Kein Verkauf der Division E
ZF Friedrichshafen: So geht es jetzt weiter
ZF und IG Metall einigen sich auf ein Maßnahmenpaket zur Zukunftssicherung. Die Division elektrifizierte Antriebstechnologien bleibt Teil des Konzerns – begleitet von einem Umbau mit sozialverträglichen Lösungen und ohne betriebsbedingte Kündigungen.
ZF will die Division E nun doch nicht ausgliedern und hat ein Bündnis mit IG Metall und Konzernbetriebsrat geschlossen.
(Bild: ZF)
ZF Friedrichshafen und der Gesamtbetriebsrat haben sich gemeinsam mit der IG Metall auf ein Maßnahmenpaket zur Sicherung von Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung geeinigt. Die Division E wird im Rahmen einer eigenständigen Restrukturierung neu aufgestellt - und nicht verkauft. Ziel des Bündnisses ist es, die Wettbewerbsfähigkeit durch ein angepasstes Produktportfolio und eine mögliche Öffnung für Teilpartnerschaften zu stärken. Während sich die Mitarbeitenden mit einer Arbeitszeitabsenkung und niedrigerem Gehalt abfinden müssen, sollen betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden.
Dazu erläutert der neue Vorstandsvorsitzende von ZF, Mathias Miedreich, an seinem ersten Arbeitstag: "Für mich ist es wichtig zu sagen, dass bei diesem Bündnis alle Parteien an einem Strang gezogen haben. Wir haben etwas hinbekommen, von dem wir glauben, dass es einzigartig ist. Wir fühlen uns jetzt in die Lage versetzt, mit der Division E wieder Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen, unsere Produkte und Technologien, die ja führend sind, auch wieder in entsprechenden Mengen an unsere Kunden absetzen zu können."
Getriebe, E-Achsen und Range Extender im Fokus
Neben der unternehmerischen Neuaufstellung sowie Kostensenkungen im tariflichen und betrieblichen Bereich stünden die Umsetzung des Personalabbaus im Mittelpunkt. "Dabei fokussieren wir uns auf unsere Stärken, die da sind Getriebe, E-Achsen sowie Range Extender. Gleichzeitig müssen wir uns hinterfragen, ob wir für alle Elemente, die wir da verbauen, die Besten sind, um diese herzustellen - oder gehen wir in eine Zukaufsituation. Um das intensiv zu durchleuchten haben wir eine Sonderprüfung gestartet, die bis zum Ende des ersten Quartals des nächsten Jahres läuft, um zu sehen, wo und wie wir hier weiterhin Wettbewerbsfähigkeit erzeugen können. Da spielen natürlich auch Partnerschaften eine große Rolle. Somit ist der Verkauf der Division E vom Tisch", unterstreicht Miedreich.
Ihm sei bewusst, dass der Weg dorthin mit harten Einschnitten für die Mitarbeitenden einhergeht. "Nun gilt es, zum Wohl des Unternehmens diese schweren Zeiten gemeinsam zu meistern. Denn wir haben mit dem Bündnis die richtigen Weichen gestellt", so der neue Vorstandsvorsitzende.
Maßnahmen für die Division Elektrifizierte Antriebstechnologien
Achim Dietrich, der Vorsitzende des ZF-Gesamtbetriebsrats, erklärt dazu: "Wir freuen uns, die Division E halten zu können. Durch Teilpartnerschaften stärken wir unsere Wettbewerbsposition. Uns war wichtig, dass der Pkw-Antrieb – das Herzstück unseres Unternehmens – auch weiterhin eine Zukunft bei ZF hat." Wichtig seien die nächsten zwei Jahre, da müsse man "durchkommen". "Mit den Partnerschaften wollen wir Skaleneffekte erreichen", unterstreicht Dietrich. Dazu ergänzt Miedreich: "In der E-Mobilität sind Partnerschaften unabdingbar, um die Umwälzungen an den Märkten managen zu können." Zudem betont der Vorstandsvorsitzende, dass keine Werksschließungen vorgesehen sind.
Helene Sommer, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben, weiter: "Für uns war der Verkauf der Division E keine Alternative. Für Teilbereiche der Division können Partner gesucht werden, dazu haben wir einen Prozess und klare Kriterien beschrieben, an denen wir die Partner messen wollen. In den gesamten Prozess werden die Arbeitnehmervertretungen mit eingebunden. Es stimmt zwar, dass wir von Arbeitnehmerseite Zugeständnisse gemacht haben. Aber mit dem Bündnis ist es uns auch gelungen, eine klare Perspektive zu schaffen."
Freiwilligenprogramm und Transfermaßnahmen
Lea Corzilius, Personalvorständin und Arbeitsdirektorin der ZF Friedrichshafen AG: "Wir beschreiben mit dem Bündnis auf der einen Seite tragfähig die Zukunft der Division E aus eigener Kraft und gleichzeitig transparent das, was es braucht, um genau dieses zu ermöglichen. Da gibt es unterschiedliche Elemente. So haben wir für alle deutschen Standorte der Division E die Absenkung der Arbeitszeit auf 32,5 Stunden pro Woche vereinbart. Ebenso verschieben wir die für April 2026 vorgesehene tarifliche Entgelterhöhung von 3,1 Prozent auf Oktober 2026." Für die nächsten drei Jahre spreche ZF 2.200 Mitarbeitende in der Division E an, die es zu reduzieren gelte. Dazu würden auch das Freiwilligen-, Altersteilzeitprogramm sowie eine Transfergesellschaft ins Leben gerufen. "Unser gemeinsames Ziel ist es, betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen. Denn das wäre nur die ultima Ratio", betont Corzilius. Auch der Vorstand werde seinen Beitrag analog zu den AT-Beschäftigen geben. "Wir sprechen hier von einem Bündnis für alle, von dem niemand ausgenommen ist", unterstreicht Miedreich.