Verkeimte Luft ist besonders in Corona-Zeiten unerwünscht. Immer mehr Unternehmen und Institutionen installieren darum Raumluftreiniger

Verkeimte Luft ist besonders in Corona-Zeiten unerwünscht. Immer mehr Unternehmen und Institutionen installieren darum Raumluftreiniger. - (Bild: adobe.stock.com/Ivan)

Ulrich Stolz leitet den Bereich Technik beim Luftreinhaltungsspezialisten Keller Lufttechnik in Kirchheim unter Teck bei Stuttgart. Seit Jahren befassen er und seine Kollegen sich mit Verfahren, die es ermöglichen, kleinste Teilchen aus der Luft zu filtern. Dazu gehören Feinstaub, Pollen, Sporen, Bakterien – und Viren. "Um diese Partikel abzuscheiden, kommen sogenannte Schwebstofffilter (HEPA H14) zum Einsatz", sagt Stolz. Die Technik sei im Medizinbereich bewährt und entferne 99,995 Prozent der Viren aus der Raumluft. Das bedeutet: Von 100.000 krankheitsauslösenden Partikeln bleiben statistisch gesehen nur noch fünf übrig.

Wäre der flächendeckende Einsatz solcher Geräte nicht eine Patentlösung gegen die Verbreitung des Corona-Virus? Stolz dämpft den Enthusiasmus etwas: "Der Einsatz der Geräte ist sehr sinnvoll. Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, ist allerdings eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen nötig", sagt er. "Meine Formel lautet: AHA + L + R. Also: Abstand halten, Hygieneregeln einhalten, Alltagsmaske tragen, lüften und Raumluftreiniger einsetzen."

Verbreitungswege verstehen

Wer verstehen möchte, warum ein solches Maßnahmenbündel empfehlenswert ist, muss wissen, wie sich das Virus verbreitet. Im Moment gehen Wissenschaftler davon aus, dass sich rund 45 Prozent der Infizierten direkt anstecken. Das bedeutet, dass sie virusbeladene Tröpfchen einatmen, die Corona-Kranke zum Beispiel beim Husten ausstoßen (Tröpfcheninfektion). Zehn Prozent stecken sich über Gegenstände an, die mit Viren verunreinigt sind (Schmierinfektion).

Weitere etwa 45 Prozent (wahrscheinlich eher mehr) infizieren sich indirekt. Das heißt, sie werden krank, weil sie sich in Räumen aufhalten, in denen die Luft stark virenbelastet ist. In diesem Fall geht die Gefahr nicht von den größeren Tröpfchen aus. Denn diese sinken schnell zu Boden. Infizierte geben jedoch auch virenbelastete Aerosole ab. Diese Partikel sind kleiner als fünf Mikrometer und sehr leicht. Dadurch können sie sich teilweise über Stunden in der Luft halten und zum Ansteckungsrisiko werden.

Die Strömungssimulation bestätigt, dass es diesem Raumluftreiniger durch eine geeignete Luftführung gelingt, die Luft im gesamten 70 Quadratmeter großen Raum zu erfassen und hochprozentig von Viren zu befreien.
Die Strömungssimulation bestätigt, dass es diesem Raumluftreiniger durch eine geeignete Luftführung gelingt, die Luft im gesamten 70 Quadratmeter großen Raum zu erfassen und hochprozentig von Viren zu befreien. - (Bild: Keller Lufttechnik)

Alle Ansteckungsmöglichkeiten blockieren

"Luftreiniger können noch so gut sein, vor einer direkten Infektion mit Tröpfchen können sie nicht schützen. Daher ist es wichtig, Abstände einzuhalten und Masken zu tragen. Und nur eine ausreichende Handhygiene kann einer Schmierinfektion wirkungsvoll vorbeugen", erläutert Stolz. "Unsere Raumluftreiniger zeigen, was sie können, wenn es um den indirekten Infektionsweg über Aerosole in der Raumluft geht. Sie senken die Konzentration dieser Teilchen zuverlässig und fortlaufend deutlich unter den für eine Ansteckung kritischen Wert. Ein solches Ergebnis ist durch das bislang oft empfohlene regelmäßige Lüften nicht zu erreichen."

Trotzdem lässt Ulrich Stolz das L für lüften in der Formel. Das begründet er so: "Für ein gesundes Raumklima ist die regelmäßige Zufuhr von frischer sauerstoffhaltiger Außenluft trotzdem unerlässlich. Das vergessen wir viel zu oft."

Der Einsatz von mobilen Luftreinigungsgeräten sei vor allem dort vordringlich, wo immer wieder unterschiedliche Menschen auf relativ engem Raum über längere Zeit zusammenkämen, sagt Stolz. Beispielhaft nennt er Wartebereiche von Arztpraxen, Klassenzimmer, Schulungs- und Besprechungsräume sowie Kantinen, Restaurants und Geschäfte.

Kriterien bei der Auswahl von Luftreinigern

Luftreinhaltungsexperte Ulrich Stolz rät Interessierten, bei der Anschaffung eines Geräts auf folgende fünf Aspekte zu achten:

  • Hohe Abscheideleistung
    Das Gerät sollte über einen H14 HEPA-Filter verfügen, der 99,995 Prozent aller Viren (Bakterien, Pollen, Sporen, Feinstäube …) aus der Raumluft filtert.
  • Ausreichender Volumenstrom
    Der Luftreiniger sollte so leistungsfähig sein, dass es ihm gelingt, die Raumluft mindestens sechsmal pro Stunde auszutauschen.
  • Korrekte Luftführung
    Damit das Gerät, die Luft in allen Bereichen des Raumes erfasst, ist folgende Luftführung wichtig: Der Raumluftreiniger saugt die Luft unten am Gehäuse aus allen Richtungen an (360-Grad-Ansaugung) und bläst sie gereinigt Richtung Decke aus. Es entsteht eine sogenannte Luftwalze, die den gesamten Raum mit quasi virenfreier Luft spült.
  • Akzeptable Lautstärke
    Welchen Schalldruckpegel (dB(A)-Wert) ein Nutzer als annehmbar erachtet, hängt von seiner Geräuschempfindlichkeit und von den akustischen Bedingungen im Raum ab. Daher sollte er den Luftreiniger idealerweise vor Ort testen können. Wichtig zu wissen: Oft geben Hersteller den Schalldruckpegel ihres Geräts bei geringster Leistungsstufe an. Dies ist aber selten die Stufe, auf der das Gerät gefahren werden muss, um die erforderliche Luftwechselrate zu erreichen.
  • Einfache Bedienbarkeit
    Je nach Einsatzbereich kann es sinnvoll sein, darauf zu achten, dass das Gerät einfach zu bedienen ist. Die meisten Luftreiniger erfüllen dieses Kriterium. Der Anwender muss sie nur ans Stromnetz anschließen, die passende Leistungsstufe auswählen und einschalten. 

Bearbeitet von Stefan Weinzierl

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