HighTech-Verteidigung Made in Germany

Quantum, Helsing und Co. - die neue deutsche DefenceTech

Von Helsing bis Quantum‑Systems, ARX Robotics, Auterion, HAT.tec, Mayday.ai, Polaris und Traversals – neue deutsche Rüstungsunternehmen, die DefenceTech, treiben KI, Drohnen, Raumflugzeuge und OSINT für moderne Sicherheit voran.

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Moderne Rüstung ist mehr als Panzer, Kanone und Co - das zeigen die neuen deutschen Unternehmen der DefenceTech wie Helsing, Quantum‑Systems, ARX Robotics, Auterion, HAT.tec, Mayday.ai, Polaris und Traversals.
Moderne Rüstung ist mehr als Panzer, Kanone und Co - das zeigen die neuen deutschen Unternehmen der DefenceTech wie Helsing, Quantum‑Systems, ARX Robotics, Auterion, HAT.tec, Mayday.ai, Polaris und Traversals.

DefenceTech made in Germany – Wie eine neue Industrie den Verteidigungssektor revolutioniert

Lange Zeit galt Deutschland in der Verteidigungstechnologie als schwerfälliger Tanker – sicherheits- und rüstungspolitisch zurückhaltend, innovationsgetrieben vor allem in der zivilen Industrie. Doch seit einigen Jahren weht ein neuer Wind: Start‑ups und Scale‑ups drängen mit Hightech‑Lösungen in einen Markt, der einst Großkonzernen vorbehalten war. Künstliche Intelligenz, autonome Systeme, Big‑Data‑Analysen und Hyperschallflugzeuge – Technologien, die einst Science Fiction waren, entstehen heute in deutschen Werkhallen und Laboren.

An der Spitze dieser Bewegung steht eine Generation neuer DefenceTech‑Unternehmen, die agile Software‑Entwicklung mit sicherheitskritischen Anwendungen verbindet. Namen wie Helsing, Quantum‑Systems, ARX Robotics, Auterion, HAT.tec, Mayday.ai, Polaris und Traversals prägen ein wachsendes Ökosystem – und verändern das Bild deutscher Sicherheits- und Verteidigungstechnik.

Das sind die neuen deutschen Dfenecetech-Unternehmen

Helsing: KI‑gestützte Sensorfusion für Fahrzeuge, Jets und Drohnen; Drohnen HF‑1/HX‑2 (im Bild) für die Ukraine; Unicorn mit 12 Mrd. € Bewertung, Partner von Saab, Airbus und Bundeswehr.
Helsing: KI‑gestützte Sensorfusion für Fahrzeuge, Jets und Drohnen; Drohnen HF‑1/HX‑2 (im Bild) für die Ukraine; Unicorn mit 12 Mrd. € Bewertung, Partner von Saab, Airbus und Bundeswehr.
Quantum‑Systems: Münchens Drohnen‑Unicorn - autonome VTOL‑UAS mit KI‑Bilderkennung; Einsatz bei NATO‑Partnern; Kooperation mit Hensoldt für integrierte Sensorlösungen.
Quantum‑Systems: Münchens Drohnen‑Unicorn - autonome VTOL‑UAS mit KI‑Bilderkennung; Einsatz bei NATO‑Partnern; Kooperation mit Hensoldt für integrierte Sensorlösungen.
ARX Robotics: Autonome, modulare Bodenfahrzeuge (UGVs) für Militär & Katastrophenschutz; größte Verteidigungsrobotik‑Fabrik Europas; im Einsatz in sechs Armeen.
ARX Robotics: Autonome, modulare Bodenfahrzeuge (UGVs) für Militär & Katastrophenschutz; größte Verteidigungsrobotik‑Fabrik Europas; im Einsatz in sechs Armeen.
Auterion: Universelles Drohnen‑Betriebssystem Skynode; NATO‑kompatibel, schwarmfähig, jamming‑resistent; Großauftrag für Ukraine, Kooperation mit Rheinmetall. Im Bild die mit C-Astral entwickelte SQA2.
Auterion: Universelles Drohnen‑Betriebssystem Skynode; NATO‑kompatibel, schwarmfähig, jamming‑resistent; Großauftrag für Ukraine, Kooperation mit Rheinmetall. Im Bild die mit C-Astral entwickelte SQA2.
HAT.tec: Human‑Autonomy‑Teaming: KI‑Assistenzsysteme wie SCALE für Cockpits; Mensch behält Kontrolle, KI liefert in Sekunden Handlungsempfehlungen; Airbus‑Partner.
HAT.tec: Human‑Autonomy‑Teaming: KI‑Assistenzsysteme wie SCALE für Cockpits; Mensch behält Kontrolle, KI liefert in Sekunden Handlungsempfehlungen; Airbus‑Partner.
Mayday.ai: Echtzeit‑Plattform zur Erkennung von Katastrophen & Krisen; fusioniert Satellitendaten, Sensoren und Social Media; ESA‑unterstützt, EU‑prämiert. Im Bild eine Zusammenarbeit mit CMPC.
Mayday.ai: Echtzeit‑Plattform zur Erkennung von Katastrophen & Krisen; fusioniert Satellitendaten, Sensoren und Social Media; ESA‑unterstützt, EU‑prämiert. Im Bild eine Zusammenarbeit mit CMPC.
Polaris: Bremens Hyperschall‑Raumflugzeug Aurora für Aufklärung & Satellitenstarts; Aerospike‑Triebwerk; Bundeswehr‑Aufträge, Tests mit Diehl Defence. im Bild die
Polaris: Bremens Hyperschall‑Raumflugzeug Aurora für Aufklärung & Satellitenstarts; Aerospike‑Triebwerk; Bundeswehr‑Aufträge, Tests mit Diehl Defence. im Bild die "Mira".
Traversals: OSINT‑Analyseplattform für Lagebilder; wertet Social Media, Satelliten‑ und Sensordaten mehrsprachig aus; im Einsatz bei Bundeswehr, Airbus, Fraunhofer.
Traversals: OSINT‑Analyseplattform für Lagebilder; wertet Social Media, Satelliten‑ und Sensordaten mehrsprachig aus; im Einsatz bei Bundeswehr, Airbus, Fraunhofer.

