
Die großen Maschinenbauer sind besser durch die Coronakrise gekommen, als der Durschnitt. - (Bild: Kzenon - stock.adobe.com)
Hat der Maschinenbau nicht schon genug mit den Themen Transformation und Digitalisierung zu kämpfen, kam vergangenes Jahr auch noch die Coronakrise dazu, die bei vielen Unternehmen ein Auftragsloch hinterlassen hat. Und die Pandemie hat natürlich auch Auswirkungen auf das Maschinenbau-Ranking, das die Managementberatung Oliver Wyman einmal jährlich erstellt.
Es sei ein untypisches Ranking, sagt Wolfgang Krenz, Partner der globalen Automotive und Manufacturing Industries Practice bei Oliver Wyman im Gespräch mit PRODUKTION. Denn: „Normalweise ist das Ranking eine Abbildung von Trends. Dieses Mal zeigt es im Wesentlichen, wie die Unternehmen auf Corona reagiert haben.“ Dabei gehe es nicht um eine Leistungsfrage, sondern darum, welche Geschäftsfelder wie anfällig für Corona waren. Die Rangveränderungen seien deshalb eine Reaktion auf die Krise.
Ebenfalls ungewöhnlich im aktuellen Ranking: Alle haben einen Rangplatz verloren. Denn durch die Aufspaltung von Siemens – der letztjährigen Nummer eins – und Siemens Energy ist der größte Player nun doppelt vertreten.
Und noch etwas ist am Ranking anders: „Die großen Maschinenbauer im Ranking haben sich in Summe deutlich besser geschlagen, als der Maschinenbau in der Breite“, analysiert Krenz. Im vergangenen Jahr habe die Branche rund zwölf Prozent an Umsatz verloren. Die großen Maschinenbauer dagegen nur sechs Prozent.
Wer die Top 20 im Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland sind und wie viel Umsatz sie erwirtschaftet haben, erfahren Sie in unserer Bildergalerie:
Bildergalerie: Das sind die 20 umsatzstärksten Maschinenbauer

Die Top 20 der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer startet mit Festo. Das Unternehmen kam 2020 auf einen Umsatz von 2,8 Milliarden Euro. Ein Jahr davor waren es noch knapp 3,1 Milliarden Euro. - (Bild: Festo)

Auf Platz 19 landet SEW Eurodrive mit einem Umsatz von 3,1 Milliarden Euro. Das sind rund sechs Prozent weniger als 2019. - (Bild: SEW Eurodrive)

Neu in den Top 20 ist Schaeffler (Industrial) auf Platz 18. Das Unternehmen kommt im Bereich Maschinenbau auf einen Umsatz von 3,1 Milliarden Euro. 2019 waren es mit 3,5 Milliarden Euro mehr als elf Prozent weniger. - (Bild: Schaeffler)

Krones stürzt im Ranking von Platz 10 auf Platz 17 ab. Das zeigt sich auch im Umsatz: er fiel von Fast 4 Milliarden Euro auf 3,3 Milliarden Euro - ein Minus von mehr als 16 Prozent. - (Bild: Krones)

Platz 16 geht an Dürr. Das Unternehmen kommt 2020 auf einen Umsatz von ebenfalls 3,3 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2019 waren es noch 3,9 Milliarden Euro. - (Bild: Dürr)

Auch Enercon auf Platz 15 musste enorme Einbußen hinnehmen. 2019 war das Unternehmen noch mit einem Umsatz von 4,5 Milliarden Euro auf Platz 6. 2020 brach der Umsatz um mehr als 26 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro ein. - Symbol (Bild: TimSiegert-batcam - stock.adobe.com)

Eine Umsatzsteigerung konnte dagegen Zeiss auf Platz 14 vermelden: Der Umsatz stieg 2020 um fast drei Prozent auf knapp 3,8 Milliarden Euro. - (Bild: Zeiss)

Trumpf landet mit einem Umsatz von knapp 3,5 Milliarden Euro auf Platz 13. Im Vorjahr lag der Umsatz bei 3,8 Milliarden Euro. - (Bild: Trumpf)

Platz 12 geht an MAN (Power Engineering) mit einem Umsatz von rund 3,6 Milliarden Euro - ein Minus von knapp neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr (4 Milliarden Euro). - (Bild: MAN)

Jungheinrich verpasst die Top 10 knapp und landet auf Rang 11. Der Umsatz des Unternehmens sank von 4,1 Milliarden Euro auf 3,8 Milliarden Euro. - (Bild: Jungheinrich)

Erfolgreicher war das Jahr für Claas: Der Konzern steigert seinen Umsatz um 3,7 Prozent auf mehr als vier Milliarden Euro - Platz 10 im Ranking. - (Bild: Claas)

Auch für Exyte auf Platz 9 verlief das Jahr gut. Der Umsatz stieg von 3,9 Milliarden Euro auf 4,1 Milliarden Euro - ein Plus von 4,6 Prozent. - (Bild: Exyte)

Rang 8 geht an Voith mit einem Umsatz von knapp 4,2 Milliarden Euro. Im Vergleich zu 2019 sind das 2,4 Prozent weniger (4,3 Milliarden Euro). - (Bild: Voith)

