Die Deutsche Plasser Bahnbaumaschinen GmbH wartet und repariert Instandhaltungsfahrzeuge für die Schieneninfrastruktur der Deutschen Bahn. Die hochkomplexe Logistik, die Lagerhaltung und das Ressource Planning dahinter wird mit einem ERP-System von Proalpha betreut. Christoph Settmacher, der zuständige Systembetreuer bei Plasser, berichtet von den betrieblichen Herausforderungen und gibt einen Ausblick auf kommende ERP-Erweiterungen.
Die Servicetechniker der Deutsche Plasser Bahnbaumaschinen GmbH sind im Jahr rund 750.000 km unterwegs, um die Züge in Deutschland und dem benachbarten Ausland möglichst reibungslos fahren zu lassen. Ihr Job ist es etwa, die Flotte der multifunktionalen Instandhaltungsfahrzeuge für die Schieneninfrastruktur (MISS) der Deutschen Bahn zu warten und gegebenenfalls in Stand zu setzen und 'retrofit' zu machen. Das bedeutet, Züge auf neueste Technikstände umzubauen und somit die Nutzungszeit zu verlängern. Gebaut werden diese Maschinen von der Konzernmutter Plasser & Theurer. Die Deutsche Plasser hält dafür am Standort Leverkusen/Opladen über 100.000 Ersatzteile bereit. Gewartet und repariert wird in München und Leverkusen.
Speziell am Standort München erfolgt die Aufarbeitung von Stopfaggregaten, dem Herz einer Stopfmaschine. Ein Stopfaggregat wie das der Plasser & Theurer Universalstopfmaschine UNIMAT 09-475/4S – eine kombinierte Gleis- und Weichenstopfmaschine - ist für die komplette Erneuerung beziehungsweise Sanierung von Gleisbetten zuständig. Ohne den Einsatz dieser Aggregate würde die Infrastruktur für Verkehrszüge in Europa in wenigen Tagen zusammenbrechen, die Gleise und deren Bett benötigen permanente Wartung. So wie die Stopfaggregate.
Video: Universalstopfmaschine Unimat 09-475/4S N-Dynamic (v2)
Schnelle Hilfe für havarierte Züge und deren Wartung
"Gerade bei der Wartung von Instandhaltungsfahrzeugen kommt es auf Schnelligkeit und Flexibilität an", so Christoph Settmacher, Proalpha-Systembetreuer bei Deutsche Plasser Bahnbaumaschinen. "Oft ist ein schnelles Reagieren auf unvorhergesehene Ereignisse notwendig. Und Flexibilität, denn die Einsätze unserer Instandhaltungsteams sind nicht immer vorhersehbar oder gar planbar."
Das Serviceteam kann beispielsweise mitten in der Nacht an eine Strecke irgendwo in Deutschland gerufen werden, um eine Maschine wieder flott und damit den Weg frei für den regulären Zugverkehr zu bekommen. Seit rund 15 Jahren sorgt das ERP für einen lückenlosen und transparenten Informationsfluss und sichert so die Materialverfügbarkeit für alle Wartungsarbeiten.
"An unserem Standort in Leverkusen sind die Arbeiten etwas vorhersehbarer, dort warten wir ganze Züge", so Settmacher weiter. Aber auch dort gilt es, Betriebsabläufe zu optimieren, Seriennummern zu verwalten sowie Einkauf und Vertrieb zu managen.
Das ist alles andere als trivial: Im Winter werden Züge beispielsweise häufiger gewartet als im Sommer, im Herbst müssen deswegen die Lagerbestände erhöht werden, um sie dann im Frühjahr aus Kostengründen wieder zu verringern. Neben Reparaturen, Überholungen, Wartungen und Umrüstungen für Maschinen von Plasser & Theurer gilt es auch, Original-Ersatzteile und Original-Verschleißteile bereitzustellen.
Bei allen Abläufen im Unternehmen unterstützt das ERP-System von Proalpha. Settmacher schätzt am ERP, dass es alle Prozesse abbildet, von der Produktion bis zum Finanzwesen, vom Einkauf bis zum Service, sodass er über etwaige Lieferengpässe oder terminliche Überschneidungen bestens informiert ist und schnell und flexibel reagieren kann.
Austausch zwischen Anwendern
Das Proalpha-Netzwerk ist für Settmacher zudem sehr wichtig. Es sei von Anwendern für Anwender entwickelt worden, Kundentage brächten alle zusammen und ermöglichten einen produktiven Erfahrungs- und Gedankenaustausch. Und in kostenfreien Online-Seminare kann er sich in verschiedenen Bereichen weiterbilden, etwa den Möglichkeiten des Wareneingangs, der Liquiditätsprognose oder der Automatischen Steuerfindung.
Aktuell hat Deutsche Plasser die Software-Version 6.2 installiert, insgesamt 64 Lizenzen kommen unter anderem in den Bereichen Anlagenbuchhaltung, Kostenrechnung, Finanzwesen, Einkauf, Materialwirtschaft und Produktion zum Einsatz. Für die Instandhaltung und Reparatur von Bahnmaschinen haben sich insbesondere zwei Komponenten im ERP als ungemein hilfreich erwiesen: Die Optimierungsmöglichkeiten für Produktion und Wartung sowie die Business Intelligence-Funktionen.