Die DefenceTech-Unternehmen im Überblick

Helsing – Der KI-General im Hintergrund

Das Münchner Unternehmen Helsing SE wurde 2021 gegründet und ist heute eines der wertvollsten DefenceTech‑Start‑ups Europas. Der Fokus: Echtzeit‑Datenfusion für militärische Systeme. Mit Software‑Paketen wie Altra, Cirra oder dem KI‑Pilot Centaur vernetzt Helsing Sensoren von Kampfpanzern, Drohnen oder Jets und liefert den Piloten oder Kommandeuren ein glasklares Lagebild – auch unter GPS‑Ausfall oder im Elektronischen Krieg.

Mit den Drohnenplattformen HF‑1 und HX‑2 hat Helsing zudem den Einstieg in die Hardware gewagt: loitering munitions, die Ziele autonom aufspüren und bekämpfen können. Allein für die Ukraine werden mehrere Tausend Systeme bereitgestellt. Ergänzt wird das Portfolio durch die autonome Unterwasserdrohne SG‑1 Fathom, die monatelang verdeckt Aufklärung betreiben kann.

Die Finanzwelt zeigt sich beeindruckt: Im Juni 2025 schloss Helsing eine Finanzierungsrunde über 600 Mio. Euro ab – Unternehmensbewertung: 12 Mrd. Euro. Kooperationen mit Saab, Airbus und der Bundeswehr unterstreichen den strategischen Anspruch: Helsing will der zentrale KI‑Anbieter für Europas Streitkräfte werden.

Quantum‑Systems – Deutschlands Drohnen‑Unicorn

Quantum‑Systems, gegründet 2015/16 in München, hat sich vom Nischenanbieter für Senkrechtstarter‑Drohnen zu einem global gefragten Player entwickelt. Die unbemannten Systeme des Unternehmens, ausgestattet mit KI‑gestützter Bilderkennung und Sensorfusion, operieren heute in den Streitkräften von Deutschland, Großbritannien, Australien und der Ukraine.

Die Drohnen verbinden lange Flugzeiten mit der Fähigkeit, senkrecht zu starten und zu landen – ideal für Aufklärungsmissionen ohne Startbahn. 2025 knackte Quantum‑Systems mit einer Finanzierungsrunde von 160 Mio. Euro die Unicorn‑Bewertung und kündigte zugleich strategische Allianzen an, etwa mit HENSOLDT, um integrierte Sensorlösungen zu entwickeln.

ARX Robotics – Autonome Helfer am Boden

Robust, modular, einsatzbereit: ARX Robotics entwickelt unbemannte Bodenfahrzeuge (UGVs), die sowohl militärisch als auch zivil eingesetzt werden können – für Transport, Evakuierung, Aufklärung oder Infrastruktur‑Inspektionen. Die Softwareplattform Mithra OS ermöglicht modulare Sensorintegration, Over‑the‑Air‑Updates und schnelles Re‑Tasking der Roboter.

Gegründet von ehemaligen Bundeswehr‑Offizieren um Marc Wietfeld, beliefert ARX bereits mehrere europäische Armeen – darunter die ukrainischen Streitkräfte, die das größte westliche UGV‑Kontingent einsetzen. Im Frühjahr 2025 eröffnete das Unternehmen im Großraum München Europas größte Fertigungsstätte für Verteidigungsrobotik.

