Wirtschaft

25. Jun. 2025 | 07:08 Uhr | von Maximilian Festus

Globalisierungsschub im Maschinenbau

 Malaysia, Nahost und Mexiko - die neuen Zukunftsmärkte?

Welche Chancen bringt die Maschinenbau-Globalisierung in Malaysia, Nahost und Mexiko? Eine Analyse von Einstiegspfaden, Risiken und Best Practices.

Neue Wachstumspole ziehen Investitionen magisch an: Malaysia, der Mittlere Osten und Mexiko versprechen Kostenvorteile, Technologiehunger – und fordern zugleich kluge Markteintrittsstrategien.

Neue Wachstumspole ziehen Investitionen magisch an: Malaysia, der Mittlere Osten und Mexiko versprechen Kostenvorteile, Technologiehunger – und fordern zugleich kluge Markteintrittsstrategien. (Bild: Quality Stock Arts - stock.adobe.com)

Globales Wachstum braucht kluge Standortwahl. Malaysia, Mexiko und der Mittlere Osten locken mit Industrieoffensiven, fordern aber strategische Exzellenz. Für Maschinenbauunternehmen bedeutet das: Nur wer lokale Partner, politische Rahmenbedingungen und technologische Trends ernst nimmt, kann in diesen Märkten Marktanteile und strategische Relevanz gewinnen.

Malaysia wird Schlüsselmarkt für Maschinenbauer

Malaysia hat sich vom Rohstofflieferanten zur Produktionsdrehscheibe für Industrieprodukte entwickelt. Besonders die Integration in globale Wertschöpfungsketten trieb den wirtschaftlichen Aufstieg voran. Dank gezielter Handelsliberalisierung und Investitionspolitik ist das Land heute einer der attraktivsten Standorte in Südostasien – sowohl für Maschinenbauer als auch für Elektronikunternehmen.

Doch: Der Erfolg in Malaysia erfordert Fingerspitzengefühl. Ohne lokale Distributoren oder Joint Ventures geht wenig – insbesondere mit sogenannten Bumiputra-Unternehmen. Diese haben im Staatsapparat und bei Fördermitteln eine privilegierte Rolle. Wer hierauf nicht vorbereitet ist, bleibt außen vor.

Bumiputra

Nach den blutigen Unruhen vom 13. Mai 1969 in Malaysia wurde die „Neue Ökonomische Politik“ (NEP) eingeführt, um die wirtschaftliche Ungleichheit zwischen den ethnischen Gruppen zu verringern und soziale Spannungen zu entschärfen. Die NEP zielte darauf ab, insbesondere die Bumiputras – das sind die als Ureinwohner anerkannten Gruppen, vor allem die Malaien, aber auch andere indigene Ethnien – gegenüber der chinesischen und indischen Minderheit zu bevorzugen

Standort in Malaysia öffnet Tore in Asean-Markt

Monika Hollacher: „Wer in Asien und in Asean präsent sein will, für den ist Malaysia eine gute Option. Die malaysische Regierung verfolgt eine aktive Wirtschaftspolitik und treibt viele Sektoren voran.“
Monika Hollacher: „Wer in Asien und in Asean präsent sein will, für den ist Malaysia eine gute Option. Die malaysische Regierung verfolgt eine aktive Wirtschaftspolitik und treibt viele Sektoren voran.“ (Bild: VDMA)

Zu den typischen Wegen in den Markt Malaysia zählen Vertriebspartnerschaften, wie Monika Hollacher, VDMA Außenwirtschaft, Referentin für Südostasien, Zentralasien und Osteuropa, erläutert: „Der häufigste erste Schritt ist die Zusammenarbeit mit lokalen Handelsvertretern, Systemintegratoren oder Servicepartnern, um Maschinen vor Ort zu vertreiben und zu warten. Dazu kommen Tochtergesellschaften oder Repräsentanzen.“

So betreiben viele etablierte Unternehmen - wie etwa Bosch Rexroth, Trumpf und DMG Mori - eigene Vertriebs- und Servicegesellschaften in Kuala Lumpur oder Penang. „Ein entscheidender Faktor für Erfolg im Maschinenbau ist der Aufbau eines lokalen Service-Netzwerks – das wird von Kunden erwartet“; so Hollacher.

