Der Bedarf der Maschinenbau-Branche und die Nachfrage der jungen Leute lagen vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres so weit auseinander wie noch nie.

Der Bedarf der Maschinenbau-Branche und die Nachfrage der jungen Leute lagen vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres so weit auseinander wie noch nie. (Bild: gumpapa - stock.adobe.com)

In diesen Tagen startet der nächste Jahrgang seine Berufsausbildung. Jugendliche können dann auch in vier von fünf ostdeutschen Maschinenbau-Unternehmen einen kaufmännischen oder technischen Beruf erlernen. Der Bedarf der Branche und die Nachfrage der jungen Leute lagen jedoch vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres 2024/2025 so weit auseinander wie noch nie. Das zeigt eine Umfrage des VDMA Ost unter den 350 Mitgliedern in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

"Besonders in technik-orientierten Berufsfeldern spitzt sich die Bewerbersituation zu. 77 Prozent der Ausbildungsbetriebe hatten Probleme, diese Stellen zu besetzen. Vor zehn Jahren, als wir die Mitglieder erstmals nach ihrer Ausbildungssituation gefragt hatten, waren es 50 Prozent", sagt Oliver Köhn, Geschäftsführer des VDMA Ost.

In jedem zweiten Unternehmen (51 Prozent) gab es zum Umfragezeitpunkt Mitte Juli/Mitte August 2024 noch freie gewerblich-technische Ausbildungsplätze, in jedem fünften Betrieb (22 Prozent) freie kaufmännische Ausbildungsstellen. Die meisten der betroffenen Firmen hatten kaum Hoffnung, dass sich diese Situation bis zum Ausbildungsstart ändern werde. Vielmehr schätzten 69 Prozent der Betriebe die Chance als "eher niedrig" ein, für alle offenen Stellen noch rechtzeitig geeignete Jugendliche zu finden. Weitere 22 Prozent sahen dies als "aussichtslos" an.

Ausbildung: Das vermissen Betriebe

Ein Großteil der Firmen, die technik-orientierte Ausbildungsberufe anbieten (85 Prozent), führte die Probleme auf ausbleibende Bewerbungen zurück. "Sie nannten dafür vor allem zwei Gründe: den häufigen Studienwunsch junger Menschen und die unzureichende Berufsorientierung an Schulen", erklärt Köhn.

Darüber hinaus kritisierten zahlreiche Betriebe (60 Prozent), dass zu wenige Schulabsolventen auf die steigenden und sich ändernden Anforderungen in der Berufspraxis vorbereitet sind. Sie vermissen ein angemessenes Grundlagenwissen und soziale Kompetenzen.

Zudem haben viele Bewerber falsche Berufsvorstellungen. "Hier sehen wir einen starken Zusammenhang mit den schulischen Angeboten zur Berufsorientierung. Die jungen Menschen haben nur selten die Möglichkeit, ihre Interessen und Fähigkeiten auszuloten. Oft sind dafür einzelne Projekttage vorgesehen. Mehr und längere Pflichtpraktika in allen Altersstufen oder regelmäßige Tage in Industrieunternehmen würden dagegen wirklich helfen, die Lage zu entspannen", so Köhn.

Auf diese Weise könnten auch rollentypische Berufsinteressen aufgebrochen und mehr junge Frauen für eine technische Ausbildung gewonnen werden. Momentan ist lehrjahr-übergreifend im ostdeutschen Branchenschnitt unter zehn technischen Auszubildenden eine junge Frau.

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Unternehmen setzen auf die eigenen Azubis

Die ostdeutschen Maschinenbau-Unternehmen versuchen zudem selbst, die Entwicklung abzufedern. Fast alle Ausbildungsbetriebe (90 Prozent) bieten Praktika an. Sie präsentieren sich auf Ausbildungsmessen (81 Prozent) und kooperieren mit Schulen, bringen sich beispielsweise in MINT-Projekte und Arbeitsgemeinschaften ein oder organisieren Wandertage (76 Prozent).

Außerdem richten die Betriebe ihr Azubi-Marketing stärker an den jungen Leuten aus. "So werben sie in den sozialen Netzwerken häufiger auf den Kanälen, auf denen auch die Jugendlichen aktiv sind, allem voran auf Instagram", sagt Köhn.

Darüber hinaus binden rund zwei Drittel der Firmen (69 Prozent) ihre eigenen Auszubildenden in das Azubi-Recruiting ein. Die Einsatzbereiche sind dabei so vielfältig wie die Branche: Die Lehrlinge stellen beispielsweise in Schulen ihre Ausbildungsberufe vor, begleiten Schulklassen auf Rundgängen durch das Unternehmen, sind an Tagen der offenen Tür präsent, beantworten auf Messen Fragen und erstellen authentische Inhalte für Social Media.

"Zahlreiche Unternehmen kostet es enorm viel Kraft, um passende Ausbildungsanfänger anstellen und den Eigenbedarf decken zu können. Umso sprachloser machen Meldungen aus mehreren Bundesländern, dass schon zum Schuljahresbeginn Lehrer in zentralen Fächern wie Mathematik und Naturwissenschaften fehlen und Unterricht ausfällt", kritisiert Köhn.

Quelle: VDMA Ost

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