Auterion – Das „Windows“ für Drohnen

Auterion, mit F&E‑Standorten in München und Zürich, entwickelt ein universelles Betriebssystem für Drohnen. Mit der Plattform Skynode können UAVs verschiedenster Hersteller interoperabel betrieben werden – inklusive Schwarmsteuerung, NATO‑kompatiblen Kommunikationsprotokollen und Abwehr von Jamming‑Angriffen.

Ein Highlight: Das Unternehmen erhielt 2025 einen US‑Vertrag im Umfang von fast 50 Mio. Dollar zur Lieferung von 33.000 KI‑„Strike Kits“ für Drohnen der Ukraine. Gemeinsam mit Rheinmetall arbeitet Auterion an einem NATO‑weiten Standardbetriebssystem für unbemannte Systeme.

HAT.tec – Wenn Mensch und Maschine als Team agieren

Die Münchner HAT.tec (Human Autonomy Teaming Technologies) ist ein Spezialist für Human‑in‑the‑Loop‑KI. Ziel: Den Menschen in kritischen Missionen nicht zu ersetzen, sondern zu verstärken. Das System SCALE integriert KI‑Assistenz direkt ins Cockpit – der Pilot behält die Entscheidungsgewalt, die KI liefert in Sekundenbruchteilen Handlungsempfehlungen.

HAT.tec präsentiert seine Lösungen regelmäßig auf NATO‑Events und arbeitet mit Airbus Helicopters an Hubschrauber‑Integrationen.

Mayday.ai – Frühwarnsystem für Katastrophen und Konflikte

Mit Sitz in Darmstadt hat Mayday.ai eine Plattform entwickelt, die Satellitendaten, Sensorik und Social‑Media‑Informationen in Echtzeit fusioniert, um Katastrophen und sicherheitsrelevante Ereignisse frühzeitig zu erkennen. Ob Waldbrände, Überschwemmungen oder militärische Eskalationen – das System erkennt Muster und alarmiert Behörden oder Unternehmen in Sekunden.

Unterstützt von der ESA und prämiert bei europäischen Innovationswettbewerben, liefert Mayday.ai auch zivil‑militärische Dual‑Use‑Lösungen.

Polaris – Raumfahrttechnologie für Aufklärung und Abwehr

Das Bremer Start‑up Polaris entwickelt wiederverwendbare Hyperschall‑Raumflugzeuge. Ziel ist der schnelle Start kleiner Satelliten oder der Einsatz als unbemannte Aufklärungsplattform. Die Technologie basiert auf einem linearen Aerospike‑Triebwerk und soll horizontale Starts ermöglichen.

Polaris arbeitet im Auftrag der Bundeswehr an Demonstratoren und testet in Kooperation mit Diehl Defence auch die Integration von Lenkflugkörpern – eine mögliche neue Klasse unbemannter Abfangsysteme.

Traversals – OSINT für die Lagebilder von morgen

Traversals aus Erlangen/Uttenreuth hat sich auf Open‑Source‑Intelligence (OSINT) spezialisiert. Die Plattform analysiert in Echtzeit Daten aus sozialen Medien, Nachrichtenseiten, Satellitenbildern und Sensornetzen – mehrsprachig und KI‑gestützt.

Kunden sind neben der Bundeswehr auch Airbus und Fraunhofer. Mit Projekten wie TerrHub liefert Traversals Datenströme direkt in Führungsinformationssysteme, etwa für den Einsatz in hybriden Bedrohungslagen.

Ein neues Verteidigungs‑Ökosystem

Was diese Unternehmen eint:

  • Agilität statt Schwerfälligkeit: Kurze Entwicklungszyklen, schnelle Prototypen, direkte Rückkopplung aus Einsatzgebieten.

  • Dual‑Use‑Fähigkeit: Viele Technologien sind sowohl zivil als auch militärisch nutzbar – von Katastrophenschutz bis zu Gefechtsfeldaufklärung.

  • Internationale Vernetzung: Kooperationen mit NATO‑Partnern, Zulieferungen in Krisengebiete, Beteiligung an multinationalen Forschungsprogrammen.

Mit wachsender geopolitischer Unsicherheit steigt die Nachfrage nach Lösungen, die schnell einsatzbereit, interoperabel und technologisch führend sind. Die deutsche DefenceTech‑Szene zeigt: Hightech‑Innovationen „Made in Germany“ müssen nicht Jahrzehnte in der Entwicklung stecken – sie können in wenigen Jahren vom Start‑up zum global relevanten Verteidigungsakteur werden.