Zwei Arbeiter in einerFabrikhalle, gesehen durch ein Werkstück

Die großen Maschinenbauer profitieren durch ihre internationale Aufstellung. (Bild: Kzenon - stock.adobe.com)

Es sind herausfordernde Zeiten, die der Maschinenbau seit einigen Jahren durchläuft. Denn egal ob Coronakrise, der Krieg in der Ukraine oder steigende Energiepreise: Es gibt stets neue Hürden. Doch die Branche kämpft sich immer wieder nach oben. Denn: „Das Jahr 2022 war ein sehr gutes Jahr für den Maschinen- und Anlagenbau“, sagt Wolfgang Krenz, Partner der globalen Automotive und Manufacturing Industries Practice bei Oliver Wyman im Gespräch mit PRODUKTION. „Das sieht man auch am Ranking, das im Vergleich zum Vorjahr relativ stabil ist.“ Die Managementberatung erstellt jährlich ein Ranking der Top 20 im Maschinen- und Anlagenbau.

Zugleich zeigt sich, was sich im Vorjahr schon abgezeichnet hat: Die starke Erholung nach Corona – unter anderem durch Nachholeffekte – sei erheblich gewesen, so Krenz weiter. Der Umsatz des vergangenen Jahres sei deshalb auch wieder deutlich über dem von 2019 gewesen.

Doch wer sind nun die umsatzstärksten Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland? Das erfahren Sie in unserer Bildergalerie:

Das sind die Gewinner und Verlierer im Maschinenbau

Vergleicht man das Ranking mit dem vom Vorjahr zeigt sich: Es gibt kaum Veränderungen bei den Platzierungen. Siemens Energy, Siemens und Kion belegen weiter die ersten drei Plätze. Und es gibt nur einen Neuzugang in den Top 20: SEW Eurodrive (Platz 17).

MAN (Power Engineering) ist dagegen nicht mehr unter den 20 umsatzstärksten Maschinen- und Anlagenbauern. „Das lag hauptsächlich daran, dass sich der Schiffsmarkt nicht so entwickelt hat, wie erhofft“, erklärt Marcel Allscher, Senior Research Analyst bei Oliver Wyman. „Gerade die Handelsschiffe sind aufgrund der Konjunkturperspektive nicht so stark gewachsen.“

Das Wachstum der Unternehmen im Ranking war mit durchschnittlich 15 Prozent sehr hoch. „Die meisten werden sagen, es hätte noch höher sein können, wenn nicht die starken Supply-Chain-Probleme gewesen wären. Die waren 2022 noch prägend“, erklärt Krenz. „Und nicht alles am Wachstum von 2022 ist Menge.“ Im vergangenen Jahr habe es schon eine erhebliche Preiserhöhungsrunde gegeben – unter anderem aufgrund der Inflation und der gestiegenen Energiepreise.

Top 20 im Maschinenbau: Warum Internationalität ein großer Vorteil ist

„Was wir in diesem Jahr auch wieder sehen: Die 20 größten Maschinen- und Anlagenbauer schlagen sich besser als der Durchschnitt“, so Krenz weiter. Das steckt dahinter: „Wenn man die Zahlen mit den VDMA-Zahlen vergleicht, zeigt sich, dass die Unternehmensgröße eine Rolle spielt. Genauso wie die stärkere Internationalität in der Aufstellung.“ Denn das sei immer eine Möglichkeit von den Sonderkonjunkturen in bestimmten Teilen der Welt zu profitieren.

Während 2021 noch die Unternehmen profitiert haben, die in China stark vertreten waren, sind dieses Jahr die Konzerne besonders stark gewachsen, die in den USA erfolgreich waren und sind. Um mehr als 20 Prozent ist der US-Umsatz der Maschinenbauer in den Top 20 durchschnittlich gestiegen. Unternehmen, die von ihrem US-Geschäft besonders profitiert haben, waren unter anderem Krones, Gea und Voith, so Krenz.

Durch die vielen Fördermaßnahmen in den USA (mehr zum Inflation Reduction Act lesen Sie hier) gab es zudem besonders viele Investitionen; unter anderem von Kion, Siemens, Zeiss und Thyssenkrupp.

In Asien war das Wachstum Krenz zufolge dagegen nur durchschnittlich. Aber: „Dass der amerikanische Markt vorerst stärker wachsen wird, heißt nicht, dass der chinesische Markt für die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer unbedeutender wird“, sagt er. So haben die Unternehmen, die in China aktiv sind, zwar ihre Investitionen nicht erhöht, sie sind jedoch auf dem gleichen Niveau geblieben.

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Geopolitik ist Herausforderung für Maschinenbauer

Ohnehin sieht Krenz die Geopolitik als eine der Herausforderungen für die deutschen Maschinenbauer:  „Es ist ja nicht nur China und der Taiwan-Konflikt. Wir haben auch die Wahlen in den USA, die je nach Ausgang nochmal das Klima und die Handelskonflikte zwischen der EU und den USA deutlich beeinflussen können“.

