Kreidetafel mit einem Schriftzug; Wachstumschancengesetz

Das Wachstumschancengesetz befasst sich nicht nur mit steuerlichen Aspekten, sondern auch mit Maßnahmen im Bereich der Umwelt und der Nachhaltigkeit. (Bild: hkama - stock.adobe.com)

Patrick Lerner ist Managing Director bei der Unternehmensberatung Ayming
Patrick Lerner ist Managing Director bei der Unternehmensberatung Ayming und verfügt über umfangreiche Erfahrung und Expertise im Bereich der Forschungszulage und Förderung. (Bild: Ayming)

Überblick verschiedener Aspekte des Wachstumschancengesetzes

Der Verlustausgleich bei der Einkommensteuer ist eine der konkreten Maßnahmen, die nun deutlich flexibler gestaltet wurden. Das bedeutet, dass Unternehmen Verluste besser nutzen können, um ihre zukünftigen Steuerzahlungen zu reduzieren. Gleichzeitig wurden neue Regelungen eingeführt, um die Körperschaftsteuer für Unternehmen attraktiver zu machen. Dabei handelt es sich um eine Steuer auf das Einkommen von Unternehmen und anderen juristischen Personen, die mit einem Satz von 15 Prozent festgesetzt wird. Das Ziel hierbei ist es, dass Unternehmen, die ihre Steuerlast senken, mehr finanziellen Spielraum gewinnen und das zusätzlich verfügbare Geld in Investitionen für Wachstumsinvestitionen verwenden. Eine weitere Änderung ist die Einführung der degressiven Abschreibung für bewegliche Wirtschaftsgüter, die den Unternehmen helfen soll, ihre Steuerlast zu reduzieren. Auch dies trägt dazu bei, dass den Unternehmen zusätzliche finanzielle Mittel für weitere Investitionen zur Verfügung stehen.

Aber nicht nur die Steuervorschriften, sondern auch Spendenverfahren wurden im Zuge der Digitalisierung modernisiert. In Zukunft sollen elektronische Spendenbescheinigungen eingeführt werden, um bürokratische Abläufe zu vereinfachen. Spender und Organisationen werden so von Papierkram entlastet und Transaktionen können schneller abgewickelt werden. Dies erhöht nicht nur die Effizienz, sondern auch die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Spenden.

Neben steuerlichen Aspekten befasst sich das Wachstumschancengesetz auch mit Maßnahmen im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit. Es fördert aktiv Investitionen der Unternehmen in nachhaltige Projekte und Technologien, insbesondere im Bereich Forschung und Entwicklung. Damit soll nicht nur die ökologische Verantwortung gefördert, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen Markt gestärkt werden.

Forschungszulagengesetz als zentraler Teil

Ein klarer Fokus des Wachstumschancengesetzes liegt auf Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (FuE). Unternehmen können weiterhin 100 Prozent der Personal- und Lohnnebenkosten für Produkt- und Prozessentwicklungen geltend machen. Das bedeutet, dass die Ausgaben oder Kosten eines Unternehmens in der Steuererklärung angegeben werden, um die Steuerlast zu senken. In diesem Fall können Unternehmen beispielsweise die gesamten Personalkosten und Lohnnebenkosten für Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten in ihrer Steuererklärung angeben, um ihre Steuerlast zu reduzieren. Darüber hinaus werden 70 Prozent der externen Aufträge für F&E-Projekte innerhalb der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums gefördert. Vor der Gesetzesänderung waren es 60 Prozent.

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Förderhöhe

Eine wesentliche Neuerung des Gesetzes betrifft die steuerliche Entlastung von Unternehmen. Diese können nun einen größeren Teil ihrer Ausgaben von der Steuer absetzen und haben dadurch mehr Geld für neue Investitionen oder Forschungsprojekte zur Verfügung. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) profitieren von den neuen Regelungen, denn sie können jetzt 35 Prozent der förderfähigen Kosten von der Steuer absetzen – eine deutliche Steigerung gegenüber den bisherigen 25 Prozent. Gedeckelt ist diese Förderung für KMUs auf einen Betrag von 3,5 Millionen pro Unternehmensgruppe und Jahr. Für Unternehmen außerhalb dieser Kategorie hat sich nicht viel geändert. Sie können nach wie vor einen Zuschuss in Höhe von 25 Prozent bis zu einem Höchstbetrag von 2,5 Millionen Euro erhalten.

Beantragungsprozess

Die zahlreichen Neuerungen des Gesetzes bieten Unternehmen großes Potenzial und zahlreiche Vorteile. Allerdings bedarf es einer genauen Planung und sorgfältigen Umsetzung, um diese voll ausschöpfen zu können. Ein zentraler Schritt in diesem Prozess ist die Beantragung der Forschungszulage, die in einem zweistufigen Verfahren erfolgt. Zunächst muss eine Bescheinigung über die Förderungswürdigkeit des Vorhabens beantragt werden, die automatisch an das Finanzamt weitergeleitet wird. Dieses entscheidet dann final über den Förderbetrag und stellt den Festsetzungsbescheid aus.

