Industrie trifft Verteidigung

Schaeffler und Helsing starten Drohnen-Kooperation

Automobilkrise trifft Rüstungsboom: Schaeffler will mit dem Drohnenbauer Helsing neue Wege gehen – und rüstet sich für den Verteidigungsmarkt.

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Eine HX-2 Drohne von Helsing: Das Münchner Unternehmen und Schaeffler wollen künftig kooperieren.
Eine HX-2 Drohne von Helsing: Das Münchner Unternehmen und Schaeffler wollen künftig kooperieren.

Neue Partnerschaft zwischen Schaeffler und Helsing

Das Münchner Technologie-Startup Helsing und der traditionsreiche Zulieferer Schaeffler aus Herzogenaurach haben eine Kooperation im Verteidigungsbereich angekündigt. Im Rahmen des Rüstungsgipfels in Berlin unterzeichneten beide Unternehmen eine entsprechende Absichtserklärung. Ziel sei es, die Fertigungskapazitäten von Helsing im Drohnensegment erheblich auszubauen.

Die Initiative kommt zu einem Zeitpunkt, in dem sich die Automobilbranche im Umbruch befindet und Zulieferer verstärkt nach alternativen Geschäftsfeldern suchen. Vor diesem Hintergrund erscheint der Schulterschluss mit der Rüstungsindustrie für Schaeffler als strategisch nachvollziehbare Maßnahme.

Ziele der Kooperation

Laut Angaben beider Unternehmen umfasst die Zusammenarbeit drei konkrete Bereiche. Schaeffler soll einerseits die Herstellung und Beschaffung von Schlüsselkomponenten im Elektronikbereich übernehmen. Darüber hinaus streben die Partner die Absicherung kritischer Lieferketten an – ein Aspekt, der unter anderem Halbleiter und relevante Rohstoffe betrifft. Schließlich soll Schaeffler auch bei der industriellen Produktion von Drohnen unterstützend tätig werden. Die Endmontage der Fluggeräte verbleibt jedoch weiterhin bei Helsing in München.

Stimmen aus der Industrie

„Die deutschen Autozulieferer können skalieren wie keine andere Industrie und beim Aufbau resilienter Lieferketten zügig unterstützen“, erklärte Gundbert Scherf, Mitgründer und Co-Vorstandsvorsitzender von Helsing. Die Zusammenarbeit mit Schaeffler ermögliche demnach eine schnelle und zuverlässige Massenfertigung.

Auch Klaus Rosenfeld, Vorstandsvorsitzender von Schaeffler, bewertete die neue Partnerschaft als zukunftsweisend: „Wir setzen dabei auf unsere seit Jahren bewährte Kompetenz und Innovationskraft im Bereich der industriellen Fertigung. Wir wollen so einen Beitrag leisten, die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands zu stärken und gleichzeitig für Beschäftigung zu sorgen.“

Rüstungsboom trifft Automobilkrise

Während die Automobilindustrie aktuell unter Absatzproblemen, Umstrukturierungen und Transformation leidet, boomt der Verteidigungssektor. Für viele Zulieferer bedeutet das eine Chance zur Diversifikation. Schaeffler, ein Unternehmen mit tiefen Wurzeln im Automotive-Bereich, signalisiert mit diesem Schritt die Bereitschaft, neue Märkte zu erschließen – und dies offenbar mit Tempo. Laut Helsing gab es die ersten Gespräche über eine Zusammenarbeit erst vor acht Wochen. Die Einigung erfolgte in kurzer Zeit.

Skalierung der Drohnenproduktion

Im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“ kündigte Helsing-Chef Gundbert Scherf ehrgeizige Produktionsziele an: Bereits im kommenden Jahr sollen zwischen 10.000 und 20.000 Drohnen hergestellt werden. Im Krisenfall sei das Unternehmen sogar in der Lage, bis zu 100.000 Drohnen zu produzieren. Diese Skalierbarkeit sei nur mit Partnern wie Schaeffler realisierbar, die über entsprechende Fertigungskompetenz verfügten. Die Zusammenarbeit stelle deshalb für Helsing eine wichtige Grundlage dar, um das eigene Wachstum und die strategische Ausrichtung auf den Verteidigungsmarkt zu sichern.

Veränderte Marktlogiken und neue Allianzen

Die Kooperation zwischen Helsing und Schaeffler verdeutlicht die aktuellen Verschiebungen innerhalb der industriellen Wertschöpfungsketten. Klassische Automobilzulieferer geraten zunehmend unter Druck und sind gezwungen, sich neu zu positionieren. Der Schritt in Richtung Verteidigungsindustrie ist dabei nicht nur eine Reaktion auf aktuelle geopolitische Spannungen, sondern auch Ausdruck eines grundlegenden Wandels in der deutschen Industrielandschaft.

Absicherung von Schlüsselressourcen

Ein zentrales Element der Partnerschaft betrifft die Sicherung kritischer Lieferketten – insbesondere in Bezug auf Halbleiter und strategische Rohstoffe. Der Mangel an Halbleitern hat in den vergangenen Jahren mehrfach zu Produktionsausfällen in der Automobilindustrie geführt. Für die Herstellung moderner Drohnensysteme sind solche Komponenten unverzichtbar. Durch die Expertise von Schaeffler in der globalen Beschaffung und Fertigung sollen diese Engpässe künftig minimiert werden.

Weitere Kooperationen im Industriekontext

Der Vorstoß von Schaeffler ist kein Einzelfall. Immer mehr Unternehmen aus dem klassischen Maschinen- und Anlagenbau oder der Automobilzulieferung evaluieren derzeit die Möglichkeiten einer Beteiligung am Verteidigungsmarkt. Die politisch geforderte Erhöhung der Verteidigungsausgaben sowie der Ausbau nationaler Produktionskapazitäten schaffen neue Rahmenbedingungen – und bieten gleichzeitig wirtschaftliche Chancen.

FAQ zur Drohnen-Kooperation von Helsing und Schaeffler

  • Was ist das Ziel der Kooperation zwischen Schaeffler und Helsing? Ziel ist der Ausbau der Drohnenproduktion von Helsing unter Einbindung der industriellen Fertigungskompetenzen von Schaeffler.
  • Welche Aufgaben übernimmt Schaeffler in der Zusammenarbeit? Schaeffler kümmert sich um die Beschaffung und Herstellung wichtiger Elektronikkomponenten, unterstützt die Drohnenproduktion und hilft bei der Absicherung kritischer Lieferketten.
  • Bleibt die Endfertigung der Drohnen bei Helsing? Ja, die finale Produktion und Montage der Drohnen erfolgt weiterhin beim Münchner Unternehmen Helsing.
  • Wie viele Drohnen sollen künftig produziert werden? Im kommenden Jahr sollen 10.000 bis 20.000 Drohnen produziert werden. Im Ernstfall sei die Fertigung von bis zu 100.000 Stück möglich.
  • Welche strategische Bedeutung hat die Kooperation für Schaeffler? Die Zusammenarbeit stellt für Schaeffler einen wichtigen Schritt dar, sich im Verteidigungsmarkt zu etablieren und wirtschaftliche Risiken aus der Automobilkrise abzufedern.