Digitalisierung und Automatisierung

Maschinensicherheit 2026: Trends in IoT, KI und Cloudlösungen

Im Jahr 2026 stehen Hersteller und Betreiber vor der Aufgabe, neue Technologien wie Industrial IoT, Künstliche Intelligenz und Cloudlösungen zu integrieren und gleichzeitig steigende Anforderungen an funktionale Sicherheit und Cybersicherheit zu erfüllen. TÜV SÜD skizziert zentrale Trends.

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Die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung verändern den Maschinenbau grundlegend. Maschinensicherheit entwickelt sich dabei zunehmend zu einem ganzheitlichen Ansatz.

Moderne Sensoren und Industrial-IoT-Lösungen ermöglichen eine kontinuierliche Echtzeitüberwachung von Maschinenzuständen. Sie verbessern Transparenz, Verfügbarkeit und Wartungsplanung. Gleichzeitig vergrößert die zunehmende Vernetzung die Angriffsfläche für Cyberattacken. Risikobewertungen müssen daher nicht nur mechanische und elektrische Gefahren, sondern auch neue digitale Bedrohungen berücksichtigen. Software, Firmware und sicherheitsrelevante Steuerungskomponenten sind gezielt vor Manipulationen zu schützen, da diese direkte Auswirkungen auf die Sicherheit von Maschinen haben können.

Künstliche Intelligenz  für Prozessoptimierung und Predictive Maintenance

Künstliche Intelligenz wird verstärkt eingesetzt, um Produktionsprozesse zu optimieren, Maschinen flexibler zu machen und drohende Ausfälle frühzeitig zu erkennen. Voraussetzung für verlässliche KI-Ergebnisse ist die Integrität der zugrundeliegenden Daten. Da bislang keine harmonisierten Normen für KI in der Maschinensicherheit existieren, müssen Anforderungen und Schutzmaßnahmen mit individuellen Risikobewertungen festgelegt werden. Sind sicherheitsrelevante Funktionen betroffen, ist die Einbindung einer notifizierten Stelle erforderlich.  Sicherheitssteuerungen reagieren zunehmend automatisiert oder autonom auf kritische Betriebszustände. Die stärkere Vernetzung dieser Systeme erfordert robuste Schutzmaßnahmen gegen Manipulationen und Systemausfälle. Die Auswahl geeigneter Maßnahmen setzt fundierte Kenntnisse der funktionalen Sicherheit, sicherer Konstruktionsverfahren sowie der Bewertung wesentlicher Änderungen an Maschinen voraus. Internationale Normen und Leitfäden wie die IEC-62443-Reihe oder IEC TR 63074 bieten dabei praxisnahe Unterstützung.

Kollaborative Roboter mit integrierter Sicherheit

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, setzen Unternehmen vermehrt auf kollaborative Roboter (Cobots) in Kombination mit Künstlicher Intelligenz. Klassische Sicherheitsfunktionen wie Kraft- und Geschwindigkeitsbegrenzung oder visuelle Erkennung werden zunehmend durch digitale Schutzmechanismen ergänzt. KI-gestützte Cobots benötigen in vielen Anwendungen keine Schutzkäfige und lassen sich flexibel für wechselnde Aufgaben einsetzen. Voraussetzung für einen sicheren Betrieb ist eine zuverlässige und störungsfreie Kommunikation zwischen Mensch, Roboter und IT-Systemen.

Cloudbasierte Sicherheitsmanagementsysteme

Cloudtechnologien ermöglichen die standortübergreifende Erfassung und Analyse sicherheitsrelevanter Daten in Echtzeit. Gleichzeitig steigt die Verantwortung für den Schutz dieser Daten – insbesondere im Hinblick auf regulatorische Anforderungen wie den EU Cyber Resilience Act und den EU Artificial Intelligence Act. Zertifizierte Clouddienste, rollenbasierte Zugriffskonzepte, regelmäßige Audits und ergänzende technische sowie organisatorische Maßnahmen sind notwendig, um Datenmanipulationen und Datenschutzverletzungen zu vermeiden.