Auch die Gründung kompletter Produktionsstandorte gehört zu den Strategien des Markteintritts in das südostasiatische Land mit seinen 34 Millionen Einwohnern, dazu Monika Hollacher: „In den vergangenen Jahren haben mehr Unternehmen ihre Fertigung nach Malaysia verlagert. Dieser Trend hat sich verstärkt, seit die Unternehmen im Rahmen von ‚China+1‘ ihre Strategien in Asien und oder weltweit überdenken – Malaysia ist kein Billigland, aber für den Maschinenbau ist die Kostenstruktur günstig und der Zugang zum Asean-Markt und nach Asien gut.“

Deutscher Maschinenbau-Gipfel 2022
(Bild: mi-connect)

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Penang ist das Silicon Valley von Malaysia

Malaysia rückt als strategisches Drehkreuz für den Maschinen- und Anlagenbau in Südostasien in den Fokus. Die Regierung verfolgt eine aktive Industriepolitik, um gezielt Hightech-Sektoren zu fördern – darunter insbesondere die Elektronik- und Halbleiterindustrie, Automatisierung, Medizintechnik, Luftfahrttechnik sowie grüne Technologien. Unterstützt durch Investitionsanreize und starke wirtschaftliche Netzwerke, positioniert sich das Land als Hightech-Destination innerhalb der Asean-Staaten.

Vor allem das Industriecluster Penang hat sich zu einem Zentrum für Präzisionsfertigung, Reinraumtechnik und Automatisierung entwickelt – mit wachsendem Bedarf an Maschinen und Lösungen aus dem deutschen Mittelstand. „Ob sich ein Einstieg lohnt, bleibt immer eine unternehmensstrategische, individuelle Abwägung“, sagt Monika Hollacher. „Aber wer in Asien und in Asean präsent sein will, für den ist Malaysia eine gute Option.“

Die malaysische Regierung verfolge eine aktive Wirtschaftspolitik und treibe viele Sektoren voran, darunter die Elektronik- und Halbleiterindustrie, vor allem in Penang. Der Bundesstaat gilt als das Silicon Valley von Malaysia. Zahlreiche internationale Tech-Konzerne betreiben dort Fertigungen, was besonders die Nachfrage nach Maschinen für Präzisionsfertigung, Reinraumtechnik und Automatisierung weiter anwachsen lässt.

Großes Potenzial für Hightech & Maschinen made in Germany

Aber auch die Lebensmittel- und Verpackungstechnik stehen im Fokus einer aktiven Wirtschaftspolitik Malaysias. Die steigende Nachfrage nach verarbeiteten Lebensmitteln und steigende Standards in der Qualitätssicherung befeuern den Markt für moderne Verpackungslösungen. Investitionen in hygienische und automatisierte Produktionstechnologien sind an der Tagesordnung.

Im Sektor Automatisierung, Industrie 4.0 und Maschinenbau wächst die Nachfrage nach vernetzbaren Maschinen, Robotik, IoT-Lösungen und smarten Fertigungssystemen ebenfalls rasant – nicht nur bei großen Konzernen, sondern zunehmend auch im Mittelstand. Doch auch die Luftfahrttechnik, die Medizintechnik sowie die erneuerbaren Energien und grüne Technologien bieten ein Potenzialmarkt für Maschinen, Komponenten und Spezialwissen ‚Made in Germany‘. Dazu Monika Hollacher: „Was die Kaufkraft und Investitionsbereitschaft betrifft, ist festzuhalten: Lokale Firmen investieren in neue Technologie, dabei werden sie unterstützt durch staatliche Programme.“

Auch ausländische Investoren werden unterstützt. Zuständig ist die Malaysian Investment Development Authority (Mida), die aktiv Technologieprojekte begleitet und unterstützt. Ein starkes Signal: Auch malaysische Unternehmen investieren zunehmend in moderne Maschinen und digitale Lösungen. Diese Transformation wird von der Regierung nicht nur zugelassen, sondern gefördert – mit Fokus auf Importtechnologie und internationale Kooperationen.

Wie der VDMA Türen in Asean öffnen kann

Der VDMA selbst stärkt den Marktzugang für deutsche Unternehmen in der Asean-Region mit einem neuen Verbindungsbüro. Die Unterstützung reicht von Netzwerkbildung über Marktinformationen bis hin zu konkreter Vermittlung an relevante Akteure wie die AHK Malaysia, Mida oder lokale Beratungen.

