Thyssenkrupp Gebäude

Wird Thyssenkrupp tatsächlich aufgespalten werden? - (Bild: Thyssenkrupp)

Die Aktionäre versuchte Kerkhoff bei seiner Premiere als Vorstandschef auf einer Hauptversammlung mit einer Art „Reiner-Tisch-Rede“ von seinem Konzept zu überzeugen. Bei den Aufzügen - die Wettbewerber „deutlich profitabler“. Im Automobilbereich – „Qualitätsprobleme“. Der Anlagenbau – „teuer und langsam“.

Kerkhoff, immerhin schon seit 2011 als Finanzchef im Thyssenkrupp-Vorstand dabei, nahm sich selbst von der Kritik nicht aus. Beim Anlagenbau „haben wir die Dinge zu lange laufen lassen“, räumte er ein. Beim operativen Ergebnis müsse Thyssenkrupp „viel besser werden“.

Aktionärsvertreter sind unterschiedlicher Meinung

Mit der Abspaltung des Industriegütergeschäfts vom Werkstoffbereich mit dem Stahl, will Kerkhoff den Forderungen von Investoren entgegenkommen, die immer wieder die schlechten Zahlen des unübersichtlichen Konzerns kritisiert hatten. Nur noch 60 Millionen Gewinn waren im vergangenen Geschäftsjahr von mehr als 40 Milliarden Euro Umsatz übrig geblieben. Nach der Aufspaltung sollten "wieder höhere Dividenden möglich sein", umgarnte er die Aktionäre, die sich in diesem Jahr mit 15 Cent je Aktie begnügen müssen. Traditionalisten versicherte Kerkhoff: "Wir bleiben Thyssenkrupp. Und zwar beide Unternehmen." Einen Kunstnamen werde es nicht geben.

Bei Aktionärsvertretern erntete Kerkhoff ein unterschiedliches Echo. "Das war ein starker erster Aufschlag", lobte Thomas Hechtfischer von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Es sei "wesentlich dem neuen Vorstand zu verdanken, dass die Chaos-Tage bei Thyssenkrupp beendet werden konnten". Kerkhoff war im vergangenen Sommer Vorstandschef geworden, nachdem sein Vorgänger Heinrich Hiesinger überraschend das Handtuch geworfen hatte. Auch Aufsichtsratschef Ulrich Lehner war nach Streit mit Investoren zurückgetreten.

Daniel Vos von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger war deutlich kritischer. Die Aufspaltung sei "keine langfristige Strategie, sondern aus der Not geboren". Die Aktionäre gingen vor allem mit dem Aufsichtsrat hart ins Gericht. Vos warf den Kontrolleuren vor, mit Indiskretionen ihre eigene Politik auf dem Rücken des Unternehmens auszutragen. Andere Aktionäre fühlten sich angesichts der Querelen im Aufsichtsrat an eine "Daily Soap" erinnert.

Abgestimmt wurde noch nicht

Thyssenkrupp ist noch immer ein Koloss mit mehr als 161.000 Mitarbeitern und Standorten in 78 Ländern. Die Beteiligungsliste umfasst 498 Positionen. Dieses Geflecht auseinanderzunehmen, ist teuer. Geschätzte 800 Millionen Euro bis eine Milliarde Euro werde die Aufspaltung kosten, hielt Hechtfischer dem Vorstand vor: "Wann rechnet sich das, und wieso rechnet sich das?"

Die Erträge aus der Trennung würden die Kosten "ganz erheblich" übertreffen, ist sich Kerkhoff sicher. Ganz schnell dürfte es dazu aber nicht kommen. So werde es beim Anlagenbau "einige Zeit dauern", bis sich die Aufräumarbeiten auszahlten, warb der Vorstandschef um Geduld. In der Autosparte, in die Thyssenkrupp in den vergangenen Jahren viel Geld investiert hat, gibt es große Konjunkturrisiken. Und die Stahlfusion mit dem indischen Konkurrenten Tata ist noch nicht in trockenen Tüchern. Die Prüfung durch die EU-Wettbewerbshüter dauert an.

Abgestimmt über die Aufspaltung wurde auf der Hauptversammlung noch nicht. Das ist erst in einem Jahr geplant. Die Unternehmensberaterin Martina Merz (55) wurde zur neuen Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt. Sie ist die erste Frau an der Spitze des Kontrollgremiums. Die frühere Bosch-Managerin ist unter anderem Aufsichtsrätin bei Lufthansa. Sie war im November in den Thyssenkrupp-Aufsichtsrat berufen worden. Merz löst Bernhard Pellens ab, der den Aufsichtsrat nach dem Rücktritt von Lehner geleitet hatte.

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dpa