Airbus und Boeing verkaufen immer weniger Flugzeuge
Es geht bergab bei Airbus und Boeing. Eine Airline nach der nächsten geht insolvent - damit fallen den Flugzeugbauern ihre Kunden weg. Wir zeigen Ihnen, wie drastisch die Anzahl der Netto-Flugzeugbestellungen seit 2014 gesunken ist.
Sarah WieserSarahWieser
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Rückblende ins Jahr 2014: Besonders Airbus geht es noch sehr gut. Der Flugzeugbauer verkauft 1.796 Flugzeuge. Und auch sein Konkurrent Boeing kann sich über seine 1.104 eingegangenen Netto-Bestellungen (inkl. Stornierungen) nicht beklagen. -(Bild: Airbus)
2015: Ein harter Schlag für Boeing: Im Vergleich zum Vorjahr verkauft das Unternehmen nur noch fast die Hälfte, nämlich 588 Flugzeuge. Bei Airbus gehen die Verkaufszahlen noch nicht ganz so drastisch zurück und halten sich mit 1.139 Bestellungen noch über der Tausender-Marke. -(Bild: Pixabay)
2016: Auch Airbus kann seine Netto-Flugzeugbestellungen nun nicht mehr über der 1.000-Einheiten-Marke halten. Die Verkäufe sinken auf 949 Maschinen. Bei Boeing ist der Rückgang diesmal nicht ganz so stark, mit 550 verkauften Flugzeugen liegt der Flugzeugbauer nur 38 Einheiten unter dem Vorjahreswert. -(Bild: Airbus)
2017: Es scheint bergauf zu gehen, denn bei beiden Herstellern steigen die Verkaufszahlen wieder an. Boeing verkauft wieder 745 Flugzeuge, Airbus sogar 1.109. Doch der Absturz lässt nicht lange auf sich warten. -(Bild: Pixabay)
2018: Vorbei ist der kurze Höhenflug. Bei Airbus gehen in diesem Jahr nur noch 747 Bestellungen ein und auch Boeing verkauft nicht mehr als 675 Flugzeuge. Ob es in 2019 wieder besser aussieht? -(Bild: Airbus)
2019: Im laufenden Jahr kam es dick für Boeing: Die Netto-Flugzeugbestellungen sanken auf Minus 84 Einheiten. Und auch bei Airbus sieht es nicht mehr so rosig aus. Das Unternehmen konnte bis zum 30. September 2019 nur noch 127 Maschinen verkaufen. -(Bild: Pixabay)
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Sowohl bei Airbus als auch bei Boeing ist die Zahl der Flugzeugbestellungen im laufenden Jahr (2019) stark gesunken. Diese Statista-Grafik zeigt die Netto-Bestellungen inklusive Stornierungen. Während bei Airbus immerhin noch 127 Aufträge eingingen, verzeichnet Boeing ein Minus von 84 Maschinen. Grund dafür sind vor allem die vielen Stornierungen beim Modell 737 (Minus 184 Bestellungen).
Geopolitische Krisen und auch die schwächelnde Weltwirtschaft lassen viele Fluggesellschaften vorsichtiger werden, meinen Experten. Das spiegelt sich auch in ihren Bestellungen wieder: Häufig wechseln sie doch noch zu anderen Modellen, verschieben die Auslieferungen oder stornieren gleich ganz.
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Für Airbus und Boeing besteht bisher aber noch kein Grund zur Sorge. In den Auftragsbüchern beider Flugzeugbauer befinden sich noch so viele offene Aufträge, dass die Produktion für die kommenden Jahre gesichert ist.
Das kam unerwartet: Nur einen Tag vor der Bekanntgabe seiner Neunmonatszahlen verkündet Airbus einen Rekordauftrag. Stolze 300 Flugzeuge der A320neo-Familie wurden bestellt - alle von der indischen Billigairline IndiGo. Geordert hat der Billiganbieter aber nicht nur die Kurz- und Mittelstreckenversion, sondern auch noch die aufgewertete A321XLR, wie das Handelsblatt berichtet.
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Das Timing dieser Mega-Bestellung ist perfekt für den Airbus-Chef Guillaume Faury. Diese Botschaft macht sich natürlich gut bei der Verkündung der Zahlen, denn eigentlich stockte der Bestelleingang seit Anfang des Jahres, wie obige Bildergalerie belegt.
