Auch die Robotik hat zum guten Ergebnis von Bosch beigetragen

Auch die Robotik hat zum guten Ergebnis von Bosch beigetragen. - (Bild: Bosch)

Den Umsatzausweis belasten negative Wechselkurseffekte von insgesamt rund 1,2 Milliarden Euro. „Wir haben unsere Wachstumsprognosen übertroffen und die Ertragslage weiter verbessert. 2017 haben wir den höchsten Umsatz in der Unternehmensgeschichte erzielt“, sagte Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, anlässlich der Vorstellung der vorläufigen Geschäftszahlen in Ludwigsburg.

Das Unternehmen bleibe aufgrund seiner Innovationskraft und der auf Vernetzung fokussierten Strategie auf Wachstumskurs. Denner weiter: „Wir haben früh das Potenzial der Vernetzung erkannt. Jetzt erzielen wir geschäftliche Erfolge damit.“ Das operative EBIT (Ergebnis vor Finanzergebnis und Steuern) stieg 2017 auf rund 5,3 Milliarden Euro. Die operative EBIT-Rendite liegt bei 6,8 Prozent.

„Mit dem Erfolg im Kerngeschäft finanziert Bosch den Weg zum führenden Anbieter im Internet der Dinge (IoT) und von Mobilitätslösungen“, erläuterte Prof. Dr. Stefan Asenkerschbaumer, Finanzchef und stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung.

Für die kommenden Jahre sieht das Unternehmen zahlreiche Chancen in der Vernetzung weiterer Bereiche wie Fabriken, Gebäude und Städte sowie dem Wandel der Mobilität. Denner betonte zudem die Bedeutung des kulturellen Wandels im Unternehmen für den digitalen Wandel.

Neu: Geschäftseinheit für Industrie 4.0

Vernetzung und Digitalisierung sind laut Denner zwischenzeitlich im Geschäftsalltag bei Bosch angekommen und dort fest verankert. „Den Wandel nutzen wir als Chance, Spitzenleistung nicht nur zu versprechen, sondern zu liefern – technologisch und geschäftlich.“ Enormes Umsatzpotenzial sieht Bosch in der vernetzten Industrie, der Industrie 4.0. Zum Jahresbeginn haben 500 Mitarbeiter der neuen Geschäftseinheit „Bosch Connected Industry“ ihre Arbeit aufgenommen. Darin bündelt das Unternehmen Industrie 4.0-Aktivitäten und Know-how, insbesondere in den Bereichen Software und Services.

Bosch wird seine Kompetenz in der Umsetzung von Industrie 4.0 künftig auch als Beratungsdienstleistung Dritten anbieten. Bis 2020 will das Unternehmen mit Industrie 4.0 mehr als eine Milliarde Euro zusätzlichen Umsatz erzielen. Der Einstieg beim Kartendienstleister HERE eröffnet Bosch weiteres Potenzial für Projekte im Bereich Industrie 4.0.

Vernetzung adressiert elementare Herausforderungen

Denner betonte die Bedeutung der Vernetzung über das Internet der Dinge: „Dieser Planet wird Milliarden Menschen auch in Zukunft nur dann eine lebenswerte Heimat bieten können, wenn wir auf drängende Fragen smarte Antworten finden.“ Bosch adressiert in seinen rund 170 IoT-Projekten elementare Herausforderungen wie Bevölkerungswachstum, Urbanisierung, Luftqualität und Klimawandel.

„Wir vernetzen die reale Welt über das Internet der Dinge für mehr Lebensqualität der Menschen“, so der Bosch-Chef. Beispielsweise stellte das Unternehmen 2017 neue Lösungen für Smart Farming vor. Vernetzte Landwirtschaft soll helfen, im Jahr 2025 acht Milliarden Menschen zu ernähren. Sensorbasierte Lösungen und Künstliche Intelligenz kommen beim Anbau von Spargel, Erdbeeren und Tomaten zum Einsatz. Auch bei der Austern- und Rinderzucht sorgt Bosch-Technik für mehr Effizienz und Nachhaltigkeit. Bis 2020 soll der Markt für digitale Landwirtschaft um mehr als 70 Prozent wachsen.

Smart Home und Smart City

Für die wachsenden Anwendungen von Halbleitern in der Mobilität und im IoT errichtet Bosch eine Chipfabrik in Dresden. Mehr als eine Milliarde Euro investiert das Unternehmen bis 2021 in die neue Fertigungsanlage. Einsatzbereiche dieser Chips sind zum Beispiel auch Smart Homes. Für die intelligente Küche bietet Bosch neben vernetzten Hausgeräten künftig zunehmend digitale Services an.

Das Unternehmen bindet die in zwölf Sprachen verfügbare App des Start-ups Kitchen Stories in sein Home-Connect-Ökosystem ein. Mehr als 15 Millionen Mal ist die App bereits heruntergeladen worden. Sie umfasst mehr als 1 000 Rezepte und vermittelt die Zubereitung in Videos oder Fotos. Sein umfangreiches Portfolio für die Vernetzung ganzer Städte hat Bosch zum Jahresbeginn auf der CES in Las Vegas vorgestellt.

Dazu gehört auch das mobile Luftlabor „Climo“, das in Echtzeit Daten zur Luftqualität in Städten zur Verfügung stellt. 2025 werden weltweit 80 Metropolen Smart Cities sein und schon jetzt verfolgt Bosch dazu 14 Leitprojekte. Der Smart-City-Markt wächst bis 2020 auf 700 Milliarden Euro.

