Die US-Unternehmen in Deutschland wollen wieder mehr investieren. Das ergab die Umfrage des Business Barometer der AmCham Germany

Die US-Unternehmen in Deutschland wollen wieder mehr investieren. Das ergab die Umfrage des Business Barometer der AmCham Germany. - (Bild: Tvabutzku1234/Wikipedia)

Wachstum 2015 - hohe Erwartungen für 2016: Frage: "Wie werden sich Umsatz, Beschäftigtenzahl und Investitionen in 2016 entwickeln (in Prozent)?"
Wachstum 2015 - hohe Erwartungen für 2016:
Frage: "Wie werden sich Umsatz, Beschäftigtenzahl und Investitionen in 2016 entwickeln (in Prozent)?"

Ist die Digitalisierung ein Jobkiller oder nicht? Die amerikanischen Unternehmen in Deutschland sind optimistisch: Die Digitalisierung bedeutet Veränderungen, aber insgesamt kein Arbeitsplatzverlust. Auch im Allgemeinen hat sich die Investitionsstimmung der US-Investoren in Deutschland erholt. Sie erwarten für 2016 voraussichtlich ein überdurchschnittliches Umsatzwachstum.

Ebenso geht über ein Drittel der befragten Firmen davon aus, dass die Anzahl der Beschäftigten und die Investitionen steigen werden. Aber der digitale Wandel bedeutet auch für viele amerikanische Unternehmen noch einen deutlichen Kraftakt. Zwar sehen sich 88 Prozent der US-Firmen bei ihren Arbeitsprozessen gut oder sehr gut aufgestellt, bei der Entwicklung der Mitarbeiter gibt es allerdings noch Nachholbedarf. Auch die Bundesregierung ist gefordert, den Prozess um die Arbeitswelt 4.0 stärker voranzutreiben.

Das sind die Kernergebnisse des XIII. AmCham Germany Business Barometers, das heute von der American Chamber of Commerce in Germany (AmCham Germany) in Zusammenarbeit mit Roland Berger in Berlin vorgestellt wurde. Die exklusive Umfrage unter amerikanischen Unternehmen am Standort Deutschland, zu der auch die TOP 50 umsatzstärksten US-Firmen in Deutschland zählen, gibt einen Überblick, wie diese ihre Geschäftsaussichten 2016 einschätzen und den digitalen Wandel der deutschen Wirtschaft bewerten.
            
War der Ausblick gemessen an den Umsätzen 2014 gedämpft, lässt das Jahr 2015 auf einen Aufwärtstrend hoffen. "Zwar sind bei Beschäftigung und Investitionen die für das Jahr 2016 erwarteten Zahlen niedriger als 2015, allerdings bewegen wir uns hier auf einem hohen Niveau", sagt Bernhard Mattes, Präsident der American Chamber of Commerce in Deutschland.

„Der gute Ruf Deutschlands unter den US-Unternehmen sollte allerdings nicht unseren Blick für die Bereiche trüben, in denen Handlungsbedarf besteht. Dazu zählen weiterhin die Energie- und Arbeitskosten sowie die Unternehmensbesteuerung. Die politischen Entscheidungsträger müssen nun handeln und die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen. Das gilt auch bei der Digitalisierung des Standorts und der einhergehenden Umwälzung der Arbeit. Wir müssen die ‚digitale DNA‘ für Unternehmen und für Deutschland jetzt schaffen“, so Mattes.

Amerikanische Unternehmen wieder auf Wachstumskurs

Der große Deutschland-Check: Frage: "Wie bewerten SIe die Standortfaktoren im Einzelnen?"
Der große Deutschland-Check:
Frage: "Wie bewerten SIe die Standortfaktoren im Einzelnen?" - Grafik: AmCham/Roland Berger

Das Business Barometer zeigt, dass 2015 für US-Investoren in Deutschland gut war: Rund acht von zehn befragten amerikanischen Unternehmen steigerten ihre Umsätze im vergangenen Jahr. Und auch für 2016 sind 81 Prozent der Befragten zuversichtlich, dass sie weiter wachsen werden. 35 Prozent möchten die Zahl ihrer Beschäftigten erhöhen und 37 Prozent planen, mehr in den Standort Deutschland zu investieren. In den kommenden drei bis vier Jahren wollen gut 50 Prozent der Befragten ihre Aktivitäten in Deutschland sogar weiter ausbauen.  

