Unsicherheiten

Maschinenbau: Exporte leiden unter Zoll-Konflikt mit den USA

Das Ringen um die US-Zölle geht nicht spurlos an der deutschen Maschinenbau-Industrie vorbei. Doch die Unternehmen suchen Auswege.

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Der Zollstreit mit den USA trifft auch den deutschen Maschinenbau – doch es gibt Lichtblicke.
Der Zollstreit mit den USA trifft auch den deutschen Maschinenbau – doch es gibt Lichtblicke.

VDMA: „EU und USA müssen bei Stahl und Aluminium nachlegen“

VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann.
VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann.

Zur gemeinsamen Erklärung der USA und der EU zu ihrem “Zolldeal” sagt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann: „Die Einigung zwischen den USA und Europa auf die Details des Zolldeals reduziert zumindest etwas die Unsicherheit. Die Absichtserklärung zu Stahl und Aluminium bleibt leider sehr unverbindlich. Das ist besonders bedauerlich, da viele Maschinenbaufirmen stark von der jüngsten Ausweitung der Stahl- und Aluminiumzölle betroffen sind.“

Er erklärt weiter, die Einigung auf 15 Prozent Zölle sei kaum mehr wert als das Papier, auf dem sie stehe, wenn ständig weitere Produkte unter die Stahl- und Aluminiumzölle fallen – denn viele Maschinen der Mitgliedsunternehmen enthalten genau diese Materialien.

„Diese Zölle untergraben auch die Re-Industrialisierungsziele der USA, da nicht nur fertige Maschinen, sondern auch deren Komponenten von den hohen Stahl- und Aluminiumzöllen betroffen sind“, so Brodtmann abschließend.

Quelle: VDMA

Der Maschinenbau in Deutschland steht aufgrund handelspolitischer Spannungen zunehmend unter Druck. Das zeigen auch die Zahlen: In der ersten Jahreshälfte wurden Waren im Wert von 98,3 Milliarden Euro exportiert – ein Rückgang von 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Preisbereinigt beträgt das Minus sogar 4,9 Prozent, wie der Branchenverband VDMA berichtet.

Im zweiten Quartal sanken die Exporte um 4,1 Prozent. Nach einem deutlichen Rückgang der Ausfuhren im April um 8,5 Prozent stabilisierten sich die Exporte im Mai leicht (minus 1 Prozent). Im Juni setzte sich der Abwärtstrend jedoch fort: Die Exporte gingen um 4,2 Prozent zurück.

Dem Verband zufolge war das zweite Quartal stark geprägt vom Zollkonflikt mit dem wichtigsten Handelspartner USA. Wiederholte Zollandrohungen von US-Präsident Donald Trump sowie die Unsicherheit über das schlussendliche Ergebnis hätten das Geschäft erheblich belastet. Die Ausfuhren in die USA gingen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9,5 Prozent zurück.

Gleichzeitig sahen sich viele andere Handelspartner weltweit mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert und reagierten ebenfalls verunsichert. „Aufgrund neuer Zoll-Drohungen und anhaltender Unsicherheiten rund um das Ende Juli ausgehandelte Zollabkommen dürften die Auswirkungen dieses Konflikts auch im dritten Quartal weiterhin spürbar sein“, sagt Chef-Volkswirt Johannes Gernhardt.

„Zollschranken und mehr Protektionismus belasten den exportstarken Maschinenbau in Deutschland erheblich. Wir Europäer müssen uns mit Nachdruck für offene Märkte und verlässliche Regeln im Welthandel einsetzen, denn diese sind das Fundament für weltweiten Wohlstand“, fordert Gernandt.

Auch die Exporte in andere Länder gingen zurück

Nicht nur die Exporte in die USA gingen deutlich zurück, auch die Entwicklung auf anderen wichtigen Absatzmärkten verlief enttäuschend. Im ersten Halbjahr sanken die Ausfuhren nach China um 9,3 Prozent, die nach Frankreich sogar um 9,5 Prozent. Lichtblicke boten hingegen Italien und Spanien, wohin die Exporte um 1,4 Prozent beziehungsweise 3,5 Prozent zulegten.

Die Exporte aus Deutschland in die europäischen Staaten insgesamt verzeichneten mit einem Minus von 3,7 Prozent einen deutlichen Rückgang. „Allerdings lässt der Anstieg der Auftragseingänge der vergangenen Monate aus den Euro-Partnerländern auf eine positive Entwicklung der Exporte in dieser wichtigen Absatzregion hoffen”, sagt der VDMA-Chefvolkswirt.

Positive Impulse kamen zudem von bislang – gemessen am Exportvolumen – weniger bedeutenden Handelspartnern: Die Ausfuhren in die Mercosur-Staaten stiegen im ersten Halbjahr um 12,3 Prozent, die in den Nahen und Mittleren Osten um 9,4 Prozent. „Dies zeigt die Bestrebung von Unternehmen, zunehmend auf diversifizierte Marktstrategien zu setzen, um sich unabhängiger von einzelnen Absatzmärkten zu machen”, erläutert Dr. Gernandt.