GEA folgt auf Platz 7. Das Unternehmen verbuchte einen Umsatz von 4,6 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2019 waren es fünf Prozent mehr (4,9 Milliarden Euro). - (Bild: GEA)

Den größten Sprung im Ranking macht Nordex. Das Hamburger Unternehmen sprang von Platz 17 auf Platz 6. Das zeigt sich natürlich auch im Umsatz: Er stieg um 41,6 Prozent von 3,3 Milliarden Euro auf 4,7 Milliarden Euro. - (Bild: Nordex)

Platz 5 geht an Bosch mit einem Umsatz von knapp 5,4 Milliarden Euro. Das sind 28,6 Prozent weniger als 2019 (7,5 Milliarden Euro). - (Bild: Bosch)

Seinen Platz halten konnte Thyssenkrupp. Und das obwohl der Umsatz um knapp zwölf Prozent auf 5,8 Milliarden Euro sank. Platz 4 für das Unternehmen. - (Bild: Thyssenkrupp)

Kion landet wie auch im vergangenen Jahr wieder in den Top 3. Das Unternehmen musste jedoch auch Einbußen verbuchen: Der Umsatz sank um 5,3 Prozent von 8,8 Milliarden Euro auf 8,3 Milliarden Euro. - (Bild: Kion)
(Anmerkung: Bei Unternehmen, die auch in anderen Sektoren tätig sind, werden im Ranking nur die Umsätze der maschinenbaurelevanten Unternehmensbereiche für die Platzierungen berücksichtigt.)
Das sind die Gewinner und Verlierer im Maschinenbau
Ein Grund, warum die Maschinenbauer im Ranking 2020 besser abgeschnitten haben, als der Rest: „Die großen Unternehmen sind globaler aufgestellt, können besser diversifizieren und so das Risiko verteilen“, sagt Marcel Allscher, Senior Research Analyst bei Oliver Wyman.
Zwei Beispiele dafür sind Voith (Platz 8) und GEA (Platz 7). GEA ist zudem auch im Landwirtschaftssektor tätig, der sich als besonders robust erwies, wie auch das Beispiel Claas (Platz 10) zeigt. Anders sehe es natürlich bei kleineren Mittelständlern aus, die nur die Automobilindustrie beliefern, so Allscher.
Insgesamt gibt es vier weitere Faktoren, die beeinflusst haben, wie stark ein Unternehmen von der Pandemie betroffen war.
Nummer eins: Wie stark der Abnehmermarkt von der Coronakrise betroffen war. „Wenn die Autokonjunktur stark einbricht, dann spüren Unternehmen, die die Fabriken von Autoherstellern ausrüsten, wie zum Beispiel Dürr, die resultierende Investitionszurückhaltung direkt. Auch den Einbruch der Kreuzfahrtbranche mit allem was dranhängt, wie Schiffsmotoren, haben die beteiligten Unternehmen sofort gemerkt“, erklärt Krenz.
Ein weiteres Beispiel sieht man bei Krones, die unter anderem Abfüllanlagen für Getränke herstellen. „Der große Konsum in der Gastronomie und bei Veranstaltungen ist weggebrochen und die Bierhersteller haben auf die Investitionsbremse gedrückt. Das merkt Krones dann auch“, sagt Krenz. Umgekehrt profitieren Unternehmen, die einen Bezug zu Halbleitern haben von der derzeitigen Sonderkonjunktur.

„Wenn die Autokonjunktur stark einbricht, dann spüren Unternehmen, die die Fabriken von Autoherstellern ausrüsten, wie zum Beispiel Dürr, die resultierende Investitionszurückhaltung direkt."
Wolfgang Krenz, Partner der globalen Automotive und Manufacturing Industries Practice bei Oliver Wyman
Nummer zwei: Wie kurzzyklisch das Geschäft ist. „Nordex hat zum Beispiel 2019 viele Aufträge eingeholt und konnte dann so 2020 Umsatz machen“, so Krenz. Andere Unternehmen, die kurzzyklischer arbeiten, haben die Coronakrise sofort gespürt.
Nummer drei: Wie hoch das China-Geschäft ist. „Unternehmen, die in China stark vertreten sind, konnten von der schnelleren Erholung vor Ort profitieren“, sagt der Experte. Ein Beispiel dafür sei Siemens.
Nummer vier: Wie hoch der UK-Anteil ist. Ein hoher Anteil habe negative Folgen für das Geschäft gehabt, sagt Krenz.
Krenz rechnet damit, dass auch im Ranking für 2021 noch die Corona-Folgen sichtbar sein werden. Erst das Ranking für 2022, das 2023 erstellt wird, werde wieder eine stabile Vergleichsbasis geben.
Aber auch der Verkauf von Unternehmensteilen ist im Ranking sichtbar. Bosch hat zum Beispiel seine Verpackungstechnik verkauft und MAN trennte sich von Renk. Die Verkäufe bedeuteten aber auch weniger Umsatz und die Unternehmen sackten im Ranking etwas ab: Bosch von Platz 3 auf 5 und MAN von 9 auf 12.