Außerdem rückt Airbus dank der IndiGo-Bestellung wieder näher an den Vorjahreswert heran. Darüber hinaus ist ein zweiter Deal in greifbarer Nähe: Die US-Billigfluggesellschaft Spirit hat angekündigt, 100 A320-Maschinen bestellen zu wollen. Noch steht zwar nicht fest, wann genau der Auftrag abgeschlossen wird, aber die Chancen, dass Airbus die Bestellung noch bis zum Ende des Jahres verbuchen kann, stehen gut.
Inder schließen Mega-Deal mit Airbus
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Der Auftrag von IndiGo geht als bisher einer der größten Deals in die Geschichte von Airbus ein. Der Listenpreis für die über 100-fach georderte Standardversion A320neo liegt bei 110,6 Millionen US-Dollar. Damit dürfte die Bestellung der Billig-Airline rein rechnerisch auf einen Gesamtwert von fast 30 Milliarden Euro kommen. Da die Hersteller allerdings hohe Rabatte gewähren, muss IndiGo wohl deutlich weniger bezahlen.
Erwartet hatte diesen Milliarden-Deal vermutlich niemand, denn erst kürzlich hatte IndiGo seinen bislang größten Quartalsverlust bekannt gegeben. Analysten hatten deutlich weniger erwartet - in den IndiGo Büchern steht ein Minus von 150 Millionen US-Dollar. Die Erklärung des Vorstandschefs Ronojoy Dutta: Ausgerechnet Airbus habe bestellte Flugzeuge zu spät geliefert.
Der Mega-Deal zeigt, dass Airbus zum Teil von Boeings Problemen mit dessen Modell 737 Max profitieren kann. Bei der Modernisierung der 737 ging offensichtlich einiges schief - aufgrund massiver Fehler hat sich der Konkurrent des Airbus A320 selbst ins Aus geschossen.
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Gleich zwei Mal stürzte die Boeing 737 Max ab. Die entscheidende Unfallursache: Probleme mit der Steuerungsautomatik MCAS. Seit März darf sie deswegen nicht mehr starten. Boeing hat versprochen, das Probleme mithilfe eines Software-Updates zu beheben. Abheben darf die 737 Max aber trotzdem erst wieder im kommenden Frühjahr. Zumal in der Zwischenzeit auch noch weitere Probleme auftauchten. Die Boeing-Führung hofft nun, dass sie die Auslieferung der Jets im Dezember wieder aufnehmen darf. Die Behörden haben sich bislang noch nicht dazu geäußert.
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Worauf sich Boeing jetzt konzentriert
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Boeing verbucht in den ersten drei Quartalen ein Minus von 84 Flugzeugen (Stornierungen). Aber auch beim eigentlichen Erfolgsmodell Dreamliner läuft es aktuell nicht. Neue Bestellungen bleiben aus, die Liste der zu fertigenden Langstreckenflieger schrumpft.
Das Management von Boeing kämpft gegen diese Entwicklung. Eigentlich kündigte das Unternehmen seit Jahren einen kleineren Langstreckenjet mit dem inoffiziellen Namen "Boeing 797" an. Dieser wird aber vermutlich nicht auf den Markt kommen.
Stattdessen scheint sich der Flugzeugbauer auf die Entwicklung eines 737-Nachfolgers zu konzentrieren. Laut "The Air Current" steht Boeing bereits in Kontakt mit Fluggesellschaften und Leasingunternehmen. Im Gespräch steht ein neues, kleineres Flugzeug (Future Small Airplane) - mit einer Anzahl von 180 bis 210 Sitzen.
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Aktuell hat Airbus bei der Zahl der ausgelieferten Flugzeuge die Nase vorn. Die Grafik zeigt, wie sich die Flugzeug-Auslieferungen von Airbus und Boeing seit 2008 verändert haben. - Grafik: Statista
Wann kommt das erste emissionsarme Passagierflugzeug von Airbus?
Der Airbus-Konzern will das erste emissionsarme Passagierflugzeug bauen und bis 2035 in die Luft bringen. Noch stecke die Entwicklung der notwendigen Technologien allerdings in den Kinderschuhen, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury am Donnerstagabend in Hamburg.
Möglicherweise werde es sich um ein hybrid-elektrisches Flugzeug handeln, vielleicht werde es auch durch Wasserstoff oder klimaneutrale Kraftstoffe angetrieben. „Der Weg ist hochkomplex“, sagte Faury. „Das dauert Jahre oder Jahrzehnte.“
Der Luftverkehr trage nur 2,5 Prozent zum weltweiten Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) bei. Airbus sei sich aber seiner Verantwortung bewusst und habe auch in der Vergangenheit durch immer leichtere Flugzeuge mit leistungsfähigeren Triebwerken den Kraftstoffverbrauch je Passagier deutlich senken können.