Optimierung der Produktion mittels Advanced Planning and Scheduling
Ein wichtiger Bereich, in dem sein ERP nach Ansicht von Settmacher unschätzbare Vorteile birgt, ist die Optimierung von Prozessen und Lieferketten.
Die sich laufend ändernden Daten – etwa zu Preisen - sowie konstant hohe Vorgaben zur Produktqualität und Kostenoptimierung, aber auch zum Lieferzeitpunkt, erfordern in der Lieferkette stetige Anpassungen. Hier kommt das APS (Advanced Planning and Scheduling) als Kernstück von Proalpha Produktion zum Einsatz. Damit lassen sich Ressourcen nach betriebswirtschaftlichen Zielen wie Liefertermintreue oder Durchlaufzeiten optimieren. „So können wir etwa frühzeitig erkennen, wann wir einen zu wartenden Zug wieder an die Kunden zurückgeben können“, so Settmacher. Durch eine CTP-Anfrage (Capable to Promise) könne er verbindliche Termine nennen. Auf der anderen Seite werden dadurch unrealistische Terminwünsche – beispielsweise aus dem Vertrieb an die Produktion – von vornherein ausgeschlossen.
Dank der Produkt-Prozess-Modelle kann Deutsche Plasser die Ressourcen optimal belegen. Material und Zeit sind sowohl für Leverkusen und München jederzeit im Blick. Die Produktionsoptimierung mit Advanced Planning and Scheduling ermöglicht uns zudem die Feinplanung für kurzfristige manuelle Anpassungen. Das ist ein Wahnsinns-Tool, das kaum auszuschöpfen ist", sagt Settmacher. Darüber hinaus ermöglichen Simulationen, die Planungsergebnisse einer Komplettoptimierung vorab zu prüfen. "APS zeigt uns proaktiv Probleme an, die auf uns zukommen können."
Business Intelligence als Schlüssel für Entscheidungen
Business Intelligence (BI) gilt im Unternehmen als wichtiges Thema, aktuell stellt Deutsche Plasser von QlikView auf QlikSense um, beides sind in Proalpha integrierte Lösungen. QlikView ist eine Analyseplattform der ersten Generation, die visuelle Data Discovery, die Einbindung von Tabellen ins BI-Framework, das Erstellen von komplexen Datenmodellen und Set-Analysis ermöglicht. QlikSense ergänzt dies um moderne Analyselösungen der nächsten Generation und erlaubt Self-Service-Datenerkundungen.
BI ist dem Unternehmen so wichtig, dass eine Mitarbeiterin des IT-Teams darauf spezialisiert ist. Insgesamt besteht das IT-Team aus 4,5 Mitarbeitern. "BI hilft uns in praktisch allen Bereichen, nicht zuletzt im Controlling und dem Vertrieb, einen schnellen und aussagekräftigen Überblick über Zahlen, Daten und Fakten zu bekommen. Auch die Lieferanten und deren Liefertreue können so bewertet werden. Mit darauf basierenden Entscheidungen werden die Abläufe und Prozesse schlanker und agiler gemacht", berichtet Settmacher. Aber auch für den Abgleich von Lager- und Meldebeständen kommt BI zum Einsatz.
BDE, DMS und MigMan: Tools mit besonderem Stellenwert
In diesem Zusammenhang kommt auch die Betriebsdatenerfassung (BDE) im ERP zum Einsatz. Sie spielt für Deutsche Plasser eine große Rolle, da sich beispielsweise die Wartung von Zügen über Monate hinziehen kann. Mittels BDE können die auftragsbezogenen Daten schnell und digital erfasst werden, sodass die Nachkalkulation einfach auf Knopfdruck möglich ist.
Das Dokumenten-Management-System (DMS) wird bei Deutsche Plasser dazu genutzt, Dokumente mittels eingescannter Barcodes zu archivieren. Im Wareneingang etwa druckt der Lagerist Etiketten mit Barcodes und klebt diese auf die Lieferscheine. Diese werden im Nachgang gescannt und die Lieferschein-Dokumente automatisch der richtigen Bestellung zugeordnet. Das sorgt für Transparenz und die Dokumente sind jederzeit im Zugriff.
Der Migrationsmanager (MigMan) wiederum übernimmt Angaben, etwa aus Excel-Tabellen, stolperfrei ins ERP-System. "Einkaufspreise werden bei uns gerne noch in Excel-Tabellen aktualisiert, weil das für unsere Mitarbeiter häufig schneller geht", berichtet Settmacher aus dem Alltag. "Und die Preise ändern sich auch laufend. Der MigMan ist daher für die Stammdatenqualität unentbehrlich."
Predictive Maintenance - der große Überblick
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Künstliche Intelligenz soll Abläufe weiter straffen
Settmacher ist es sehr wichtig, Prozesse und Lieferketten zu optimieren, sie schlank und agil aufzustellen. Diese Reise soll auch in naher Zukunft fortgesetzt werden, Deutsche Plasser setzt dabei nicht zuletzt auf immer funktionalere Einsatzmöglichkeiten, mittelfristig auch mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz (KI).
Stichwort Predictive Maintenance: KI-Funktionen werden künftig auch Aussagen darüber treffen, ob ein Stopfaggregat vergleichsweise schnell gewartet werden kann oder ausgetauscht werden muss. "Ein Austausch eines Aggregats kostet fast immer mehr, als es in kurzer Zeit wiederherzustellen", berichtet Settmacher. Hier können Predictive-Funktionen zukünftig bares Geld sparen helfen.