„Wir unterstützen unsere Mitglieder aktiv über die VDMA-Außenwirtschaft und das neue VDMA-Verbindungsbüro für die Asean in Singapur durch die Vernetzung von Interessenten mit anderen VDMA-Mitgliedern vor Ort“, so Hollacher. „Dazu kommen weitere Unterstützer wie Vertretet der AHK Malaysia und Rechtsanwälte sowie der Aufbau des Netzwerks für Maschinenbau in der Region.“

 

Womit deutsche Maschinenbauer in Malaysia punkten können

Hollachers Erfahrungen aus der Praxis sind etwas gemischt: „Viele deutsche Unternehmen berichten von hoher Kooperationsbereitschaft und Lernfähigkeit malaysischer Partner sowie von einer Nachfrage nach deutscher Qualität: Der Ruf deutscher Maschinen ist exzellent. Made in Germany wird mit Langlebigkeit, Präzision und Service verbunden.“

Bei den Herausforderungen seien die Bürokratie bei Einfuhr- und Installationsgenehmigungen, die manchmal schwankenden politischen Regulierung etwa bei Subventionen sowie der Fachkräftemangel in manchen technischen Bereichen zu nennen – was eigene Schulungsmaßnahmen sinnvoll mache.

Wissenswertes zur Infrastruktur in Malaysia

Malaysia bietet für den Maschinenbau eine hoch entwickelte Infrastruktur mit modernen Häfen, Flughäfen und Straßennetzen, technologisch fortschrittlichen Industrieparks mit attraktiven Anreizen, einer starken lokalen Zulieferbasis für Metallverarbeitung, Elektronik und Werkzeugbau sowie mit einer fortschrittlichen digitalen Infrastruktur und gezielter Förderung von Smart Manufacturing.

All diese Faktoren machen Malaysia zu einem attraktiven Standort für Maschinenbauunternehmen, die von effizienter Logistik, lokaler Beschaffung und moderner Fertigungstechnologie profitieren möchten.

Malaysia ist eins der industriefreundlichsten Länder der Region

Neben einer intakten und hoch entwickelten Infrastruktur zählen für Monika Hollacher vor allem die wirtschaftliche Offenheit und die etablierte Produktionswirtschaft zu den großen Stärken für Globalisierungsvorhaben in dem 330.000 Quadratkilometer großen Land: „Malaysia zählt zu den industriefreundlichsten Ländern in der Region, mit hoher Offenheit für ausländische Maschinen und Investitionen. Zudem hat das Land eine ausgeprägte Fertigungslandschaft: Maschinen für Metallbearbeitung, Automatisierung, Messtechnik, Verpackung oder Halbleiter finden hier direkt Abnehmer.“

Aber auch beim Kosten-Nutzen-Verhältnis hat Malaysia Vorteile, denn „Malaysia ist kein Billigland, aber die Gehälter sind günstiger als in Singapur oder auch China. Englisch ist Verkehrssprache, in der Regel verfügen die Mitarbeiter über eine gute technische Ausbildung“, sagt Hollacher. Als regionaler Hub macht die Nähe zu Singapur, Thailand und Indonesien Malaysia zudem zu einem wichtigen Brückenkopf in Südostasien. Die Freihandelsabkommen in mehreren Freihandelszonen (Asean, RCEP und CPTPP) schließlich erleichtern globalisierenden Unternehmen den Markteintritt durch Zollvorteile.

Aktuelles aus der Industrie

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Mittlerer Osten: Industrieboom am Persischen Golf

Vom Ölgiganten zur Innovationsregion – kaum eine Weltregion transformiert sich so rasant wie der Mittlere Osten. Mit Visionen wie Saudi Vision 2030 oder den Hightech-Zentren der Vereinigten Arabischen Emirate positionieren sich Staaten zunehmend als Technologiestandorte. Ziel ist es, Saudi-Arabien wirtschaftlich und gesellschaftlich grundlegend zu transformieren und das Land auf eine Zukunft jenseits der Ölabhängigkeit vorzubereiten.

Internationale Player profitieren vom Ausbau der Infrastruktur, dem Investitionshunger der öffentlichen Hand und dem zunehmenden Wohlstand. Besonders Branchen wie Wasserstofftechnologie, Smart Infrastructure, Medizintechnik und GreenTech sind gefragt. Dennoch ist die Hürde hoch: Regulatorische Anforderungen variieren stark – ebenso wie die Erwartungen an Geschäftsgebaren.

