verhalten zuversichtlich
Vor diesem Hintergrund ist auch die geplante strategische Partnerschaft mit dem Sensorhersteller Sick im Bereich der Prozessautomatisierung zu sehen. „Wir möchten gemeinsam unsere Kunden bei Zukunftsthemen wie Klima- und Umweltschutz, Energiewende und Wasserstoffwirtschaft noch besser unterstützen“, erklärte Peter Selders. Das Ziel der Partnerschaft ist, die Gas-Durchflussmessgeräte und Analysatoren von Sick zu einem Teil des Endress+Hauser Angebots zu machen.
Dazu sollen die Sick-Vertriebsteams des Geschäftsbereichs Prozessautomatisierung in die Endress+Hauser Sales Center integriert werden; die Produktion der Sick-Prozesstechnik soll ein Joint Venture übernehmen. „Wir sind in den Gesprächen gut vorangekommen“, sagte der CEO. Der Vertrag soll bis Mitte 2024 unterzeichnet, die Partnerschaft zum Jahreswechsel 2024/25 wirksam werden.
Für das laufende Jahr zeigte sich der CEO verhalten zuversichtlich. „Auftragseingang und Nettoumsatz haben sich in den ersten drei Monaten positiver entwickelt als erwartet. Aber das Wachstum ist noch nicht breit abgestützt“, berichtete Peter Selders. Nach Jahren mit doppelstelligem Raten erwartet der Firmenchef ein Plus im einstelligen Bereich. 300 Stellen will das Unternehmen weltweit schaffen.
Quelle: Endress+Hauser