„Durch die Bank haben wir dieses Jahr schon erste, zum Teil auch sehr umfangreiche Use Cases gesehen, die Künstliche Intelligenz beinhalten. Hier entwickeln sich die Unternehmen rasant weiter“, berichtet Daniel Stengel, Director & Projektleiter Fabrik des Jahres bei Kearney. Eine schöne Dynamik, wie er findet, da sich damit vor allem der Trend vom vergangenen Jahr fortsetzt, dass Unternehmen im Rahmen des Citizen Development die Use Cases selbst treiben.
Wie beim diesjährigen Gewinner in der Kategorie ‚Hervorragende Kleinserienfertigung‘ zum Beispiel. Die hohe Kompetenz, schnell und kostengünstig Tools zu entwickeln, um Produktionsprozesse zu digitalisieren, zählt zu den Erfolgsfaktoren der Festool Werke Weilheim/Neidlingen, in denen bereits KI- und VR-Applikationen im Montageumfeld erprobt werden.
„Das sind Use Cases für KI, in denen Unternehmen einen deutlichen Mehrwert sehen wie zum Beispiel Output-Erhöhung, Qualitätsverbesserung, Aufwandsreduzierung oder Produktivitätssteigerung“, ergänzt sein Kollege Philipp Yoldasis, Principal bei Kearney. Vor allem in den Bereichen Planung, Instandhaltung und Qualität sind KI-Lösungen mittlerweile fester Bestandteil. Allerdings werden sie dort nicht zum Selbstzweck eingesetzt: Zusammen mit Automatisierungsinitiativen geht es – wie bei anderen Digitalisierungsinitiativen auch – vorrangig darum, Verbesserungspotentiale zu realisieren.
Fabrik des Jahres
Die Fabrik des Jahres zählt zu den renommiertesten Industrie-Wettbewerben in Europa. Auf dem gleichnamigen Kongress werden jedes Jahr die Gewinner geehrt. Der nächste Kongress wird am 18. und 19. März 2025 stattfinden.
Nutzen Sie Ihre Chance und melden Sie sich jetzt zum Wettbewerb an! Weitere Informationen zum Wettbewerb gibt es auf der Website der Fabrik des Jahres: Hier klicken!
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Hören Sie sich auch die Podcast-Sonderfolge zur Fabrik des Jahres an. Johann Kraus von Rohde & Schwarz erklärt darin unter anderem, wie auch Ihr Werk gewinnen kann. Hier kommen Sie zu Industry Insights!
Schnelle Reaktionsfähigkeit dank Digitalisierung
Inwieweit KI jetzt schon dazu beitragen kann, zeigt sich allen voran beim Gesamtsieger Wilo, Werk Dortmund. Die Fabrik des Jahres 2024 hat nach ihrem Sieg in der Kategorie ‚Hervorragende Transformation: Digitalisierung‘ im Jahr 2022 ihre Fähigkeiten weiter ausgebaut und verdankt dem vielfältigen Einsatz von Tools zur Digitalisierung nun unter anderem eine schnelle Reaktionsfähigkeit, die trotz hoher Variantenvielfalt und Fertigungstiefe zu geringen Ausfallzeiten führt.
Auch im Mercedes-Benz Werk Rastatt ist die Digitalisierung elementarer Teil zur Steigerung von Produktivität, Agilität und Geschwindigkeit. So ermöglicht die durchgängige Anwendung des Digital Twins dem Sieger der Kategorie ‚Hervorragende Digitalisierung‘ die Einführung neuer Modelle mit minimaler Betriebsunterbrechung.
Technologie verändert den Business Case
„Natürlich sind diese Schritte oftmals auch damit verbunden, dass einfach nicht mehr genügend Mitarbeiter zur Verfügung stehen, die gewisse Tätigkeiten übernehmen wollen“, nennt Stengel einen Grund für die fortlaufende Erhöhung des Automatisierungsgrads. Hinzu kommt aber auch die Tatsache, dass man vor ein paar Jahren dafür noch keinen Business Case gesehen hat, „weil es damals einfach kostengünstiger war, dies von Hand zu machen, da die Stückzahl nicht vorhanden war oder die Varianz zu groß“, beschreibt Stengel das Szenario.