Dr. Alexander Koldau: „Generell lässt sich sagen, dass die Länder im Mittleren Osten sich immer stärker um ausländische Investoren bemühen – insbesondere, wenn diese auch Wertschöpfung ins Land bringen.“
Dr. Alexander Koldau: „Generell lässt sich sagen, dass die Länder im Mittleren Osten sich immer stärker um ausländische Investoren bemühen – insbesondere, wenn diese auch Wertschöpfung ins Land bringen.“ (Bild: VDMA)

Ohne lokale Partner ist der Markteintritt riskant, das weiß auch Dr. Alexander Koldau, VDMA Außenwirtschaft, Referent für den Mittleren Osten, Nordafrika und Türkei: „Der Marktzugang ist von Land zu Land unterschiedlich schwierig. Der Direktexport ist in der Regel kein formales Problem. Allerdings erwarten Kunden zumeist ein Engagement des Verkäufers vor Ort und brauchen in der Regel Zeit, Vertrauen aufzubauen.“ Das gelte auch für den Markteintritt über Vertreter; eine oft genutzte Möglichkeit, wobei allerdings in einzelnen Ländern – insbesondere in den VAE – die rechtlichen Rahmenbedingungen und langfristigen Abhängigkeiten zu beachten seien.

Neben sehr einfachen Möglichkeiten, zum Beispiel der Gründung einer Niederlassung in einer Free Zone in den VAE, ist schon die Niederlassungsgründung in den VAE außerhalb der Free Zones mit etwas größeren Herausforderungen verbunden.

„Generell lässt sich allerdings sagen, dass die Länder im Mittleren Osten sich immer stärker um ausländische Investoren bemühen – insbesondere, wenn diese auch Wertschöpfung ins Land bringen und nicht bloß Vertriebsniederlassungen planen – und diese auch mehr oder weniger gut unterstützen.“ Trotz vieler Verbesserungen gibt es aber immer wieder bürokratische Hürden, die zu meistern sind.

Die Anzahl der Anfragen im Hinblick auf die Region, vornehmlich im Hinblick auf Saudi-Arabien hat in den letzten Monaten deutlich zugenommen, dazu Dr. Alexander Koldau: „Der Fokus liegt dabei auf Montage-Niederlassungen, um den Lokalisierungsanforderungen großer Abnehmer im Land gerecht zu werden.

Unternehmen, die dies gemacht haben, berichten auch von deutlich verbessertem Absatz. Der Schwerpunkt des Interesses und der Investitionen liegt auf Saudi-Arabien.“ Der VDMA ist vor allem im Hinblick auf Vernetzung von Interessenten mit anderen VDMA-Mitgliedern vor Ort sowie mit weiteren Unterstützern tätig wie der AHK und Rechtsanwälten.

Industrieoffensive: Maschinenbau profitiert vom Umbruch am Golf

Die Region ist geografisch nah und viele Länder und Kunden sind finanzstark. Trotz der hohen Preissensitivität sind die Menschen bereit, für deutsche Produkte auch deutsche Preise zu bezahlen. Zudem sind viele Unternehmen bereits seit Jahrzehnten als Lieferanten auf dem Markt bekannt. Die Länder durchlaufen derzeit einen wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Umbruch.

„Die Abhängigkeit von Erlösen aus der Öl- und Gasförderung soll durchbrochen werden“, sagt Koldau. „Das führt zur Ausweitung der Wertschöpfung im Land und dem Aufbau neuer Branchen führt. Außerdem durchlaufen die Länder auch einen energiepolitischen Wandel hin zu erneuerbaren Energien. Die geopolitische (und auch wirtschaftliche) Rolle als Energieversorger der Welt soll trotzdem erhalten bleiben, weshalb die Wasserstofferzeugung in den Fokus rückt.“

Dazu haben Pandemie und Engpässe bei der Getreideversorgung nach dem Ausbruch des Ukrainekriegs der Region die Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten vor Augen geführt, denen mit verstärkten Investitionen in die Landwirtschaft und Nahrungsmittelerzeugung begegnet wird.

„Ein weiterer Aspekt ist die Erschließung von weiteren Bodenschätzen über Öl und Gas hinaus, die in einzelnen Ländern vielfach vorhanden sind, in der Vergangenheit dank hoher Kohlenwasserstoffeinnahmen aber nicht beachtet und erschlossen wurden“, so Koldau weiter. Dadurch wird die Region auch für Unternehmen interessant, die sie bisher nicht als Absatzmarkt wahrgenommen haben.

