Die IG Metall das Jahr 2023 politisch nutzen, um den sozial-ökologischen Wandel für die Beschäftigten fair zu organisieren. Im Bild: Logo der IG Metall an einem Haus

Die IG Metall das Jahr 2023 politisch nutzen, um den sozial-ökologischen Wandel für die Beschäftigten fair zu organisieren. (Bild: Ronald Rampsch - stock.adobe.com)

2023 ist ein Jahr, in dem entscheidende politische Weichenstellungen für die Industrie getroffen werden müssen. Das erklärte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, heute auf einer Pressekonferenz. Die Gewerkschaft forderte Unternehmen und Politik auf, den sozial-ökologischen Umbau in diesem Jahr deutlich zu beschleunigen. Dies sei notwendig, um Fachkräfte und Beschäftigung in Deutschland zu sichern.

„Das Versprechen einer sozial-ökologischen Transformation erfordert eine Zusammenarbeit aller: Unternehmen, Politik und Gewerkschaften. 2023 muss zum Jahr des fairen Wandels werden“, sagte Hofmann. Dazu brauche es mehr Beteiligung, mehr Mitbestimmung und mehr Tarifbindung.

Die Transformation müsse so gestaltet werden, dass das Potential an Fachkräften heute in den Betrieben nicht verlorengehe, so Hoffmann weiter. „Wir brauchen trotz der sich teilweise dramatisch verändernden Tätigkeiten sichere Perspektiven in der Arbeitswelt von morgen“, forderte er.

"Wir brauchen einen echten Wumms beim Wandel"

Damit der Wandel in der Industrie gelingt, werden der Gewerkschaft zufolge Zehntausende neue und qualifizierte Beschäftigte zusätzlich benötigt etwa für den Ausbau der erneuerbaren Energien, die energetische Gebäudesanierung oder den Ausbau digitaler Verkehrsleitsysteme. Wenn die industriellen Kernbranchen die Transformation bewältigen sollen, brauchen auch sie Fachkräfte mit neuen Anforderungen.

„Wir brauchen einen echten Wumms beim Wandel, kein zögerliches Handeln nach Kassenlage“, sagte Hofmann. Insbesondere müssten neue arbeitsmarktpolitische Instrumente den Beschäftigten echte Chancen eröffnen, neue berufsqualifizierende Abschlüsse zu erwerben. „Mechaniker zu Heizungsinstallateuren, Motorenentwickler zu Softwareentwickler, Bandarbeiterinnen zu Hochvolt-Montagekräften: Das erfordert eine bessere und längere Bildungsteilzeit und mehr Qualifizierungsgeld als es die Bundesregierung gerade plant“, sagte Hofmann.

Es kommt auf die Versorgungssicherheit an

Die Gewerkschaft übte auch deutliche Kritik an der fehlenden beruflichen Ausbildung. Die Zweite Vorsitzende Christiane Benner forderte, Schulabgänger besser auf die Ausbildung vorzubereiten. „Es reicht nicht, wenn die Arbeitgeber Fachkräftemangel beklagen, aber selbst zu wenig dagegen unternehmen", erklärte sie und ergänzte: „Betriebe müssen sich bei ihrer Einstellungspolitik bewegen.“ Mit der strukturellen Benachteiligung von Hauptschülerinnen und Hauptschülern müsse endlich Schluss sein.

Industriepolitisch will sich die IG Metall für eine Preisbremse beim Industriestrom einsetzen, damit die Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben können. „In den energieintensiven Industrien gefährden die Energiepreise massenhaft Arbeitsplätze", sagte IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner.

Zudem kämpfen Unternehmen aller Branchen weiterhin mit Materialengpässen in der Produktion, insbesondere in der Mikroelektronik. Das erfordert laut Kerner eine Neuausrichtung der Unternehmensstrategien. „Nicht mehr die Kostenminimierung dominiert, sondern auf Versorgungssicherheit, Resilienz und Nachhaltigkeit kommt es an“, sagte er.

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IG Metall baut Führung um

Neben den geforderten Neuerungen in den Unternehmen, soll es auch Veränderungen innerhalb der IG Metall geben: Nach einem erneuten Mitgliederschwund im vergangenen Jahr diskutiert die IG Metall über eine neue Führungsstruktur. Die angestrebte Doppelspitze mit zwei gleichberechtigten Vorsitzenden ist unter anderem bei politischen Parteien wie SPD, Grünen oder Linken etabliert. Bislang unterscheidet die Satzung der IG Metall zwischen einem Ersten und einem Zweiten Vorsitzenden.

Die bisherige Zweite Vorsitzende Benner hat sich bereit erklärt, auch in einer Doppelspitze weiterhin Führungsverantwortung zu übernehmen. Nach aktuellem Stand könnte im Herbst der Stuttgarter Bezirkschef und Tarifexperte Roman Zitzelsberger zum Co-Vorsitzenden Benners gewählt werden. Der momentane Erste Vorsitzende Hofmann wird auf dem Gewerkschaftstag im Oktober nicht mehr kandidieren.

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