Zwei Arbeiter in einerFabrikhalle, gesehen durch ein Werkstück

Die großen Maschinenbauer profitieren durch ihre internationale Aufstellung. (Bild: Kzenon - stock.adobe.com)

Es sind herausfordernde Zeiten, die der Maschinenbau seit einigen Jahren durchläuft. Die Auftragsbücher sind inzwischen deutlich leerer als im vergangenen Jahr. Und auch da lief es nicht optimal für die Branche. Denn schon 2023 hat man die eher negative Entwicklung bei den Auftragseingängen gesehen.

„Was man 2023 gut sieht: In welcher Phase der Erholung die Unternehmen nach Corona jeweils waren“, sagt Wolfgang Krenz, Partner der globalen Automotive und Manufacturing Industries Practice bei Oliver Wyman im Gespräch mit ‚Produktion‘. Die Managementberatung erstellt jährlich ein Ranking der Top 20 im Maschinen- und Anlagenbau.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben sich noch lange in den Zahlen gezeigt, erklärt er. Inzwischen seien sie aber bei allen Unternehmen weg.

Doch wer sind nun die umsatzstärksten Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland? Das erfahren Sie in unserer Bildergalerie:

Das sind die Gewinner und Verlierer im Maschinenbau

Vergleicht man das Ranking mit dem vom Vorjahr zeigt sich: Einige Unternehmen halten ihre Platzierungen konstant. So belegen zum Beispiel Siemens Energy und Siemens weiter die ersten beiden Plätze. Doch im Vergleich zu anderen Jahren gab es durchaus Verbesserungen oder Verschlechterungen von ein paar Plätzen. Das seien aber Einzelentwicklungen und es sei daraus kein allgemeiner Trend abzuleiten, erklären Krenz und Marcel Allscher, Senior Research Analyst bei Oliver Wyman.

Einige Beispiele:

Zeiss (Platz 8) und Trumpf (Platz 12) konnten von den Entwicklungen in der Halbleiterbranche profitieren. Bei Trumpf ist jedoch zu beachten, dass das Unternehmen ein versetztes Geschäftsjahr hat und das Jahr 2022/23 noch über alle Geschäftsbereiche hinweg gut war, sagen die Experten. Inzwischen ist die Lage eine andere und der Maschinenbauer hat sich einen Sparkurs auferlegt (wir berichteten).

Der Landmaschinenhersteller Claas (Platz 7) hatte aufgrund von Lieferketten-Problemen noch einen Rückstau. Diesen konnten sie 2023 gut abarbeiten und haben deshalb einen großen Zuwachs erwirtschaftet.

Jungheinrich (Platz 9) ist organisch, aber auch wegen M&A-Aktivitäten gewachsen.

Von den Investitionen im Bereich Energieeffizienz haben Unternehmen wie Krones (Platz 14) profitiert.

Nordex (Platz 6) ist der große Gewinner bei den Windkraftanlagen, nachdem Siemens Gamesa ihre neueste Onshore-Turbinengeneration aus dem Markt nehmen musste, erklären Krenz und Allscher.

Neu im Ranking ist VW Power Engineering (Platz 19): „Während Corona ist der Markt für Schiffsdiesel komplett eingebrochen, jetzt ist eine Erholung spürbar“, erklärt Allscher. Enercon ist dagegen aus den Top 20 gefallen. Der Grund: Aufgrund des verspäteten Reportings gab es nur Zahlen aus dem Jahr 2022.

So entwickeln sich die Top 20 im Maschinenbau

Insgesamt zeigt sich bei den Top-20-Unternehmen - also den großen Firmen - weiter, dass sie mehr Wachstum haben als der Durchschnitt der Maschinenbauer. Und zwar fast 1,5 Prozentpunkte mehr. „Insgesamt hatten die Top 20 ein Wachstum von etwas mehr als neun Prozent“, sagt Krenz. Insgesamt ist das Wachstum aber geringer als im ‚Corona-Comeback-Jahr‘ 2022.

Größere Internationalität zahlt sich zudem weiter aus. Was 2023 bemerkbar war: „Es gibt eine leichte Umsatzverschiebung aus Asien weg hin in Richtung USA“, erklärt Krenz. Aber: „Man spürt, dass es in den USA trotz Inflation Reduction Act im Moment etwas langsamer läuft, eventuell auch im Vorfeld der Wahlen.“

Außerdem setze sich die China-Schwäche fort. In ihrem Branchenreport 'The State of the Industrial Goods Sector', bei dem über 200 börsennotierte Unternehmen aus Europa untersucht wurden, haben die Experten von Oliver Wyman zudem festgestellt, dass China immer schwerer zugänglich wird. „Dazu kommt die dortige Marktschwäche“, so Allscher. Ein großes Wachstum findet daher so nicht mehr in China statt.