Infrastruktur-Offensive im Mittleren Osten

Die Staaten des Mittleren Ostens zählen zu den finanzstärksten Regionen der Welt – und nutzen ihre Ressourcen gezielt, um die eigene Zukunft zu gestalten. Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Bahrain und Kuwait investieren seit Jahren in den Ausbau ihrer Verkehrs-, Logistik- und urbanen Infrastruktur. Doch die Dynamik nimmt weiter zu.

„Es gibt aber fast überall hohe Investitionen in den Ausbau von Häfen, Flughäfen, Eisenbahnverbindungen sowie des innerstädtischen ÖPNV“; erläutert Alexander Koldau. Das eröffne weitere Absatzpotenziale für entsprechende Anbieter. Als Beispiele sind hier der King Salman International Airport in Saudi-Arabien - geplant als größter Flughafen der Welt mit integrierter Cargo-Automatisierung – sowie der Al Maktoum International Airport in den VAE zu nennen. Letzterer soll zur weltgrößten Luftfrachtdrehscheibe mit automatisierten Logistiklösungen ausgebaut werden.

Mexiko ist ein Wachstumsmarkt mit Hürden

Nahe an den USA, günstige Lohnkosten und eine junge Bevölkerung – Mexiko ist das Paradebeispiel für das Thema Nearshoring. Vor allem seit der Pandemie und den Lieferkettenproblemen wird Mexiko als Alternative zu Fernost hoch gehandelt. Zahlreiche Freihandelsabkommen – besonders das USMCA (vormals NAFTA) – haben stabile Handelsbedingungen hervorgebracht. Branchen wie Automobilbau, Maschinenbau, Elektronik und Pharma expandieren rasant. Doch auch hier gilt: Der Teufel steckt im Detail. Trumps Rückkehr, regionale Unterschiede in Infrastruktur, Sicherheitslage und Fachkräfteverfügbarkeit wirken sich erheblich auf Wohl oder Wehe aus.

Andrew Adair: „Bekannte Unternehmen wie Balluff, Siemens Energy, Herrenknecht oder auch Bosch Rexroth haben den Standort Mexiko längst für sich entdeckt. Doch: Die Herausforderungen bleiben real.“
Andrew Adair: „Bekannte Unternehmen wie Balluff, Siemens Energy, Herrenknecht oder auch Bosch Rexroth haben den Standort Mexiko längst für sich entdeckt. Doch: Die Herausforderungen bleiben real.“ (Bild: VDMA)

„Der Weg nach Mexiko beginnt selten mit der Eröffnung einer Niederlassung. In den meisten Fällen erfolgt der Markteintritt über Export und den ersten Kundenauftrag – oft vermittelt durch internationale Konzerne, die in Mexiko fertigen lassen und deutsche Technik fordern“, sagt Andrew Adair, VDMA Außenwirtschaft, Referent für Nordamerika.

Zwei Institutionen bieten besonders deutschen KMU verlässliche Anlaufstellen: Die Deutsch-Mexikanische Auslandshandelskammer (AHK) in Mexiko-Stadt sowie das German Centre Mexico, ein einzigartiges Netzwerk- und Bürozentrum, gegründet von der LBBW, das ausschließlich deutschen Unternehmen zur Verfügung steht. Das German Centre ist ein Hub für Maschinenbauer, Tech-Firmen und industrielle Dienstleister – mit Ansprechpartnern, Synergien und gewachsenen Strukturen vor Ort.

Sicherheitslage in Mexiko bleibt Drahtseilakt

Für viele Unternehmen bleibt Mexiko aber ein Exportmarkt – ohne eigene Niederlassung. Maschinen werden geliefert, montiert, betreut – aber die Basis bleibt oft in Deutschland oder den USA. Aber: Mit steigenden Aufträgen steigt auch die Überlegung zur lokalen Präsenz. Unternehmen, die vor dieser Entscheidung stehen, prüfen systematisch Marktgröße und Wachstumspotenzial in ihrer Branche, Sicherheitslage in potenziellen Regionen, Verfügbarkeit von Fachkräften und Zulieferern, logistische Anbindung an USA und Binnenmärkte sowie Kosten für Aufbau und Betrieb einer Niederlassung.

