Aufträge brechen ein, gleichzeitig wird alles teurer: Etliche Unternehmen müssen verstärkt auf ihre Kosten achten und stellen dabei auch ihre Personalplanung auf den Prüfstand. Für die Metall- und Elektroindustrie rechnet etwa der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf, mit einem Stellenabbau. "Die schlechte Auftragslage ist ein Grund dafür. Ein anderer: Für immer mehr Unternehmen ist es inzwischen deutlich attraktiver, die Produktion ins Ausland zu verlagern", sagte Wolf der 'Bild am Sonntag'.
Die deutsche Wirtschaft laufe auf eine "echte Problemlage" zu, sagte der Branchenvertreter. "Die deutsche Industrie erhält viel zu wenig Neuaufträge - und zwar nicht nur bei den Maschinenbauern, sondern auch in anderen Schlüsselindustrien wie Automobil und Chemie. Wir schlittern in eine Rezession, und ich sehe nicht, wie sich das unter den aktuellen Umständen 2024 ändern soll."
Beim Autobauer Volkswagen etwa sollen zahlreiche Stellen in der Elektroauto-Fabrik in Zwickau wegfallen. Der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea will im Zuge eines Sparprogramms Hunderte Arbeitsplätze mit Schwerpunkt in Deutschland streichen und seinen Vorstand verkleinern.
Ein weiteres Beispiel ist der Bereich Telekommunikation. Die Deutsche Telekom will sich auf den Glasfaser-Ausbau konzentrieren und ebenfalls an der Kostenschraube fürs Personal drehen. Wie viele Jobs insgesamt betroffen sein werden, sei noch unklar, sagte ein Sprecher des Bonner Konzerns am Wochenende auf Anfrage. Zuvor hatte das 'Handelsblatt' berichtet. Unter anderem durch technologische Fortschritte habe sich vieles verändert, hieß es vom Konzern - die letzten großen Umstrukturierungen dieser Art lägen teils zehn Jahre zurück.
Beim internen IT-Dienstleister Telekom IT sollen 1.300 der 5.400 in Deutschland angesiedelten Stellen wegfallen, wie das Unternehmen bestätigte. Darüber hinaus würden rund 350 Beschäftigte in den kommenden Monaten das Unternehmen in den Vorruhestand oder in Altersteilzeit verlassen.
Auch der Vodafone-Konzern hatte zuletzt einen Sparkurs verordnet, von dem allein in Deutschland über Tausend Vollzeitstellen betroffen sind - vor allem in der Verwaltung und damit großteils in der Düsseldorfer Deutschlandzentrale.
Laut dem Ifo-Institut macht sich die Tendenz zum Sparen auch bei Neueinstellungen bemerkbar. "Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen in Deutschland hat einen Dämpfer erhalten", hieß es kürzlich von den Münchner Wirtschaftsforschern. Das Ifo-Beschäftigungsbarometer sank im September auf den niedrigsten Wert seit Februar 2021. "Der robuste Aufbau an Beschäftigung der letzten Monate ist zum Erliegen gekommen", sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo Umfragen. "Wegen fehlender Aufträge werden frei werdende Stellen eher zurückhaltend nachbesetzt."
Trotzdem ist die Nachfrage nach Arbeitskräften in Deutschland weiterhin sehr hoch, es fehlt an vielen Stellen an Fachkräften. Die Zahl der offenen Stellen gab die Bundesagentur für Arbeit im September mit 761.000 an. Allerdings lässt die Nachfrage leicht nach.
Gesamtmetall-Präsident Wolf sieht Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der Pflicht. "Ich schätze den Bundeskanzler, aber er führt nicht. Ein Kanzler muss die Dinge beim Namen nennen, seine Koalitionspartner auf ein gemeinsames Ziel einschwören und dann Lösungen umsetzen. Das fehlt mir in dieser Regierung extrem", sagte er.
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