Ergebnis sinkt um zwei Drittel
Strategische Kurskorrektur: Porsche baut massiv um
Makroökonomische Gegenwinde, geopolitische Spannungen und eine verlangsamte E-Mobilitätstransformation – Porsche setzt auf einen radikalen Strategiewechsel. Reskalierung und personelle Maßnahmen sind nicht ausgeschlossen.
Trotz aktuell massiven multiplen Gegenwinden geht Porsche-Chef Oliver Blume davon aus, dass der Autobauer ab 2026 wieder „ein positives Momentum“ sehen wird.
(Bild: Porsche)
| Porsche AG Konzern |
H1 2025 |
H1 2024 |
Änderung |
| Umsatz |
18,16 Mrd. € |
19,64 Mrd. € |
-6.7% |
| Operatives Ergebnis |
1,01 Mrd. € |
3,06 Mrd. € |
-67,0% |
| Operative Umsatzrendite |
5,5% |
15,7% |
| Auslieferungen an Kunden |
146.391 |
155.945 |
-6,1% |
Die Weltlage zwingt Porsche zum Kurswechsel
Die Porsche AG steht mitten in einer Phase, die für den erfolgsverwöhnten Sportwagenhersteller außergewöhnlich ist. Im ersten Halbjahr 2025 drückten globale Unsicherheiten, ein schwächerer Absatz in China, hohe Importzölle in den USA und eine weniger dynamische E-Mobilitätsentwicklung als erwartet spürbar auf das Ergebnis. Während der Konzernumsatz auf 18,16 Milliarden Euro sank (Vorjahr: 19,46 Milliarden Euro), brach das operative Ergebnis sogar von 3,06 Milliarden Euro auf 1,01 Milliarden Euro ein. Ein Zwei-Drittel-Rückgang.
CEO Oliver Blume beschreibt die Situation als tiefgreifenden Wandel, der kein vorüberziehendes Gewitter sei: „Die Welt verändert sich massiv – und anders als vor einigen Jahren erwartet.“ Das bedeutet: Strategische Entscheidungen aus der Vergangenheit werden kritisch hinterfragt, und der gesamte Konzern steuert in eine neue, robustere Richtung.
Reskalierung als Schlüssel zur Stabilität - mit Stellenabbau?
Porsche reagiert mit einem flexibleren Produktportfolio, einer stärkeren Fokussierung auf margenstarke Modelle und einer strategischen Kalibrierung des weltweiten Absatzes. Dabei gilt weiterhin die Devise „Value over Volume“: Qualität und Markenwert stehen über reiner Stückzahlsteigerung.
Finanzvorstand Dr. Jochen Breckner betont: „Ziel ist es, Rentabilität und Widerstandsfähigkeit zu stärken.“ Ein zweites, weitreichendes Maßnahmenpaket wird derzeit mit der Arbeitnehmervertretung verhandelt – mit dem Ziel, langfristig Kostenstrukturen zu optimieren und die Organisation zukunftsfest zu machen. Der Abbau von Stellen scheint also alles andere als ausgeschlossen.
Wie schlägt sich die E-Mobilitätsquote im Vergleich?
Trotz der Marktabkühlung bleibt Porsche im Bereich elektrifizierter Fahrzeuge stark. 36,1 Prozent aller Auslieferungen im ersten Halbjahr 2025 waren elektrifiziert – davon 23,5 Prozent vollelektrisch und 12,6 Prozent als Plug-in-Hybrid. Besonders bemerkenswert: In Europa liegt die Quote sogar bei 57 Prozent und übertrifft damit das Ziel, das zum Börsengang ausgegeben wurde.
Welche Herausforderungen hat Porsche?
Drei Herausforderungen stehen aktuell bei Porsche im Fokus:
Nachfrageschwäche in China – Der Luxus- und Premiumsektor erlebt in der Volksrepublik eine massive Abkühlung.
US-Importzölle – Neue Handelshemmnisse belasten nicht nur Margen, sondern zwingen zu Preisschutzmaßnahmen für Kunden.
Verlangsamte E-Mobilitäts-Transformation – Lieferketten geraten ins Wanken, Zulieferer kämpfen mit Anpassungsproblemen.
Diese Gemengelage macht eine Reskalierung der Produktions- und Vertriebsstrategie notwendig – verbunden mit massiven Investitionen und Sonderaufwendungen in Höhe von rund 1,1 Milliarden Euro.
Motorsport und Markenimage als Erfolgsfaktor
Trotz wirtschaftlicher Turbulenzen bleibt Porsche sportlich an der Spitze. In der J.D. Power APEAL-Studie belegt die Marke Platz eins in der Kundenwahrnehmung in den USA. Motorsportlich glänzte das Unternehmen mit einem Doppelsieg beim Saisonfinale der Formel E und dem Weltmeistertitel in Team- und Herstellerwertung. Zudem feierte Porsche beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans den zweiten Klassensieg in der LMGT3-Kategorie in Folge.
Prognose: Stabilisierung ab 2026 erwartet
Die aktualisierte Jahresprognose 2025 berücksichtigt neue Importzölle von 15 Prozent sowie mögliche Preisanpassungen. Der Konzern erwartet einen Umsatz von 37 bis 38 Milliarden Euro, eine operative Umsatzrendite zwischen 5 und 7 Prozent und eine Netto-Cashflow-Marge zwischen 3 und 5 Prozent. Das obere Ende dieser Spanne soll – nach heutiger Einschätzung – trotz der Belastungen erreichbar sein.
Fallbeispiel: Wie Zölle das Geschäftsmodell verändern
Die US-Zölle kosten Porsche rund 400 Millionen Euro – vor allem, weil der Hersteller seinen Kunden in Nordamerika einen Preisschutz gewährt hat. Dieses Beispiel zeigt eindrücklich, wie politische Entscheidungen direkte Auswirkungen auf das Ergebnis haben. Um diese Effekte abzufedern, plant Porsche unter anderem Preisanpassungen. Die Meldungen, dass Porsche eine Fertigung in den USA plane wurden vom Unternehmen dementiert.