„Als Beispiel sei hier Balluff genannt“, so Adair. Der Automatisierungsspezialist eröffnete 2022 nach umfassender Standortanalyse unter VDMA-Begleitung eine neue Produktionsstätte im relativ sicheren Aguas: Das Ergebnis war ein modernes Werk, das nicht nur neue Kapazitäten schafft, sondern auch ein klares Bekenntnis zur Region darstellt. Die Investition ist damit mehr als ein Produktionsschritt – sie ist strategischer Brückenschlag zum amerikanischen Markt. Ein zentraler Entscheidungsfaktor war dabei: Sicherheit für Mitarbeitende und Lieferketten.

Überhaupt Thema: Sicherheit. Der wohl kritischste Punkt ist und bleibt die Sicherheitslage in Mexiko. Der Drogenkrieg kostet jährlich Tausende Menschenleben. Auch wenn Industrieakteure meist nicht direkt betroffen sind, sind Dienstreisen, Installationsteams und lokal sichtbare Firmenstandorte potenziell gefährdet, dazu Andrew Adair: „Viele Unternehmen verzichten bewusst auf auffällige Firmenfahrzeuge, Logos oder Dienstkleidung. Sicherheit ist kein Randthema, sondern ein zentraler Entscheidungsfaktor bei jeder Standortfrage.“

Darum boomt Mexikos Industrie aktuell

Mexiko ist längst kein Geheimtipp mehr – sondern einer der wachstumsstärksten Exportmärkte für deutsche Maschinen und Anlagen. Doch was heißt das konkret für Unternehmen, die überlegen, sich dort stärker zu engagieren? Eine lokale Niederlassung oder Produktion ist nicht zwingend erforderlich, kann aber mittelfristig Wettbewerbsvorteile schaffen – insbesondere in Märkten mit hoher Serviceerwartung, regulatorischen Vorteilen durch Inlandsproduktion oder lokalisierten Ausschreibungsbedingungen (für staatlich unterstützte Industrieparks oder USMCA-Vorgaben für Export in die USA).

„Mexiko produziert viel und exportiert stark – in alle Welt, besonders (noch) in die USA. Für diese Produktion braucht es Maschinen: Automobilindustrie, Textilfertigung, Nahrungsmittelverarbeitung und Mining treiben die Nachfrage nach industrieller Ausrüstung“, erläutert Andrew Adair. „Die Chinesen investieren massiv, US-Konzerne verlagern Standorte, europäische Zulieferer folgen – Mexiko wird zur Werkbank Nordamerikas, aber auch zunehmend zum eigenständigen Technologiestandort.“

Fakt ist: Deutsche Hersteller, die frühzeitig strategisch investieren, sichern sich Lieferpositionen, Marktanteile und Servicenetze in einem zunehmend kompetitiven Umfeld. Ein Engagement in Mexiko ist kein Automatismus, aber eine reale Chance, wenn Geschäftsvolumen, Kundenstruktur und Standortbedingungen stimmen. Dazu nochmal Andrew Adair: „Export ohne Niederlassung bleibt sinnvoll, solange keine Serien- oder Servicebedarfe bestehen. Eine Niederlassung kann sinnvoll werden, wenn Markt und Kundenbindung zunehmen – aber nur mit klarer Standort- und Sicherheitsbewertung.“

Mexikos Infrastruktur wird zur Wachstumsplattform

Mexiko ist weder ein Entwicklungsland noch ein reines Schwellenland – sondern eine industriell aufstrebende Volkswirtschaft mit wachsendem Modernisierungsdruck. Die Infrastruktur hinkt in Teilen hinterher, doch in wirtschaftlich relevanten Regionen wurde bereits massiv investiert. Das Straßen- und Autobahnnetz ist gut ausgebaut, aber mit regionalen Defiziten.

Die großen Häfen (Manzanillo, Lázaro Cárdenas, Veracruz) verzeichnen eine steigende Automatisierung. Die Flughäfen werden modernisiert, so mit dem neuen Aeropuerto Internacional Felipe Ángeles (AIFA). Auch der Schienengüterverkehr ist im Aufschwung, etwa durch die Interoceanic Corridor-Projekte. Dazu wird auch der städtische Nahverkehr in Großstädten wie Metro Mexiko-Stadt oder Guadalajara weiter ausgebaut.

