An den Orten, an denen die Maschinen des Herstellers Morath arbeiten, hätte jede Bergziege massive Probleme. Oft fernab jeglicher Stege und Wege bereiten die Geräte den Weg für die nachfolgenden Gewerke – ein Ölwechsel oder ein Schaden hätte schwere Folgen, für die Maschine, für das Unternehmen und für die Umwelt. Der Maschinenbauer nutzt daher teils biologisch abbaubare Öle.
Das Unternehmen Morath aus dem Schwarzwald ist so etwas wie eine Legende der Baumaschinenwelt. Die Geräte aus Albbruck kommen immer dort zum Einsatz, wo für eine normale Maschine der Weg endet. Die Bohrgeräte, -raupen und –bagger bauen Fundamente für Seilbahnen oder Gebäude, sichern Hänge, Verkehrswege und Böschungen oder stabilisieren Baugruben.
Und das meist an Orten, an denen im Falle des Falles die nächste Werkstatt oder der nächste Servicetechniker unmöglich zu erreichen sind. "Die Maschinen müssen an sich so zuverlässig sein, damit sie auch dort arbeiten können und zwar wirtschaftlich und dauerhaft. Dazu gehört natürlich dann auch ein Öl, das dann funktioniert", erklärt Christoph Behringer, Abteilungsleiter Konstruktion und Entwicklung bei Morath.
Bei einem Teil seiner Maschinen setzt der Maschinenbauer darum auf biologisch abbaubares Hydrauliköl sowie auf Filter der Kleenoil Panolin AG. Dabei kommen die "Bioöle" in der Schweiz etwas mehr zum Einsatz als in anderen Ländern. "Auch deshalb, weil unsere Bohrgeräte dort eher im extremen Alpinbereich tätig sind", erklärt Behringer. "Da sind oft Täler, in denen man in der Nähe von Gewässern arbeitet, also von Flüssen, Bächen, Seen - da ist natürlich das Thema ‚biologisch abbaubar‘ viel präsenter als auf irgendwelchen Baustellen im Flachland." Aktuell werden zwischen 25 und 33 Prozent der Maschinen von Morath mit dem abbaubaren Betriebsstoff befüllt. "Man merkt aber in den letzten Jahren, dass die Nachfrage deutlich steigt", sagt Behringer.
Gezielte Nachfrage
Generell muss der Morath-Kunde gezielt nach den Biostoffen fragen, genau wie nach den speziellen Filteranlagen, die Kleenoil Panolin zuliefert. "Hier müssen wir bauraumtechnisch schauen, wo wir die zusätzlichen Filter unterbringen, aber in der Regel ist das relativ problemlos machbar", sagt der Konstruktionsleiter.
Als limitierenden Faktor gilt jedoch das Thema Temperatur. "Bei unserer hydraulischen Schlageinheit wird im Hydrauliksystem deutlich mehr Wärme produziert als bei einem Standardbagger", so Behringer. "Je nach Auslegung des Kühlsystems, haben wir dann im Extremfall Öltemperaturen von 80 oder 90 Grad."
Auch die Vibrationen beim Bohren stellen die Betriebsmittel vor Herausforderungen: "Unsere Hydraulikhämmer arbeiten mit Frequenzen von 50 oder 60 Hertz", erklärt Behringer. "Da gibt es dann Druckspitzen von mehreren 100 Bar. Das ist natürlich auch für das Öl eine Beanspruchung. Und daraus resultiert dann wieder die hohe Temperatur, die wir vorher angesprochen haben. Das ist schon eine extreme Belastung für das Öl".
Die Ausstattung der Geräte mit dem Bioöl und den speziellen Filteranlagen ertüchtigt die Maschinen für eine Verlängerung der Wartungs- und Ölwechselintervalle. "Wir haben zum Beispiel Kooperationsverträge, in denen wir garantieren, dass durch den Einsatz unserer Filter und Öle ein Wechsel des Motoröls frühestens alle 4.000 Stunden, einen Wechsel des Getriebeöls nach 8.000 Stunden und einen Wechsel des Hydrauliköls alle 10.000 Stunden nötig ist", sagt Milorad Krstić, der Vorstandsvorsitzende der Kleenoil Panolin AG.
"Häufig wurde mir die Frage gestellt: Und was mache ich, wenn mir der Motor kaputtgeht? Dann sage ich: Dann müssen sie ihn austauschen." - Milorad Krstić
Von den Maschinenherstellern sind allerdings oft wesentlich kürzere Wartungsintervalle vorgeschrieben. "Wir haben seit unserer Gründung 1986 tausenden Kunden empfohlen, ihre Öl- und Filterwechselintervalle zu verlängern und die Vorschriften des Herstellers zu ignorieren – auf ihre eigene und auch auf unsere Verantwortung. Ich habe bis jetzt so gut wie keinen kaputten Motor zu beklagen – zumindest keinen, bei dem die Ursache auf uns zurückzuführen gewesen wäre", erklärt Krstić.
"Wir können den Wechsel von Filtern und Öl nicht voneinander abkoppeln", sagt er. "Hier geht es darum, dass man die Wartungsuntervalle so organisiert, dass auch nicht zu übertrieben häufig die Filter gewechselt werden müssen. Das geht nur, indem man die Filterfläche und das Schmutzaufnahmevermögen der Filter ausrechnet und entsprechend einbaut, damit es passt."
