Ein Arbeiter schaut in einem Werk auf einen Bildschirm, der an einen Roboter angeschlossen ist.

Viele Firmen haben beim Thema Industrie 4.0 Sicherheitsbedenken. - (Bild: Adobe Stock/Poobest)

Industrie 4.0 gilt als einer der Trends in der Industrie. Allein 2018 wurde laut Statista mit Industrie 4.0 ein Umsatz von über sieben Milliarden Euro in Deutschland gemacht. 2017 waren es rund 5,9 Milliarden Euro.

Doch im Fertigungsalltag ist Industrie 4.0 bisher kaum angekommen. Das zeigt eine neue Studie des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA zusammen mit dem Autozulieferer CSI Entwicklungstechnik. Das größte Hindernis sind Sicherheitsbedenken, während die technischen Möglichkeiten für den Einstieg in Digitalisierung und Vernetzung weitgehend vorhanden sind. Für die Studie wurden einer Pressemitteilung zufolge Experten aus mehr als zwei Dutzend Unternehmen befragt.

Firmen wollen digitale Technologien vor allem dazu nutzen, um flexibler auf die veränderten Anforderungen reagieren zu können. Das haben 59 Prozent der Befragten bei einer Umfrage der Unternehmensberatung Ernst&Young angegeben. Auch eine schnellere Anpassung an Nachfrageschwankungen (44 Prozent) und die Senkung der Produktionskosten (36 Prozent) zählen zu den Gründen

Die Unternehmen verfolgen unterschiedliche Ziele mit digitalen Technologien.
Die Unternehmen verfolgen unterschiedliche Ziele mit digitalen Technologien. - Grafik: Anja Ringel, Quellen: Statista, EY

Wer intelligente Geräte jedoch miteinander vernetzt, hat ein Sicherheitsproblem. Dem Smart-Home-Besitzer droht die Gefahr von Einbrechern, das schlaue Auto könnte von Hackern ferngesteuert, ganze Fertigungsanlagen von Saboteuren manipuliert werden. Natürlich darf das System auch selbst keinen Schaden anrichten. Ein Roboter darf keinen Mitarbeiter verletzen und die Autobremse muss jederzeit funktionieren.

Kann ein Prüfsiegel für mehr Sicherheit sorgen?

Um die nötige Sicherheit zu gewährleisten, fehlen derzeit überzeugende Werkzeuge. Das gaben die meisten der Befragten der Studie an. Für Abhilfe könnte ein Prüfsiegel sorgen, von dem sich die Unternehmen einen erheblichen Nutzen versprechen und an dessen Entwicklung sich die meisten auch beteiligen wollen. Doch ein solches Vorhaben ist nicht nur aufwendig, sondern auch organisatorisch schwer zu verwirklichen, zumal das Siegel internationale Gültigkeit haben sollte.

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Weitere Ergebnisse der Studie: Aus Sicherheitsaspekten scheuen die meisten Unternehmen davor zurück, ihre Daten in einer offenen Cloud zu parken. Sie bevorzugen eine private Cloud oder fordern ein Zertifikat, das die Sicherheit garantiert. Über Blockchain wird zwar viel gesprochen, doch auch diese Technologie stößt auf wenig Interesse. Sie habe keinen relevanten Stellenwert, heißt es.

Ein wichtiger Schritt in Richtung Industrie 4.0 ist die Online-Simulation, die auf einem Steuergerät parallel zum physischen Gerät läuft. Auf diesem Gebiet sind mehr als die Hälfte der Unternehmen bereits aktiv.

Warum Daten Geld wert sind

Die vielen Daten, die mit der Digitalisierung erzeugt werden, bergen nicht nur Gefahren, sondern auch Chancen. „Sie sind Geld wert“, sagt Dr.-Ing. Jürgen Henke, der stellvertretende Leiter des Geschäftsfelds Automotive des Fraunhofer IPA. So lassen sich im Auto der Zukunft möglicherweise Flottensensordaten vermarkten, etwa über Staus oder Außentemperaturen.

Allerdings reagieren die Teilnehmer der Studie noch verhalten auf dieses Thema, auch weil sie den Wert der Daten bislang kaum abschätzen können. Die Cloud erlaubt zudem das Geschäftsmodell Pay-per-Use, bei dem man nur für den Gebrauch eines Produkts bezahlt. Die meisten Befragten zeigen sich dafür aufgeschlossen – auch wenn sie ihre Produkte dann nicht mehr klassisch verkaufen können.

Vor allem in der Informations- und Kommunikationstechnik kann durch Industrie 4.0 die Bruttowertschöpfung gesteigert werden. Laut einer Schätzung von Bitkom und Fraunhofer von knapp 94 Milliarden Euro 2013 auf über 107 Milliarden Euro im Jahr 2025. Auch im Maschinen- und Anlagenbau sieht die Studie Potenzial. Hier soll die Bruttowertschätzung durch Industrie 4.0 von knapp 77 Milliarden Euro (2013) auf rund 100 Milliarden Euro (2025) steigen.

Quellen: Fraunhofer IPA, Statista

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