Der Staat fördert zahlreiche Großvorhaben im Rahmen des ‚Proyectos Prioritarios de Infraestructura‘ – einem Infrastrukturprogramm zur wirtschaftlichen Ankurbelung. Besonders wichtig für den Maschinenbau: Projekte in Energie, Transport, Tunnelbau und Versorgungstechnik.

Was bedeutet das Trump-Comeback für Mexiko?

Trotz aller Spannungen bleibt Mexiko für die USA wirtschaftlich unverzichtbar. Die über 3.000 Kilometer lange Grenze, die eng verwobene industrielle Infrastruktur und der gegenseitige Bedarf an Fachkräften, Waren und Dienstleistungen sprechen gegen einen Bruch. Die Handelsbeziehungen zwischen den USA und Mexiko sind aktuell angespannt.

Die neuen US-Zölle stellen die bisherige enge wirtschaftliche Integration infrage und könnten zu einem deutlichen Rückgang des Handelsvolumens und zu negativen wirtschaftlichen Effekten in beiden Ländern führen. Es ist aber nicht zu erwarten, dass Handelsbeziehungen komplett abgebrochen werden. Vielmehr dürfte es zu punktuellen Reibungen kommen, nicht zu einer kompletten Abkopplung, dazu Andrew Adair: „Die Handelsbeziehung ist zu stark, um sie dauerhaft zu gefährden. Dennoch sind kluge Strategien gefragt.“

 

Mexiko ist mehr als nur Sprungbrett in die USA

Unternehmen sollten auf alle Fälle die Produktionsstruktur überprüfen, dazu Andrew Adair: „Ist die geplante Fertigung in Mexiko ausreichend lokalisiert, um die USMCA-Vorgaben zu erfüllen? Nur wer bestimmte Wertschöpfungsschwellen einhält, kann zollfrei in die USA exportieren. Wer also ausschließlich vormontierte Maschinen einführt, läuft Gefahr, benachteiligt zu werden.“

Weiter sollte Mexiko nicht ausschließlich als Türöffner für die USA betrachtet werden. Der eigene Binnenmarkt wächst, Lateinamerika wird als Handelsregion immer spannender. Unternehmen sollten also auch lokale Projekte bedienen und nicht nur auf Export setzen. Die Sicherheitslage bleibt das größte Investitionshindernis. Regionen wie Querétaro, Aguascalientes oder Guanajuato bieten eine stabilere Infrastruktur, etablierte Industrieparks und Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften.

Situation für deutsche Unternehmen in Mexiko verschlechtert sich

Mexiko bietet Chancen – keine Illusionen. Als Wachstumsmarkt mit strategischer Nähe zu den USA überzeugt das Land mit Freihandelsvorteilen, industrieller Basis und wachsender Nachfrage, dazu Andrew Adair: „Bekannte Unternehmen wie Balluff, Siemens Energy, Herrenknecht oder auch Bosch Rexroth haben den Standort längst für sich entdeckt. Doch: Die Herausforderungen bleiben real.“

Die Sicherheitslage in vielen Regionen ist prekär, die Drogengewalt ist kein Randphänomen, sondern ein tief verwurzelter Konflikt – ein faktischer Dauerkriegszustand. Auch geopolitische Risiken durch den politischen Kurswechsel in den USA können nicht ignoriert werden. Für deutsche Unternehmen mit Produktionsstandort Mexiko, die vor allem für den US-Markt fertigen, hat sich die Situation durch die Einführung der 25-Prozent-Zölle durch die USA im Frühjahr 2025 deutlich verschlechtert. Über 2.000 deutsche Firmen sind in Mexiko aktiv, viele davon in Branchen wie Automobil, Maschinenbau, Chemie, Pharmazie und Elektronik.

Wer in Mexiko investieren will, braucht einen kühlen Kopf, lokale Expertise und eine realistische Erwartungshaltung. Produktion, Aufbau und Markterschließung sind kein Sprint – sie sind ein strategischer Marathon. Wer bereit ist, diese Route zu gehen, findet in Mexiko einen dynamischen, aber fordernden Partner im globalen Produktionsnetzwerk. Fakt ist aber auch: Die aktuellen US-Zölle sind ein harter Schlag für deutsche Unternehmen in Mexiko. Sie führen zu massiven Kostensteigerungen, gefährden bestehende Geschäftsmodelle und zwingen viele Firmen, ihre Nordamerika-Strategie grundlegend zu überdenken.

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