Jetzt, wo man dieser Thematik zum Beispiel mit Cobots technologisch besser begegnen kann, sieht man auch den Business Case anders: Es wird nicht mehr gegen die Personaleinsparungen gerechnet, sondern gegen den entgangenen Umsatz. Und: Die Automatisierung von gewissen Tätigkeiten schafft die Möglichkeit, die Wertschöpfung des Mitarbeiters zu erhöhen. Eine Entwicklung, die beim GEO-Award-Gewinner, der Unternehmensgruppe Fischer, Produktionswerk Ivanovice na Hane, Tschechien, die operativen Verbesserungen des Werks begünstigt.
Fabrik des Jahres: Die Sieger 2024
Die diesjährigen Gewinner aller Kategorien im Überblick:
- Fabrik des Jahres 2024: Wilo SE, Werk Dortmund
- GEO Award: Unternehmensgruppe Fischer, Produktionswerk Ivanovice na Hane, Tschechien
- Hervorragende Serienfertigung: BMW Group, Werk Regensburg
- Hervorragende Kleinserienfertigung: Festool GmbH, Werke Weilheim/Neidlingen
- Hervorragende Digitalisierung & Automatisierung: Mercedes-Benz AG, Werk Rastatt
- Exzellenz in Nachhaltigkeit: Philips Medical Systems GmbH, Werk Hamburg
Nachhaltigkeit und Resilienz als Antwort auf die Kosteninflation
Gestiegene Lohn- sowie Energie- und Faktorkosten – die derzeitige Kosteninflation war im diesjährigen Wettbewerb deutlich zu spüren. „Das führt natürlich mittlerweile dazu, dass solche Business Cases noch attraktiver werden und es sich lohnt, zu investieren. Nicht nur in Automatisierung, sondern auch in Nachhaltigkeitsinitiativen, die nun ebenfalls anders bewertet werden“, sagt Yoldasis.
Gerade die Wiederverwendbarkeit von Anlagen und Komponenten davon ist ein wichtiges Thema, auf das Unternehmen ihr Bewusstsein setzen und dadurch natürlich auch auf die Nachhaltigkeit einzahlen. „Die Nachhaltigkeits-Spitzenreiter zeichnen sich dadurch aus, dass sie es schaffen, aus Nachhaltigkeit eine Kreislaufwirtschaft zu generieren, in der einzelne Komponenten des Produkts nach der Nutzung durch den Kunden wiederverwendet werden“, weist Yoldasis auf eine Möglichkeit hin, sich resilient und wirtschaftlich zugleich aufzustellen.
Die Werke sind dadurch nicht nur unabhängiger von Lieferanten. Sie sparen bei der Produktion auch Materialkosten und Emissionen ein. Vorteile, von denen der Sieger in der Kategorie ‚Excellence in Nachhaltigkeit‘ Philips Medical Systems GmbH, Werk Hamburg dank seines Design for Sustainability-Ansatzes längst profitiert.
Bei der 33. Fabrik des Jahres zeigte sich auch, dass sich die Unternehmen je nach Branche aufgrund des Kostendrucks und der aktuellen Marktherausforderungen resilienter bezüglich Volumenschwankungen aufstellen. Flexibilisierung und die Modularisierung in der Produktion spielen dabei eine große Rolle.
Das weiß auch der Gewinner in der Kategorie ‚Hervorragende Serienfertigung‘: Das BMW Group Werk Regensburg gleicht Volumenschwankungen sowohl mit einem flexiblen Produktionssystem als auch mit einer flexiblen Personalplanung aus, basierend auf einer einzigartigen Vereinbarung im BMW-Werksverbund.
Dem Kostendruck mit Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit begegnen – das war nicht nur das dominierende Thema des diesjährigen Benchmark-Wettbewerbs. Auch Daniel Stengel wird darüber auf dem begleitenden Kongress zur Fabrik des Jahres referieren. Dieser findet am 18. und 19. März 2025 in Ludwigsburg statt, die Abendveranstaltung mit Preisverleihung am 18. März 2025. Die Anmeldung ist hier möglich.
Alles, was Sie zur Fabrik des Jahres wissen müssen
Die Fabrik des Jahres prämiert jährlich die besten Produktionsstandorte der Welt und zählt zu den renommiertesten Industrie-Wettbewerben in Europa.
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