Unternehmer im Unternehmen: Die Junior-Group mit ihrem Holzkohlegrill.

Unternehmer im Unternehmen: Die Junior-Group mit ihrem Holzkohlegrill. (Bild: Rational)

„Wo hat der Kunde das größte Bottleneck? Wenn Sie das lösen, werden Sie Erfolg haben“, verspricht Peter Wiedemann. Der COO von Rational muss es wissen, denn schließlich ist das Werk 1-3 in Landsberg am Lech diesjähriger Gesamtsieger der Fabrik des Jahres. Seit vielen Jahrzehnten folgt der Hersteller von Geräten zur thermischen Speisenzubereitung konsequent der Engpasskonzentrierten Strategie, die den Kundennutzen in den Fokus stellt.

Was Rational dabei jedoch anders macht als andere: Durch den institutionalisierten, teamorientierten KVP und die Unternehmer im Unternehmen-Philosophie erzielt man im Siegerwerk bemerkenswerte Ergebnisse in der Produktion. Ein Beispiel: „Zum Schutz vor Kratzern muss Edelstahl vor der Verarbeitung foliert werden. Je länger die Folien darauf kleben, desto schwieriger wird es, sie wieder abzuziehen. Das wollen wir keinem Kunden zumuten“, sagt Wiedemann über den Schritt in der Herstellung, der im Sinne der Kundenzufriedenheit von den Mitarbeitern mühsam per Hand erledigt wurde.

„Wir haben aber nicht nur die Kunden, die unsere Geräte kaufen, sondern auch interne. Die Produktion zum Beispiel ist der interne Kunde der Entwicklung, weshalb Kundennutzen und Kundenzufriedenheit hier genauso wichtig sind“, weiß Wiedemann. Von der Umsetzung einer Folienabziehmaschine hatten also auch die Mitarbeitenden in der Produktion einen großen Nutzen.

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Unternehmer im Unternehmen-Prinzip ist Stärke von Rational

Peter Wiedemann, COO von Rational
Peter Wiedemann, COO von Rational (Bild: Rational)

Als Unternehmer im Unternehmen (UiU) sollen Mitarbeitende nicht nur selbständig arbeiten und eigene Entscheidung treffen, sondern auch über den Tellerrand hinausschauen. Und das lernt man bei der Fabrik des Jahres 2022 bereits in der Ausbildung. Wiedemann erklärt: „Vor eineinhalb Jahren haben wir eine Junior-Group ins Leben gerufen. Die Aufgabe der Azubis aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen war es, sich ein eigenes Produkt zu überlegen und dieses als eigenes Unternehmen von der Kalkulation über den Aufbau der Supply Chain bis hin zu Produktion und Marketing komplett zu durchleben.“ Das Ergebnis: Ein Holzkohlegrill, der nun in der zweiten Generation ein Rational-Logo erhält, weil er sich im eigenen Vertrieb als ideales Kundenpräsent herausstellte.

Kearney sah dieses entlang aller Funktionen und Ränge gelebte Unternehmer im Unternehmen-Prinzip als eine der wesentlichen Stärken von Rational, da es sich in vielen Bereichen positiv auswirkt. In der Montage zum Beispiel, in der ein Mitarbeitender ein komplettes Gerät allein produziert. Mit ‚proudly assembled by‘ verewigt auf dem Typenschild, steht der Montagemitarbeiter durch die ‚One-Piece-Flow‘-Strategie als UiU persönlich für Qualität und Kundenzufriedenheit.

Oder im Einkauf. Hier ist der UiU gesamtheitlich für einen Lieferanten verantwortlich – von Finanzen über Qualität bis hin zur Entwicklungsleistung des Lieferanten in einem Entwicklungsprojekt. „Wenn es Verbesserung braucht, helfen wir dem Lieferanten mit einem Operational excellence Team, das mit ihnen Verbesserungsprojekte treibt“, sagt Wiedemann über die enge und offene Zusammenarbeit, die bei regelmäßig veranstalteten Lieferantentagen zusätzlich gefestigt wird.

Sieger ‚Fabrik des Jahres‘: Rational, Werk 1-3 in Landsberg am Lech.
Sieger der Fabrik des Jahres 2022: Rational, Werk 1-3 in Landsberg am Lech. (Bild: Rational)

Umgesetzte Verbesserungsvorschläge werden honoriert

Von der systematischen Lieferantenentwicklung – der Supplier Fitness – war die Jury ebenso beeindruckt wie von dem institutionalisierten KVP: „Wir honorieren jeden im Team umgesetzten Verbesserungsvorschlag mit zehn Euro. Am Monatsende meldet jedes Team, wie viele Vorschläge es umgesetzt hat und wie viele Personen an dem Prozess beteiligt waren. Ins Verhältnis gesetzt, honorieren wir am Ende des Jahres die Anzahl der umgesetzten Verbesserungsvorschläge.

Zudem prämiert ein Gremium am Jahresende die besten Vorschläge zu Themen wie Sauberkeit, Umweltschutz, Kundennutzen oder Kosteneinsparungen. Das jeweilige Team darf selbst entscheiden, für welche gemeinsame Unternehmung das Geld ausgegeben werden soll“, sagt Wiedemann und erwähnt beispielhaft eine Mannschaft aus der Komponentenfabrik, die bereits zweimal zusammen auf Ibiza war.

Zwar liegt das Budget über dem, was eine Firma normalerweise für ein Teamevent spendieren würde. Was dieser KVP jedoch zur Teambildung und Motivation beiträgt, ist für Rational unbezahlbar. „Wir versuchen einfach alle Themen emotionaler zu gestalten“, bringt Wiedemann das Erfolgsrezept des Gesamtsiegers auf den Punkt.

(Bearbeitet von Anja Ringel.)

Fabrik des Jahres

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(Bild: SV Veranstaltungen)

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