"Man sieht, dass es sich rentiert, international gut aufgestellt zu sein. Nordex war im vergangenen Jahr zum Beispiel in den USA sehr erfolgreich."
Dr. Marcel Allscher, Senior Research Analyst bei Oliver Wyman
Überraschend war für Allscher, dass Nordex den mit Abstand größten Sprung gemacht hat (von Platz 17 auf Platz 6). „Das Unternehmen hat sich deutlich besser geschlagen“, sagt er. „Man sieht, dass es sich rentiert, international gut aufgestellt zu sein. Nordex war im vergangenen Jahr zum Beispiel in den USA sehr erfolgreich.“
Zwei Unternehmen sind nicht mehr in den Top 20 vertreten: Kuka und ZF. Einer von beiden musste rausfallen, weil Siemens nun doppelt vertreten ist, erklärt Allscher. Bei Kuka seien dann noch unternehmensspezifische Faktoren dazugekommen. Man sehe aber auch, dass die Unternehmen auf den hinteren Plätzen sehr eng zusammenliegen.
Wo die Top 20 des deutschen Maschinenbaus ihre Hauptsitze haben, sehen Sie in der Karte:
Das ist der wichtigste Trend im deutschen Maschinenbau
Ebenfalls im Ranking bemerkbar: Die Trends der vergangenen Jahre – wie Logistik, Digitalisierung und E-Mobilität – seien immer noch da und haben sich durch Corona noch verstärkt, so Krenz. Unternehmen wie Zeiss (Platz 14) hätten zum Beispiel durch den Halbleiterbedarf profitiert.
Parallel dazu sei das Thema Sustainability ein sehr wichtiges, sagt Krenz. „Das kommt als Gamechanger noch dazu.“ Er erklärt: „Die 2010er Jahre waren die Jahre der Digitalisierung. Die 2020er Jahre werden das grüne Jahrzehnt.“
Der Experte ist sich sicher, dass sich der Maschinenbau durch das Thema Nachhaltigkeit fundamental verändern wird. „Es wird alles in Frage gestellt: Was produziere ich? Von wem beschaffe ich meine Materialien? Wie produziere ich?“ Auch die Kreditvergabe durch die Banken werde sich durch das Thema Nachhaltigkeit substanziell verändern, so Allscher.
Die Investitionsbudgets für grüne Technologien seien außerdem gigantisch, so Krenz. Daneben gebe es noch staatliche Förderungen. „Für die Industrie ist es eine Riesenchance, dass es gerade so viele Investitionen und öffentliche Fördergelder geben wird“, so Krenz. Denn: „Die Maschinenbauer stellen die Infrastruktur her, mit der Andere Produkte herstellen. Sie machen die Kunden erfolgreich und zeigen, wie man kostengünstiger und erfolgreicher produzieren kann. Das wird beim Thema Sustainability genauso sein.“
Das sind die Herausforderungen im Maschinenbau
Dennoch hat der Maschinenbau auch mit Herausforderungen zu kämpfen. Dazu zählen natürlich auch die Lieferprobleme. „Bei vielen Vormaterialen gibt es Knappheit und damit verbunden Kostenerhöhungen – auch beim Transport“, sagt Krenz. Dadurch werden die Unternehmen profitmäßig einen Dämpfer hinnehmen müssen. Mehr über die Knappheit beim Aluminium lesen Sie zum Beispiel hier.
Auch Fachkräftemangel sei ein reales Thema, außerdem ist der Handelskrieg zwischen den USA und China weiter eine Herausforderung. Hier komme es auch darauf an, wie stark sich China abschotte, so die Experten. „Die USA werden außerdem unter Präsident Biden weiter eine ‚Buy American‘-Strategie fahren“, sagt Krenz.
Ausblick: So geht es im Maschinenbau weiter
Insgesamt sei die Erholung in der Branche umsatzseitig schneller, als erwartet. Je nach Sektor werde sich die Lage wieder normalisieren, so Krenz. „Der Maschinenbau ist auf einem guten Weg und muss sich auf eine digitale und nachhaltige Zukunft einstellen.“
Die Top 20 des deutschen Maschinenbaus aus dem Jahr 2019 erfahren Sie hier.
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Im Podcast Industry Insights sprechen wir gemeinsam über alles, was die Industrie beschäftigt. Unsere Redakteurinnen Julia Dusold und Anja Ringel haken nach, welche Karrierethemen und Technik-Trends bei Technologieunternehmen und Maschinenbauern gerade aktuell sind. Dafür laden wir in jede Folge eine prominente Branchengröße ein, um mit ihr zu diskutieren.
Das Moderatorinnen-Duo sprach bisher beispielweise mit Ingo Spengler (COO Leoni) über die Zukunft des Zulieferers und Blumensträuße in Ägypten, mit Dr. Christina Reuter (Airbus/Kion) über Digitalisierung und Frauen in technischen Berufen sowie mit Eckard Eberle (COO Process Automation bei Siemens) über Industrie 4.0 und 5G.
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Das sind die Top 20 des Maschinen- und Anlagenbaus 2020
- Siemens Energy
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