Ganzheitliche Maschinensicherheit als Schlüssel für die Zukunft

Maschinensicherheit im Jahr 2026 geht weit über den Schutz vor physischen Gefahren hinaus. Sie umfasst zunehmend auch die Absicherung digitaler Prozesse und vernetzter Systeme. Dieser Ansatz spiegelt sich in Regelwerken wie der EU-Maschinenverordnung sowie in internationalen Normen wie der IEC-62443-Reihe wider. Die frühzeitige Integration von funktionaler Sicherheit und Cybersicherheit ist entscheidend, um sichere, effiziente und zukunftsfähige Produktionsumgebungen zu schaffen.

Quelle: TÜV Süd

FAQs zu Trends der Maschinensicherheit 2026

1. Warum wird Maschinensicherheit im Jahr 2026 als ganzheitliches Konzept betrachtet? 

Maschinensicherheit umfasst nicht mehr nur den Schutz vor mechanischen oder elektrischen Gefahren. Durch Digitalisierung, Vernetzung und den Einsatz von Software und KI gewinnen Cybersicherheitsrisiken an Bedeutung. Funktionale Sicherheit und IT-/OT-Sicherheit müssen daher gemeinsam betrachtet werden.

2. Welche Rolle spielt Industrial IoT für die Maschinensicherheit? 

Industrial-IoT-Lösungen ermöglichen eine kontinuierliche Überwachung von Maschinen in Echtzeit und verbessern Wartung sowie Verfügbarkeit. Gleichzeitig erhöhen sie die Angriffsfläche für Cyberattacken, weshalb Risikobewertungen und Schutzmaßnahmen angepasst werden müssen.

3. Wie beeinflusst Künstliche Intelligenz die Sicherheit von Maschinen? 

KI kann Prozesse optimieren und Ausfälle frühzeitig erkennen. Damit KI zuverlässig arbeitet, müssen die zugrunde liegenden Daten vor Manipulation geschützt werden. Da es noch keine einheitlichen Normen gibt, sind individuelle Risikobewertungen und Maßnahmen erforderlich.

4. Wann ist eine notifizierte Stelle bei KI-Anwendungen notwendig? 

Sobald KI Funktionen beeinflusst, die sicherheitsrelevant sind oder Teil einer Sicherheitsfunktion werden, ist die Einbindung einer notifizierten Stelle erforderlich. Dies stellt sicher, dass gesetzliche und normative Anforderungen eingehalten werden.

5. Welche Herausforderungen ergeben sich bei automatisierten Sicherheitssteuerungen? 

Automatisierte und autonome Sicherheitssteuerungen müssen zuverlässig auf kritische Situationen reagieren. Durch ihre Vernetzung steigt jedoch das Risiko von Manipulationen oder Systemausfällen. Geeignete Schutzmaßnahmen erfordern fundierte Kenntnisse der funktionalen Sicherheit und einschlägiger Normen.

6. Sind kollaborative Roboter ohne Schutzkäfige sicher einsetzbar? 

Ja, sofern sie über geeignete Sicherheitsfunktionen wie Kraft- und Geschwindigkeitsbegrenzung sowie digitale Schutzmechanismen verfügen. Entscheidend ist eine zuverlässige Kommunikation zwischen Mensch, Roboter und IT-Systemen sowie eine sorgfältige Risikobewertung.

7. Welche Bedeutung haben Cloud-Lösungen für die Maschinensicherheit? 

Cloudbasierte Sicherheitsmanagementsysteme ermöglichen die zentrale Analyse sicherheitsrelevanter Daten über mehrere Standorte hinweg. Gleichzeitig müssen hohe Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit erfüllt werden, insbesondere im Hinblick auf regulatorische Vorgaben wie den EU Cyber Resilience Act und den EU AI Act.