Mitarbeiter steht an einer Fertigungsstraße mit einer Kühlmittelpumpe

Facharbeiter im Werk Hartha an der Fertigungslinie der Kühlmittelpumpe CWA 400. Wie lange wird es solche Bilder hierzulande noch geben? Rheinmetall ist guter Dinge, da der Konzern ein umfangreiches Recruiting-Programm fährt. (Bild: Rheinmetall)

Die Rüstungsindustrie erfährt durch die aktuelle politische Lage ein Revival – auch in finanzieller Hinsicht. Denn durch die ‚Zeitenwende‘ investiert die Bundesregierung wesentlich mehr in die Verteidigung, was sich für die Unternehmen in einer deutlichen Erhöhung der Aufträge widerspiegelt. Doch inwieweit sind diese überhaupt in der Lage, ihre Produktion hochzufahren – vor allem vor dem Hintergrund des vielbesagten Fachkräftemangels.

Dazu hat PRODUKTION vier Unternehmen aus dem Rüstungssektor befragt. Diehl und ESG haben auf unsere Anfrage gar nicht reagiert, Krauss-Maffei Wegmann wollte sich zu dieser Thematik nicht äußern, da die genannten Fragestellungen vertrauliche Informationen berührten. Immerhin hat sich Rheinmetall zu den Fragen umfassend geäußert. Auf die anderen Unternehmen der Branche lassen sich die Aussagen von Rheinmetall natürlich nicht 1:1 übertragen, aber letztlich sitzt die gesamte Branche in einem Boot. Schließlich gelte Fachkräftemangel als Binsenweisheit und auch Robotik und Automatisierung könne bei den geringen Losgrößen nicht oder nur in sehr begrenztem Umfang eingesetzt werden. Und ein junger Mensch, der beispielsweise im Raum München wohnt und eine Vielzahl an Ausbildungsmöglichkeiten hat, will heutzutage nicht mehr unbedingt als Schweißer arbeiten. Doch lesen Sie selbst.

Rheinmetall rekrutiert Fachkräfte über viele Wege

Hier kommen die Antworten von Rheinmetall, wie der Konzern damit umgeht, durch die Zeitenwende über eine vergleichsweise hohe Auftragslage zu verfügen, die Produktion aufgrund der angestrengten Personalsituation aber nicht einfach hochfahren zu können.

Wie gravierend ist der Fachkräftemangel in der Fertigung bei Rheinmetall?

"Wie der gesamte Arbeitsmarkt weltweit auch, beobachten wir eine verschärfte Situation hinsichtlich des Fachkräftemangels. Dieser wirkt sich zwar noch nicht gravierend auf unsere Produktionskapazitäten aus. Gleichwohl gehört es zu den großen Herausforderungen, gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und zu halten", erklärt das Unternehmen.

Rheinmetall plane, noch bis zum Jahresende 2022 alleine in Deutschland bis zu 1000 neue Stellen zu schaffen. "Unser Recruiting-Center hat im ersten Halbjahr 2022 etwa 30 Prozent mehr Suchaufträge als im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Umgekehrt verzeichnen wir auch ein höheres Interesse an unserem Unternehmen als Arbeitgeber. So erreichten uns im ersten Halbjahr 2022 38.566 Bewerbungen, im ersten Halbjahr 2021 waren es 36.356", sagt der Konzern.

Inwieweit lässt sich der Fachkräftemangel durch mehr Automatisierung beheben?

Rheinmetall: "Automatisierung kann Fertigungsprozesse stellenweise erleichtern. Doch gerade im Geschäftsfeld der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie ist insbesondere bei der Produktion noch vielfach 'Handarbeit' durch gut ausgebildetes und erfahrenes Personal gefordert."

In welchen Abteilungen ist Ihr Unternehmen am stärksten vom Fachkräftemangel betroffen? Eher in der Entwicklung oder auf dem Shopfloor? Oder in anderen Abteilungen?

Im Bereich der Facharbeiterinnen und Facharbeiter suche Rheinmetall insbesondere Industriemechaniker, Maschinen- und Anlagenführer, Zerspanungsmechaniker, Schweißtechniker, Lackierer sowie Mechatroniker und Elektroniker. "Bei den 'White-Collar-Profilen' haben wir besonders hohen Bedarf an Ingenieuren – hier insbesondere in den Fachrichtungen Maschinenbau und Elektrotechnik. Ebenso suchen wir hier Softwareentwickler, Projektmanager, Einkäufer und Controller", lässt das Unternehmen wissen.

Welche Maßnahmen treffen Sie, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken?

"Wir rekrutieren mit vielfältigen Aktivitäten und Maßnahmen. Dabei bespielen wir die gesamte 'Klaviatur'. So nutzen wir beispielsweise Jobportale, Social-Media-Kanäle, unser eigenes Rheinmetall-Karriere-Portal, Radiowerbung, Kinowerbung, Karriere Podcasts, Videos mit Einblicken in unsere Arbeitswelt, Hochschulmarketing, Ambient-Werbung, Rheinmetall-Karriere-Tage und Case/Technologie-Camps", heißt es.

Des Weiteren habe das Unternehmen ein eigenes Direct Search Team. "Ebenso sind wir auf allgemeinen Karrieremessen präsent, arbeiten mit dem Berufsförderungsdienst (BFD) der Bundeswehr und der Bundesagentur für Arbeit zusammen und haben eine Initiative 'Mitarbeiter werben Mitarbeiter' gestartet. Dazu kommen viele Einstieg/Ausbildungs- und Qualifizierungsprogramme", erklärt der Rüstungskonzern.

Weiterhin werde Diversity-Management zunehmend ein unverzichtbares Element der Personalpolitik von Rheinmetall. Vielfalt erhöhe nicht nur Effizienz und Kreativität, sondern gebe Unternehmen zusätzlich die Chance, den Fachkräftemangel auszugleichen.

Ist für Ihr Unternehmen gar nicht der Fachkräftemangel das Hauptproblem, sondern vielmehr die Lieferkettenproblematik?

"Rheinmetall hat aufgrund vorausschauender Planung einige Maßnahmen treffen können, um etwaigen Lieferkettenproblematiken bereits im Vorfeld entgegenzuwirken", teilt der Konzern mit.

Zukunftstechnologien verstehen!

Die Technik entwickelt sich so schnell weiter wie noch nie. Neue Technologien halten ständig Einzug in unserem Leben. Natürlich heißt das nicht, dass alte Technologien verschwinden werden, aber die Relevanz wird sich verschieben. Welche Technologien und Konzepte wichtiger werden, was der aktuelle Stand ist und worin Chancen für die Industrie liegen, lesen Sie in unserer Rubrik "Zukunftstechnologien" - hier entlang!

 

Einen Überblick über die relevantesten Zukunftstechnologien und deren industrielle Einsatzmöglichkeiten hat unsere Redakteurin Julia Dusold in diesem Kompendium für Sie zusammengefasst: "Das sind die wichtigsten Zukunftstechnologien".

 

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