Urbane Mobilität

Mit der Urbanisierung wachsen auch viele Probleme. Bis 2050 wird der urbane Verkehr um 30 Prozent zunehmen. „Wir wollen urbane Mobilität ermöglichen, die emissionsfrei, unfallfrei und stressfrei ist. Dazu automatisieren, elektrifizieren und vernetzen wir den Verkehr“, sagte Denner. Ab diesem Sommer verleiht der Sharing-Anbieter COUP seine eScooter auch in Madrid.

Zur Entlastung des urbanen Verkehrs wird auch die Automatisierung beitragen. Bis zum Beginn der kommenden Dekade wird Bosch mit Daimler das vollautomatisierte und fahrerlose Fahren im urbanen Umfeld ermöglichen. Bereits 2018 werden erste Testfahrzeuge dazu auf die Straße geschickt.

Einen Meilenstein auf dem Weg zum automatisierten Fahren hat Bosch mit Daimler bereits 2017 erreicht. Im Parkhaus des Mercedes-Benz-Museums in Stuttgart haben die Unternehmen die weltweit erste Lösung für einen automatisierten Einpark-Service (Automated Valet Parking) realisiert.

Video - Bosch Mobility Experience: Die Zukunft des urbanen Verkehrs

Antrieb der Zukunft

In Sachen Elektrifizierung hat Bosch 2017 wichtige Weichen gestellt: Schon in diesem Jahr startet die Produktion einer neu entwickelten 48-Volt-Batterie für Hybrid-Fahrzeuge, die einfach in neue Fahrzeugmodelle integriert werden kann. Etablierte Hersteller und Start-ups können so auf lange und teure Entwicklungszeiten verzichten. Ab 2019 erhöht der neue elektrische Achsantrieb (eAchse) von Bosch die Reichweite von Elektroautos.

„Wir geben Gas bei der Elektromobilität. Wir konnten 2017 zahlreiche Aufträge akquirieren, teilweise in Milliardenhöhe“, erläuterte der Bosch-Chef. In einem Entwicklungsprojekt mit dem amerikanischen Start-up Nikola Motor Company arbeitet Bosch an einem Elektro-Schwerlaster mit Wasserstoffantrieb. „Spätestens ab 2030 spielt die Brennstoffzelle im Antriebsmix eine wichtige Rolle. Wir verstärken unsere Entwicklungsaktivitäten und erweitern schrittweise unser Produktportfolio“, erklärte Denner.

In China, dem größten Markt für Elektromobilität, bringt Bosch mit dem Nutzfahrzeug-Motorenhersteller Weichai ein Pilotprojekt zur Brennstoffzelle für Nutzfahrzeuge auf den Weg. Denner weiter: „Vom Fahrrad bis zum Lkw – kein Automobilzulieferer ist in der Elektromobilität so breit aufgestellt wie Bosch.“

Geschäftsverlauf 2017 nach Unternehmensbereichen

Zur positiven Geschäftsentwicklung haben 2017 alle Unternehmensbereiche beigetragen. Im Unternehmensbereich Mobility Solutions stieg der Umsatz 2017 nach vorläufigen Zahlen um 7,8 Prozent auf 47,4 Milliarden Euro – dreimal mehr als die weltweite Automobilproduktion. Der Zuwachs lag wechselkursbereinigt bei 9,2 Prozent. Angetrieben hat diesen vor allem die hohe Nachfrage nach Dieseleinspritzsystemen insbesondere bei Nutzfahrzeugen, Benzineinspritzsystemen sowie Fahrerassistenz- und Infotainment-Systemen.

Im Unternehmensbereich Consumer Goods sorgten BSH Hausgeräte GmbH und Bosch Power Tools für ein Umsatzplus von 4,5 Prozent auf 18,5 Milliarden Euro. Wechselkursbereinigt stieg der Umsatz sogar um 6,7 Prozent. Besonders BSH Hausgeräte hat sich im 50. Jubiläumsjahr seit Bestehen gut entwickelt. Der Unternehmensbereich Industrial Technology legte ein kräftiges Wachstum mit 7,7 Prozent vor. Die Erlöse stiegen auf 6,7 Milliarden Euro. Das entspricht einem wechselkursbereinigten Plus von 8,5 Prozent.

Der Zuwachs wurde vom Geschäftsbereich Drive and Control Technology getragen. Der Unternehmensbereich Energy and Building Technology erwirtschaftete einen Umsatz von 5,4 Milliarden Euro – ein Plus von 3,1 Prozent, wechselkursbereinigt von 4,8 Prozent. Die Bereiche Thermotechnology und Security Systems konnten 2017 mit vernetzten Lösungen für Wärme und Klima sowie mit intelligenter Technik für Sicherheit und Gebäudeautomatisierung überzeugen.

Ausblick 2018

Bosch erwartet für die Weltwirtschaft 2018 ein moderates Wachstum von 2,5 Prozent. Insgesamt sieht das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen eine Reihe konjunktureller Risiken durch geopolitische Entwicklungen wie die Brexit-Verhandlungen, eine schwer abschätzbare US-Außenpolitik oder den Nordkorea-Konflikt. Insbesondere in China geht Bosch von einer konjunkturellen Abschwächung aus. Trotz schwierigem Umfeld will Bosch 2018 Umsatz und Ertrag weiter steigern sowie seine Transformation zu einem führenden IoT-Unternehmen und Anbieter von Mobilitätslösungen vorantreiben.

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