Warum es sich lohnt genauer hinzuschauen

Bei genauerer Betrachtung des Forschungszulagengesetzes (FZulG) wird deutlich, dass viele Unternehmen von den darin enthaltenen Fördermöglichkeiten profitieren können. Es lohnt sich, genau hinzuschauen und zu prüfen, ob die eigenen Projekte förderfähig sind. Oftmals ergeben sich Fördermöglichkeiten für Vorhaben, von denen man es zunächst nicht erwartet hätte. Die Voraussetzungen und Richtlinien für Förderungen können vielfältig sein und Unternehmen ermutigen, innovative Ideen umzusetzen und Forschungsprojekte anzugehen. Daher ist eine eingehende Prüfung der eigenen Projekte und Ausgaben auf ihre Förderfähigkeit gemäß den Richtlinien des Wachstumschancengesetzes und des FZulG von entscheidender Bedeutung. Ein genauer Blick kann sich lohnen und Ihrem Unternehmen zusätzliche finanzielle Unterstützung verschaffen, die es für zukünftiges Wachstum und Innovationen benötigt.

Das Wichtigste zusammengefasst: eine Checkliste

  1. Prüfung der Förderfähigkeit: Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre geplanten Projekte und Ausgaben auf Ihre Förderfähigkeit gemäß den Richtlinien des Wachstumschancengesetzes zu überprüfen. Manchmal sind Projekte förderfähig, von denen Sie es zunächst nicht vermuten würden. Ein genauer Blick kann sich also lohnen, um Ihnen zusätzliche finanzielle Unterstützung zu geben.
  2. Kostenaufstellung: Erstellen Sie eine vollständige Liste aller förderfähigen Kosten, einschließlich Personalkosten, externer FuE-Aufträge und projektspezifischer Wirtschaftsgüter. Eine detaillierte Aufstellung hilft Ihnen, den Überblick über Ihre Ausgaben zu behalten und sicherzustellen, dass Sie alle potenziellen Fördermittel ausschöpfen.
  3. Antragsstellung: Beginnen Sie den Antragsprozess, indem Sie eine Bescheinigung über die Förderfähigkeit Ihrer Projekte beantragen. Diese Bescheinigung wird automatisch an das Finanzamt weitergeleitet. Anschließend können Sie den Antrag auf Festsetzung der Forschungszulage über das ELSTER-System einreichen. Mit diesen Schritten stellen Sie sicher, dass Ihr Antrag reibungslos bearbeitet wird.
  4. Dokumentation: Bewahren Sie alle relevanten Unterlagen und Belege sorgfältig auf, um sie bei der Antragstellung und für eventuelle Prüfungen durch das Finanzamt zur Verfügung zu haben. Eine sorgfältige Dokumentation ist wichtig, um Ihre Förderfähigkeit nachzuweisen und das Verfahren zu erleichtern.
  5. Beratung einholen: Bei Unsicherheiten oder komplexen Fragen können Sie sich jederzeit von erfahrenen Beratern oder Steuerexperten unterstützen lassen. Sie stehen Ihnen mit ihrem Fachwissen zur Seite und helfen Ihnen dabei, die Fördermittel optimal zu nutzen.
  6. Kontinuierliche Prüfung: Bleiben Sie stets über die Entwicklung des Gesetzes und eventuelle Änderungen in den Richtlinien informiert. Regelmäßige Überprüfungen stellen sicher, dass Sie stets optimal von den Fördermöglichkeiten profitieren und Ihre Geschäftsstrategie entsprechend anpassen können.

Neue Wege für Unternehmen

Das Wachstumschancengesetz eröffnet Unternehmen neue Möglichkeiten zur Förderung von Innovationen und Investitionen, mit dem klaren Ziel, die deutsche Wirtschaft zu stärken und ihre Wettbewerbsfähigkeit auf internationaler Ebene zu verbessern. Durch steuerliche Entlastungen und gezielte Förderung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten soll das Gesetz dazu beitragen, das Wachstum langfristig zu unterstützen und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Insbesondere die verbesserte Abschreibungsmöglichkeit für bewegliche Wirtschaftsgüter und die Erweiterung der steuerlichen Geltung von förderfähigen Kosten bieten Unternehmen finanzielle Anreize zur Investition und Innovation. Diese Maßnahmen sollen das Unternehmertum fördern und die Geschäftstätigkeit in Deutschland ankurbeln. Die Auswirkungen dieser Neuerungen auf die Wirtschaft des Landes bleiben jedoch abzuwarten und werden die Zukunft des Unternehmenssektors maßgeblich prägen.

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