Bis 2050 wolle die Luftfahrt insgesamt ihren CO2-Ausstoß um 50 Prozent senken, verglichen mit 2005. „Grünes Fliegen hat für uns oberste Priorität“, sagte Faury.
In der Umfrage der British Airways ging es darum, wie stark die Befragten der Aussage "Ich würde einen Flug wählen, der am umweltfreundlichsten ist (zum Beispiel am wenigsten CO2 verursacht), auch wenn er der teuerste wäre, den ich mir leisten kann." zustimmen. - Grafik: Statista
Warum die Dubai Air Show ein Erfolgserlebnis für Airbus war
Von der Luftfahrtmesse in Dubai flogen Airbus und Boeing dieses Jahr mit ganz verschiedenen Ergebnissen nach Hause. Vor allem für Airbus schien die Messe ein voller Erfolg gewesen zu sein: zwei Airlines bestellten zusammen ganze 170 Mittel- und Langstreckenjets. Die ersten 120 Maschinen der A320neo-Serie (darunter 20 Exemplare der neuen Langstreckenversion) gehen an den arabischen Billigflieger Air Arabia, der für diesen Auftrag etwa 14 Milliarden US-Dollar hinblätterte.
Air Arabia wird allerdings etwas Geduld mitbringen müssen. Airbus wird die bestellten Flugzeuge erst im Jahr 2024 ausliefern können, weil die Produktion über Jahre hinweg ausgebucht ist. Außerdem bremste die Umstellung auf eine neue Kabineneinrichtung die Fertigung des Herstellers aus.
Auch der Produktionsplan wrude von Airbus-Chef Guillaume Faury gedrosselt: Er rechnet nur noch mit der Auslieferung von 860 Verkehrsflugzeugen, geplant waren 20-30 Maschinen mehr. Und obwohl der Produktionsrückstand schon fleißig aufgeholt wird, werde man laut Faury erst 2021 wieder im Zeitplan sein.
Die restlichen 50 Airbus-Großraumjets vom Typ A350 sicherte sich die ebenfalls arabische Airline Emirates. Die Jets haben einen Listenwert von insgesamt 16 Milliarden US-Dollar. Dank dieser beiden Großaufträge wird Airbus seinen Rivalen Boeing wahrscheinlich überholen und das Jahr als weltgrößter Flugzeughersteller 2019 abschließen.
Trotz Flugverbot: Boeing verkauft zehn 737 Max
Auch bei Boeing ging eine Bestellung ein - und zwar ausgerechnet für das Krisenmodell 737 Max. Aufgrund zweier Abstürze, die insgesamt 346 Tote forderte, gilt für die Modellreihe seit März ein internationales Flugverbot. Trotzdem bestellte der Lufthansa-Ableger Sunexpress gleich zehn Stück des 737 Max.
Der Chef des Unternehmens, Jens Bischof, sprach dem Flugzeug sein volles Vertrauen aus. Dennoch müssten zunächst alle zuständigen Aufsichtsbehörden ihr Okay geben und bestätigen, dass der Flugzeugtyp eindeutig flugtüchtig ist. Für die zehn Maschinen müsste Sunexpress laut Preisliste stolze 1,2 Milliarden US-Dollar blechen. Da das Modell aber eher wenig gefragt ist, kommen bei der Rechnung bestimmt noch für die Branche übliche, hohe Rabatte weg.
Eigentlich hätte Sunexpress die ersten "Max"-Jets schon 2019 erhalten sollen. Und auch in Deutschland wartet der Ferienflieger Tuifly darauf, dass der Auslieferungsstopp neuer Maschinen von Beoing aufgehoben wird. Denn sowohl Sunexpress als auch Tuifly kam diese Verzögerung teuer: Beide Airlines mussten im Sommer für viel Geld Ersatzflugzeuge mitsamt Besatzungen von anderen Gesellschaften mieten. Und natürlich schadet das Startverbot auch Boeing selbst. Der Konzern steckt aktuell in einer schweren Krise, der Schaden geht schon jetzt in die Milliarden.
Das sind die 10 größten deutschen Rüstungsunternehmen
(Bild: filmbildfabrik - stock.adobe.com)
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