Gleichzeitig stellt Krenz fest: „Indien ist kein Ersatz für den chinesischen Markt, bietet aber große Chancen für die Unternehmen. Politische Stabilität vorausgesetzt.“ Es finde aber gerade eine „gigantische Verschiebung der Märkte“ statt. Indien werde Deutschland und Japan in den nächsten Jahren als Volkswirtschaft überholen. „Auch ASEAN wird als Wirtschaftsraum immer wichtiger“, erklärt er.

Mehr zu Indien lesen Sie in diesem Artikel: "Indien lockt immer mehr deutsche Mittelständler"

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Maschinenbau: Das sind die Trends und Herausforderungen

Als Herausforderung sehen die Experten von Oliver Wyman unter anderem die Kosten, die hart gemanagt werden müssen. „Es muss an der Effizienz gearbeitet werden. Bei den Themen Agilität und Geschwindigkeit müssen die Unternehmen sich verbessern, vor allem in den Innovationsprozessen“, erklären die beiden weiter.

Bei den Trends gibt es dagegen keine großen Neuerungen. Es sind die gleichen Trends, die sich fortsetzen. Sie heißen ja auch nicht umsonst Megatrends. Dabei geht es vor allem um die Themen Digitalisierung, Automatisierung und Elektrifizierung“, sagt Krenz.

Nachhaltigkeit und Regulierungen bleiben wichtige Themen

Ein Thema, mit dem sich die Unternehmen weiter beschäftigen ist die Nachhaltigkeit. Der Enthusiasmus dafür sei nur etwas geringer geworden, sagt Krenz mit Blick auf den europaweiten Branchenreport. Demnach haben einige Unternehmen ihre Ziele sogar wieder zurückgenommen. „Gleichzeitig ist der Fortschritt bei der Reduzierung der Emissionen groß. Sowohl absolut als auch pro Umsatzeuro“, so Krenz. Innovationen in grüne Technologien sei ein wirklicher Wachstumstreiber.

„Auch bei Scope 3 sind die Zahlen heruntergegangen, die Emissionen sind absolut gesunken“, ergänzt Allscher. Man sehe im Vergleich zu den Jahren davor, dass die Anstrengungen langsam Früchte tragen.

Zudem beschäftigen die Regulierungen die Unternehmen weiter. „Regulierungen sind etwas, was am Ende des Tages eigentlich nur Ressourcen bindet, die nicht wirklich produktiv für andere Themen eingesetzt werden können“, meint Krenz.

Die Studie zeigt außerdem, dass sich das Eskalationspotenzial weltweit weiter verändert und verschärft hat. „Die Spaltung der Welt wird größer, es gibt immer mehr Sanktionen und Zölle, die erhöht werden“, sagten die Experten.

In Bezug auf de Zukunft des Standortes Deutschland erklären sie: „Was auch zur Wahrheit gehört: Die Wertschöpfung muss sich im Durchschnitt immer weiter in andere Länder verschieben.“

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(Bild: mi-connect)

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Ausblick: So geht es im Maschinenbau weiter

Und wie geht es im Maschinenbau weiter? „2024 wird man sicherlich die Bremsspuren infolge des Auftragseinbruchs sehen“, meint Krenz. Und auch 2025 werde es große Unsicherheiten geben.

Der VDMA geht davon aus, dass die Produktion 2024 preisbereinigt um rund acht Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen wird - unter anderem wegen Schwächen in Märkten wie den USA und China. Für 2025 stellt sich der Branchenverband auf einen Produktionsrückgang von zwei Prozent ein.

Das sind die Top 20 des Maschinen- und Anlagenbaus 2023

  1. Siemens Energy
  2. Siemens
  3. Kion
  4. Bosch (Industrial Technology)
  5. Exyte
  6. Nordex
  7. Claas
  8. Zeiss
  9. Jungheinrich
  10. Voith
  11. Gea
  12. Trumpf
  13. Thyssenkrupp
  14. Krones
  15. Dürr
  16. SEW Eurodrive
  17. Schaeffler
  18. Kuka
  19. VW (Power Engineering)
  20. Festo

Die Umsätze der Unternehmen erfahren Sie in der Bildergalerie weiter oben.

Anja Ringel
(Bild: Anna McMaster)

Die Autorin: Anja Ringel

Dass sie Redakteurin werden will, wusste Anja Ringel schon zu Schulzeiten. Als Chefredakteurin ihrer Schülerzeitung hat sie Lehrkräfte und Schüler interviewt, das Mensaessen getestet und ist Fragen wie "Wieso hat Wasser ein Mindesthaltbarkeitsdatum" nachgegangen.

Nach Stationen bei diversen Tagezeitungen schaut sie bei "Produktion" nun den Unternehmen auf die Finger oder besser gesagt auf die Bilanzen. Als Wirtschaftsredakteurin kümmert sie sich aber auch um Themen wie Fachkräftemangel, Diversity, Digitalisierung oder Unternehmenskultur. Daneben ist sie einer der Podcast-Hosts von Industry Insights.

Privat liebt sie das Reisen und nutzt ihre Urlaube, um die Welt zu entdecken.

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