Nach den Erfahrungen der Corona-Pandemie mit Lieferschwierigkeiten, Marktabschottung und Logistikengpässen diskutiert die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie intensiv, wie sie sich im Weltmarkt breiter aufstellen kann. „Der malaysische Werkzeugmaschinenmarkt hat ein Potenzial von mehr als 700 Millionen Euro. Bislang hat Deutschland einen Anteil um die 8 Prozent an den Einfuhren. Da ist noch viel Luft nach oben“, sagt Klaus-Peter Kuhnmünch, beim VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) zuständig für die Organisation der Auslandssymposien. Der VDW unterstützt seine Mitglieder mit diesen Veranstaltungen, in neuen Wachstumsmärkten besser Fuß zu fassen.
Malaysia ist der wichtigste Absatzmarkt für deutsche Produktionstechnik in der Asean-Region. Die Regierung will, dem Beispiel China folgend, mehr Wertschöpfung im eigenen Lande aufbauen und hochwertige Arbeitsplätze schaffen. In der Luft- und Raumfahrt, Elektronik und Elektrotechnik sowie der Medizintechnik und den Zulieferern in diese Bereiche werden steigende Investitionen erwartet. Acht deutsche Hightech-Unternehmen nutzten ein VDW-Symposium in Kuala Lumpur, um ihre Chancen in dem südostasiatischen Markt vor insgesamt 110 malaysischen Fachbesuchern auszuloten. Dabei waren DMG Mori, Chiron, Grob, Hermle, Index, Open Mind Technologies, Schütte und United Grinding.
Aktuelles aus der Industrie
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben, was in der Welt der produzierenden Industrie gerade geschieht? Dann melden Sie sich hier zu unserem Newsletter an oder folgen Sie uns auf LinkedIn.
Einige deutsche Unternehmen wollen ihre Präsenz in Malaysia weiter ausbauen
Alle diese Unternehmen wollen neben ihrer Präsenz in China neue Standbeine in Asien aufbauen. Davon profitiert Malaysia. Das Land ist politisch stabil, die Wirtschaft wächst. Es bietet hohe Rechtssicherheit und verfügt über eine sehr gute Infrastruktur. Carl Martin Welcker, Geschäftsführender Gesellschafter der Alfred H. Schütte Werkzeugmaschinenfabrik, Köln, sagt: „Wir sehen das Potenzial in Asien und müssen Malaysia als hervorragenden Standort besetzen, um zu diversifizieren. Der Markt ist von asiatischer Seite hart umkämpft.“
Tara Meite, stellvertretende Geschäftsführerin der Deutsch-Malaysische Industrie- und Handelskammer in Kuala Lumpur wirbt für ein Engagement im Land: „Die malaysische Industrie hat gut ausgebildete Fachkräfte. Diese können zügig für die Bedarfe deutscher Unternehmen umgeschult und eingesetzt werden“.
So entwickelt sich der Werkzeugmaschinenmarkt in Malaysia
2023 wurden aus Deutschland nach Malaysia Maschinen im Wert von 42 Millionen Euro exportiert. Besonders gefragt sind Maschinen für umfangreiche und spezielle Anwendungen, die von keinem anderen Lieferanten erhältlich sind. „Dies gilt zum Beispiel für die Fahrzeug- und Luftfahrtindustrie“, berichtet Oliver Prpic, Geschäftsführer, Hermle SEA Co. Ltd, Thailand.
Roland Merz, Sales Manager Asia, Chiron Group SE, Tuttlingen, weiß darüber hinaus: „Die malaysischen Kunden schätzen an deutschen Werkzeugmaschinen die hohe Präzision, die Zuverlässigkeit sowie Sonderlösungen. Der höhere Preis im Vergleich zu den asiatischen Anbietern steht dem keineswegs im Wege.“
Der VDW erwartet, dass die Werkzeugmaschinennachfrage in Malaysia weiter steigen wird. Das sieht auch Kevin Chue, Business Development Manager, GPI Geopile Engineering SDN BHD, Kuala Lumpur, so. „Ich schätze deutsche Werkzeugmaschinen, weil sie sehr präzise und flexibel einsetzbar sind“, sagt er. „Der Preis steht nicht im Vordergrund, sondern die Technologie. Da wir viel Erfahrung mit deutschen Maschinen haben, wissen wir, dass mit dem Einsatz von günstigen und einfachen Maschinen unsere Produktion leidet.“
Geballter Input zum Thema Werkzeugmaschinen
Lesen Sie unseren praktischen Überblick "Das sind die zentralen Trends der Werkzeugmaschinen-Branche". Darin erfahren Sie, welche technischen Zukunftsthemen für die Zerspanung besonders relevant sind. Einen aktuellen Einblick in die wirtschaftliche Lage der WZM-Branche erhalten Sie hier: "Das erwartet die Werkzeugmaschinenbranche 2024".
Weitere Empfehlungen der Redaktion zum Thema:
„Wenn es um Modernisierung, Kapazitätserweiterung und Effizienzsteigerung in der malaysischen Industrieproduktion geht, spielt neueste Produktionstechnik eine entscheidende Rolle“, sagt Kuhnmünch vom VDW. „Deutsche Hersteller liefern zudem nicht nur Maschinen, sondern bieten darüber hinaus auch Beratung, Finanzierung, Service, Wartung und Schulung.“ Schließlich zeichneten sie sich auch dadurch aus, dass sie mit ihren malaysischen Kunden langfristig in einem kreativen Prozess zusammenarbeiten, ihre Erfahrungen weitergeben und aktiv an der Modernisierung der malaysischen Industrie mitwirken wollen.
„Wir trainieren unsere Auszubildenden gerne auf deutschen Werkzeugmaschinen“, erzählt Fahrul Rizan Bin A. Halim, stellvertretender Geschäftsführer, GMI – German-Malaysian Institute, Selangor, Malaysia). „Sie werden dadurch in die Lage versetzt, nahezu alle Maschinen zu bedienen, insbesondere auch die deutschen Maschinen.“