Das Thema Geopolitik habe für diese „unglaublich export- und global orientierte Branche in allen Bereichen große Auswirkungen“. Unternehmen müssen sich deshalb mit unterschiedlichen Szenarien beschäftigen. Dazu zählen dem Experten zufolge unter anderem die Fragen, in welchen Märkten man aktiv sein möchte und wie die IT aufgestellt sein muss, um in allen möglichen Szenarien geschäftsfähig zu sein.

Wichtig dabei: Das Risikomanagement. „Das ist traditionell im Maschinen- und Anlagenbau keine so starke Funktion“, meint Krenz. „Wir sehen aber die Notwendigkeit und auch einen Trend, dass das Risikomanagement deutlich aufgewertet wird. Gerade wegen Themen wie Klimarisiken und geopolitischen Risiken, die viel stärker in die strategischen und operativen Entscheidungen der Unternehmen mit eingebunden werden müssen.“

Preiserhöhungen machen Maschinenbauer zu schaffen

Daneben wird das Thema Kosten und die Reduktion des Working Capitals ein wichtiges Thema für die Branche werden, meint Krenz. Er erläutert: „Bisher waren Preiserhöhungen aufgrund der Supply-Chain-Problematik leicht durchzusetzen. Die Tariflohnerhöhungen sind noch nicht voll in den Zahlen der Unternehmen verzeichnet. Das wird jetzt aber anders.“ Die Preiserhöhungen werden sich seiner Einschätzung nach nicht mehr so leicht durchsetzen lassen und von unten kommt der Kostendruck immer stärker in die Ergebnisrechnung. „Deshalb werden die Gewinne perspektivisch unter Druck geraten, vor allem im nächsten Jahr.“

Eine weitere Herausforderung: „Wenn die Inflation weiter so hoch bleibt, wird auch der Zinssatz so schnell nicht fallen“, ergänzt Allscher. „Die Unsicherheit wird dann eher zur Zurückhaltung führen – sowohl bei den End- als auch bei den Industriekunden. Das wiederum wird die Maschinen- und Anlagenbauer treffen.“

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Das sind die Trends im Maschinenbau

Die Megatrends in der Branche – Intralogistik, Halbleiter, Landwirtschaft sowie Automatisierung und Digitalisierung – sind Krenz und Allscher zufolge gleichgeblieben.

Im aktuellen Ranking sieht man dabei, dass besonders das Geschäft mit Halbleitern boomt. Davon profitieren konnten vor allem Zeiss, Trumpf und Exyte. Besonders letzteres konnte mit einem Umsatzwachstum um mehr als 50 Prozent und großen Projekten in Südostasien profitieren, sagt Krenz.

In diesem und vor allem nächsten Jahr rechnet er damit, dass die Digitalisierung – vor allem durch die Künstliche Intelligenz – einen Booster bekommen wird.

Daneben beschäftigt sich die Branche natürlich weiter mit dem Thema Nachhaltigkeit. Eine aktuelle Analyse der Managementberatung zeigt, dass sich die absoluten Emissionen sowie die Emissionsintensität der Branche verringert haben. „Man darf nicht vergessen: Es wird jedes Jahr schwieriger, die Intensität weiter zu senken, denn die einfachen, schnellen Reduktionen haben viele schon umgesetzt oder setzen sie gerade um“, so Allscher. „Und viele Unternehmen, die schon stark elektrifiziert sind, werden sich in Zukunft immer schwerer tun, weitere schnell umzusetzende Hebel zu finden.“

Deutscher Maschinenbau-Gipfel 2022
(Bild: mi-connect)

Deutscher Maschinenbau-Gipfel

Der Maschinenbau-Gipfel 2023 ist vorbei - hier können Sie die Highlights Revue passieren lassen:

 

Die Veranstalter des Maschinenbau-Gipfels, VDMA und PRODUKTION freuen sich, wenn Sie auch 2025 in Berlin dabei sind!

 

Hier geht es zur Website des Maschinenbau-Gipfels.

Ausblick: So geht es im Maschinenbau weiter

Und wie geht es im Maschinenbau weiter? „2023 wird sicherlich noch ein ordentliches Jahr“, meint Krenz. „Allerdings brechen seit dem zweiten Quartal die Auftragseingänge ein. Und je nach Geschäftsmodell wird sich das bei einigen Unternehmen bereits in diesem Jahr in den Zahlen zeigen.“

Und auch 2024 werde nicht leichter werden.

Wo die Top 20 des deutschen Maschinenbaus ihre Hauptsitze haben, sehen Sie in der Karte:

Das sind die Top 20 des Maschinen- und Anlagenbaus 2022

  1. Siemens Energy
  2. Siemens
  3. Kion
  4. Exyte
  5. Bosch (Industrial Technology)
  6. Nordex
  7. Thyssenkrupp
  8. Gea
  9. Claas
  10. Voith
  11. Zeiss
  12. Jungheinrich
  13. Dürr
  14. Schaeffler (Industrial)
  15. Trumpf
  16. Krones
  17. SEW Eurodrive
  18. Enercon
  19. Kuka
  20. Festo

Die Umsätze der Unternehmen erfahren Sie in der Bildergalerie weiter oben.

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