Qualität als relevanter Faktor
Im Hause Morath werden nicht nur zwei große Filteranlagen von Kleenoil Panolin eingesetzt, der Maschinenbauer verbaut in seinen Geräten, wenn biologisch abbaubares Öl eingesetzt wird, zum Teil auch Nebenstromfilternlagen. "Diese Filteranlagen ‚notieren‘ sich die Ölreinheit vor dem Beginn der Filtration und den Arbeitsablauf. Nach dem Abschluss der Säuberung gehen die Daten dann drahtlos in die entsprechende Maschinenakte."
Früher habe man einfach das Öl reingefüllt und die Maschine ausgeliefert, erzählt Behringer. "Mittlerweile wissen wir oder haben wir gelernt, dass die Qualität für die Standsicherheit mancher Bauteile relevant ist. Deshalb legen wir jetzt im Vorfeld viel mehr Wert auf die Filtration, um sicherzugehen, dass wir innerhalb von bestimmten Parametern sind." Gleichzeitig wird von jeder neuen Maschine eine Ölprobe gemacht und archiviert.
Warum die Filter in den Nebenstrom eingebaut werden, hat laut Krstić einen einfachen Grund: "Die Ölmenge, die zum Betrieb der Maschine benötigt wird, ist für eine Feinfiltration viel zu groß und die Lochung des Filters zu fein. Also muss das Öl für den Feinstfilter vom System ‚abgezapft‘ werden und dann gereinigt zurückgegeben werden. Weil das aber fortlaufend funktioniert, ist irgendwann einmal das komplette Öl sauber." Außerdem würde, wenn der Druck zu hoch ist, die Verschmutzung durch den Filter gepresst werden, erklärt der Experte. "Darum arbeiten unsere Nebenstromfilter nur mit maximal vier Bar. So wird das Öl eher durch den Filter geführt."
Ein Nebenstromfilter in einer Maschine ist für Krstić eine Erhaltungsmaßnahme. "Eine verschmutze Maschine dagegen braucht eine Reaktionsmaßnahme – also eine Filteranlage. Anschließend säubere ich das System und kann das jetzt saubere Öl per Nebenstromfilter sauber halten." Natürlich könne ein Nebenstromfilter auch in ein verschmutztes System eingebaut werden: "Aber der wird möglicherweise zu lange brauchen, um das Öl zu säubern und je nachdem, welche Laufzeit ich noch habe, riskiere ich dann einen Schaden."
Beim Maschinenbauer Morath hat die Verwendung von biologisch abbaubaren Ölen und Filtern aktuell noch keinen Durchschlag auf die Wartungsintervalle, was aber am Kundenverhalten liegt, wie Konstruktionschef Behringer erklärt: "Wir haben natürlich keinen Einfluss darauf, wie der Kunde mit dem Gerät umgeht und ob so nicht doch eventuell eine Durchmischung mit anderen Ölen oder was auch immer auftritt."
Darum würden die Wartungsintervalle für eine Maschine immer global betrachtet, nicht nur aus der Hydraulikölsicht. "Wir sagen generell, wir haben nach 250 Betriebsstunden oder nach 500 Betriebsstunden gewisse Punkte, die an der Maschine gemacht werden müssen - an einem bestimmten Punkt kommt einfach das Hydrauliköl dazu."
Behringer ist bewusst, dass im verlängerten Ölwechselintervall im Zuge eines Full-Service-Vertrages durchaus Potential liegt, doch dem steht der Arbeitsablauf auf den Baustellen entgegen: "Das Problem ist, dass eine Prüfung des Öls auf seine Weiterverwendbarkeit im Vorfeld des Wechsels durchgeführt werden müsste – das ist aber noch nicht in einer angemessenen Zeit machbar."
Der Ingenieur hat für die Zukunft aber gute Hoffnung: "Es wird Sensorik an Bord der Maschine geben, die den Ölzustand wirklich erfassen kann und anhand von bestimmten Grenzwerten dann einen Ölwechsel vorschreibt", sagt er "Der Optimalfall wäre, dass man das Öl wirklich nur dann wechselt, wenn es sein muss. Bisher sagen wir: Wir wechseln lieber etwas früher. Man hat zwar die höheren Kosten aber man vermeidet dadurch natürlich irgendwelche Schäden im System."
Geht es nach dem Öl- und Filterexperten Krstić, muss bei Maschinenherstellern und –betreibern ein Umdenken stattfinden. Dafür sieht er aber durchaus schon erste Anzeichen: "Es sind Baumaschinen unterwegs, die so gut wie keinen Hydraulikölwechsel machen." An dieser Entwicklung sollten laut Krstić sowohl Lieferanten wie Anwender Interesse haben: "Wenn Sie eine Maschine zum Beispiel im Umschlagbereich einer Papierfabrik nehmen, läuft diese im Schnitt 7.000 Stunden pro Jahr", erklärt er. "Das bedeutet, da die Woche 186 Stunden hat, dass schon in der vierten Woche ein Motorölwechsel ansteht."
Das könne aber nicht im Interesse des Betreibers liegen – denn er braucht eine laufende Maschine und keine, die regelmäßig wegen diversen Ölwechseln stillsteht. "Und auch dem Anbieter, der meist einen Service-Vertrag hat, kann nicht daran gelegen sein, in kurzen Abständen die Strecke zum Kunden fahren muss, um den Wechsel durchzuführen. Dann bleibt nämlich von seinem im Wartungsvertrag vereinbarten Geld nicht mehr viel übrig."
Natürlich sei kein Öl und kein Filter ein Zaubermittel gegen Schäden. "Es kann immer etwas passieren – das kann auch am Material liegen. Fehler passieren. Häufig wurde mir die Frage gestellt: Und was mache ich, wenn mir der Motor kaputtgeht? Dann sage ich: Dann müssen sie ihn austauschen."
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