"Der Wachstumskurs der amerikanischen Unternehmen in Deutschland spiegelt die Attraktivität des Standorts wider", erläutert Klaus Fuest, Chefökonom von Roland Berger, die Ergebnisse des Business Barometers. "Wir leben in einer unsicheren und volatilen Zeit, in der gerade Deutschland als stabiler Wirtschaftsraum angesehen wird, in den es sich lohnt zu investieren."

Am deutschen Standort schätzen amerikanische Konzerne vor allem das hohe Ausbildungs- und Qualitätsniveau der Mitarbeiter (100%), die exzellenten Zuliefernetzwerke (93%), die Infrastruktur (86%) und das große Potenzial des Landes als Forschungs- und Entwicklungsstandort (86%).

Unzufrieden sind die befragten Topmanager hingegen mit den hohen Energie- (59%) und Arbeitskosten (37%). Die Wirtschafts- und Industriepolitik bewerten mittlerweile nur noch 26 Prozent negativ – vor einem Jahr sahen das immerhin noch 34 Prozent so.

Arbeitswelt 4.0: kein Ausverkauf fester Beschäftigungsverhältnisse

Strategie meist vorhanden: Frage: "Hat Ihr Unternehmen eine Strategie für die Entwicklung der Mitarbeiter in einer digitalisierten Arbeitswelt?"
Strategie meist vorhanden:
Frage: "Hat Ihr Unternehmen eine Strategie für die Entwicklung der Mitarbeiter in einer digitalisierten Arbeitswelt?" - Grafik: AmCham

Die digitale Transformation hat die Wirtschaft in allen Facetten erfasst. Denn neben der notwendigen Umstellung von Maschinenprozessen ist auch ein Wandel bei der Arbeitsorganisation und den Inhalten der Berufsfelder erforderlich. Im zweiten Teil der Umfrage wurden die US-Unternehmen befragt, wie sie den Veränderungen rund um die Arbeitswelt 4.0 begegnen.

Die gute Nachricht: Mehr als die Hälfte der amerikanischen Firmen geht von einem Nullsummenspiel aus: Einige Jobs werden sicherlich entfallen, aber neue werden in gleichem Maße geschaffen. Die Mehrheit der US-Unternehmen in Deutschland sieht die Beschäftigung auch zukünftig vor allem innerhalb des Unternehmens angesiedelt.

Nur gut ein Drittel der befragten Manager geht davon aus, dass die Digitalisierung dazu führt, dass Unternehmen leichter auf externe Arbeitskräfte zugreifen, weil Transaktionskosten sinken und immer mehr Tätigkeiten außerhalb des Unternehmens kostengünstiger erbracht werden können.

US-Unternehmen sehen Bundesregierung in der Pflicht

Die Politik ist gefordert.
Die Politik ist gefordert. - Grafik: AmCham

Das Vertrauen der amerikanischen Investoren, dass Deutschland die digitale Transformation auch im Bereich der Arbeit gelingt, ist groß. Allerdings sehen fast drei Viertel der Befragten die Bundesregierung in der Pflicht, den Prozess hin zu Arbeit 4.0 noch stärker politisch zu gestalten.

Ein Viertel betont sogar, dass die Bundesregierung die Auswirkungen der digitalen Transformation noch nicht hinreichend erkannt hat. Um die deutsche Arbeitswelt fit für die Zukunft zu machen, stehen die Förderung von Gründertum und die Vereinfachung von Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen ganz oben auf der Wunschliste der US-Investoren.  

Insgesamt sehen sich 88 Prozent der US-Unternehmen auf dem Weg zu einem digitalen Unternehmen bei ihren Arbeitsprozessen gut oder sehr gut aufgestellt. Nachholbedarf besteht jedoch auf der individuellen Mitarbeiterebene: Nur 62 Prozent der amerikanischen Firmen glauben eine gut diversifizierte Mitarbeiterbasis zu beschäftigen. Und nur 60 Prozent von ihnen ist der Meinung, genug für die Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter zu unternehmen.

"Deutschland startet bei der Digitalisierung aus einer guten Position und hat den Pioniergeist geprägt", fasst Bernhard Mattes zusammen. "Jetzt gilt es, das deutsche Know-How im Bereich Industrie 4.0 mit dem amerikanischen Erfahrungsschatz bei den Digitalen Services zusammenzuführen und gemeinsam weiterzuentwickeln. Dabei müssen wir unvoreingenommen vorangehen und die digitale Wirtschaft als Chance für alle erkennen."

AmCham Germany / Roland Berger

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