So entwickeln sich die unterschiedlichen Branchen

Die überwiegende Mehrheit der Fachzweige im Maschinen- und Anlagenbau hat im ersten Halbjahr, entsprechend der allgemeinen Stimmung, rückläufige Ausfuhren verbucht. Der Bereich Baumaschinen und Baustoffanlagen sowie der Bereich Fördertechnik wiesen Rückgänge von respektive 12,9 Prozent und 10,3 Prozent auf. Die Antriebstechnik hat sich auf einem niedrigen Niveau stabilisiert (minus 4,9 Prozent), während sich die Landtechnik (minus 5,2 Prozent) und die Allgemeine Lufttechnik (minus 3,8 Prozent) zuletzt zwar etwas erholt haben, ihre Exporte waren im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres jedoch immer noch rückläufig.

Ein Fachzweig mit deutlich positiver Entwicklung der Ausfuhren waren dagegen die Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen mit einem Plus von 6,3 Prozent. Andere Bereiche wie die Armaturen (plus 0,3 Prozent), die Flüssigkeitspumpen (plus 0,7 Prozent) und die Verfahrenstechnischen Maschinen und Apparate (plus 0,8 Prozent) verzeichnen im ersten Halbjahr nur leichte Zuwächse.

Die ökonomische und politische Unsicherheit hat in den vergangenen Jahren tendenziell zugenommen. Im Zuge des Zollkonflikts mit den USA hat sich diese Entwicklung rasant fortgesetzt. „Die hohe Unsicherheit schafft momentan ein sehr schwierig zu navigierendes Umfeld. Die Unternehmen brauchen aber Planungssicherheit, insbesondere für Investitionsentscheidungen, die essenziell sind, um die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen und deutschen Standorts zu erhalten und Marktanteile zu sichern“, erklärt Gernandt.

Quellen: VDMA, dpa

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FAQ: Auswirkungen des Zollkonflikts auf den Maschinenbau

1. Wie stark sind die deutschen Maschinenexporte im ersten Halbjahr 2025 zurückgegangen?
Die Maschinenausfuhren sanken im ersten Halbjahr 2025 um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Preisbereinigt betrug der Rückgang sogar 4,9 Prozent.

2. Welche Rolle spielt der Zollkonflikt mit den USA bei diesem Rückgang?
Der Zollkonflikt mit den USA wirkt sich massiv negativ aus. Wiederholte Drohungen von US-Zöllen und Unsicherheiten über ein neues Zollabkommen führten zu einem Einbruch der Exporte in die Vereinigten Staaten um 9,5 Prozent im zweiten Quartal 2025.

3. Wie entwickeln sich die Exporte nach China und in europäische Kernmärkte?
Die Exporte nach China gingen um 9,3 Prozent zurück. Frankreich verzeichnete ein Minus von 9,5 Prozent. Insgesamt sanken die Exporte in die EU-Staaten um 3,7 Prozent. Nur wenige europäische Märkte wie Italien (+1,4 %) und Spanien (+3,5 %) zeigten positive Signale.

4. Gibt es Märkte, die trotz der schwierigen Lage wachsen?
Ja, einige Märkte zeigen sogar zweistellige Zuwächse. Die Exporte in die Mercosur-Staaten stiegen im ersten Halbjahr 2025 um 12,3 Prozent, die in den Nahen und Mittleren Osten um 9,4 Prozent.

5. Welche Maschinenbau-Fachzweige sind besonders stark betroffen?
Am stärksten betroffen sind Baumaschinen und Baustoffanlagen mit einem Rückgang von 12,9 Prozent sowie die Fördertechnik mit minus 10,3 Prozent. Auch die Landtechnik (−5,2 %) und die Allgemeine Lufttechnik (−3,8 %) sind rückläufig.

6. Gibt es auch Fachzweige mit positiven Exportentwicklungen?
Ja, insbesondere die Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen konnten im ersten Halbjahr 2025 um 6,3 Prozent zulegen. Auch kleinere Zuwächse verzeichnen die Bereiche Armaturen (+0,3 %), Flüssigkeitspumpen (+0,7 %) und Verfahrenstechnische Maschinen (+0,8 %).

7. Wie reagieren Unternehmen auf die aktuelle Unsicherheit im Welthandel?
Viele Unternehmen setzen verstärkt auf Marktdiversifizierung, um sich von geopolitischen Abhängigkeiten zu lösen. Gleichzeitig wird die Planungssicherheit für Investitionen immer wichtiger. Ohne stabile Rahmenbedingungen geraten technologische Weiterentwicklungen und Standortentscheidungen ins Stocken.

8. Was fordert der VDMA in Bezug auf die politische Handelspolitik?
Der VDMA fordert ein klares Bekenntnis zu offenen Märkten und verlässlichen internationalen Regeln. Protektionismus und kurzfristige Zollmaßnahmen gefährden nicht nur den Export, sondern auch die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Maschinenbaus in Deutschland und Europa.