Das Executive Board von Kuka kann sowohl mit dem Umsatz als auch dem Auftragseingang zufrieden sein. CEO Peter Mohnen (links) und CFO Alexander Tan haben zudem neue Geschäftsideen im Sinn, die Kuka weitere Umsatzzuwächse bescheren dürften.

Das Executive Board von Kuka kann sowohl mit dem Umsatz als auch dem Auftragseingang zufrieden sein. CEO Peter Mohnen (links) und CFO Alexander Tan haben zudem neue Geschäftsideen im Sinn, die Kuka weitere Umsatzzuwächse bescheren dürften. (Bild: Kuka)

Kuka CEO Peter Mohnen kann sich nicht nur über einen Rekord-Auftragseingang in Höhe von 4,5 Milliarden Euro und ein Plus von 25 Prozent freuen. Auch den Umsatz steigerte der Augsburger Automatisierungskonzern im Geschäftsjahr 2022 auf 3,9 Milliarden Euro um 19 Prozent. "Dabei teilte uns im Januar 2022 unser Hersteller der Mikrochips mit, die in jedem Roboter verbaut sind, dass er unseren Bedarf um 90 Prozent kürzen wird. Mit unseren Vorratsbeständen dieser Mikrochips hätten wir noch bis April 2022 Roboter bauen können und danach die ganze Produktion stilllegen müssen. Denn die Nachfrage nach Robotern war unvermindert hoch. Doch das Angebot an Chips sowie auch Logistikdienstleistungen waren dramatisch reduziert." Letztlich sollte es aber ganz anders kommen.

Denn Kuka habe sich auf der Beschaffungsseite umgeschaut, um andere Lösungen zu finden. "Beispielsweise in der Forschung & Entwicklung das Re-Design an Chips machen. Oder die Roboter ohne Chips ausliefern und der Customer Service liefert das fehlende letzte Teil nach. Die ganze Organisation war somit voll unter Stress. Letztlich haben wir es geschafft, immer lieferfähig zu sein, auch wenn sich unsere Lieferzeiten verlängert haben. Aber wir mussten nie das Band stillstehen lassen, wie andere Kunden das machen mussten", berichtet Mohnen stolz und verweist auf ein tolles globales Teamwork.

CFO Alexander Tan zu den Zahlen im Geschäftsjahr 2022

Kuka-CFO Alexander Tan darf sich über positive Geschäftszahlen freuen: "Wir wachsen weiter und haben im ersten Quartal 2023 ein Wachstum von 21 Prozent erreicht. Wir sind weiterhin optimistisch, weil sich auch die Supply Chain weiter stabilisiert." So habe Kuka im vergangenen Geschäftsjahr mehr Aufträge als je zuvor gewonnen. Mit 4.459,5 Millionen Euro erreichte der Automatisierer den höchsten Auftragseingang der Unternehmensgeschichte, was einem Zuwachs von 25,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2021: 3.565,3 Millionen Euro) entspreche.
Alle Divisionen haben laut Tan zu diesem guten Ergebnis beigetragen. Besonders in China sei die Nachfrage nach Produkten und Lösungen hoch gewesen. Aber auch in den USA investierten Kunden in Anlagen von Kuka, besonders für die Produktion von E-Fahrzeugen. Der Umsatz lag um 18,6 Prozent höher als im Vorjahr (2021: 3.286,2 Millionen Euro). Die Book-to-Bill-Ratio lag mit 1,14 über dem Vorjahresniveau (2021: 1,08).

Auftragseingang und Umsatz in neuen Spähren

"Wir haben klar priorisiert, schnell und mutig entschieden. Das Ergebnis: Wir hatten noch nie in unserer Geschichte so viele Roboter gebaut und ausgeliefert, wie vergangenes Jahr – trotz dieser Probleme. Wir hatten auch noch nie so einen hohen Auftragseingang wie vergangenes Jahr und noch nie solch einen Umsatz", so der CEO.

Dies sei möglich gewesen, weil Kuka die Profitabilität habe deutlich steigern können und ebenfalls die Preise erhöht habe. "Im ersten Quartal 2023 haben wir da noch etwas draufgesetzt. Wir sind demnach gut unterwegs, sehen aber auch, dass das Umfeld schwierig sowie weiterhin unsicher und unvorhersagbar ist", findet Mohnen.

Globalisierung macht Rückschritte

Mohnen sehe demnach ein verändertes Geschäftsumfeld, da sich die Globalisierung gewandelt habe. "Diese hat sich seit Beginn der Pandemie deutlich verändert, denn sie macht Rückschritte. Dafür gibt es drei Gründe", findet Mohnen. Als ersten Grund führt er die globalen Lieferengpässe an, die zwar geringer als vor einem Jahr geworden seien, aber noch anhielten. In verschiedenen Bereichen gebe es immer noch Einschränkungen.

"Bei dem zweiten Grund handelt es sich um den Protektionismus, denn es entstehen immer mehr Zölle oder nationale Förderprogramme, die auch das Gesicht der Globalisierung verändern", erläutert Mohnen. Als Grund Nummer 3 nennt er die Ost-West-Rivalität, die stärker hervortrete und den Roboterbauer beschäftige. "So müssen viel mehr weltpolitische Aspekte bei Business-Entscheidungen mit einkalkuliert werden", sagt Mohnen.

Absicherungen verändern globalen Footprint

Somit komme eine Komponente hinzu, die immer wichtiger werde als früher. "Das ist das Thema Absicherung gegen Worst Case-Eventualitäten. Dies führt sogar zu Änderungen im global Footprint für ein Unternehmen, aber auch zu höheren Kosten. Wir machen das wie viele andere Unternehmen: Man optimiert nicht mehr global in der Welt, sondern versucht lokal handlungsfähig zu sein", erläutert der CEO.

Die Beschaffung und die Produktion würde mehr in die Region verlagert, wo der Kunde sitze. "So versucht man in Europa, in den Amerikas und Asien die Beschaffung, Produktion und Kunden in einem Kreislauf zu haben und somit unabhängiger von globalen und internationalen Verflechtungen zu sein", verdeutlicht Mohnen.

Das mache Kuka auch und das beschäftige den Automatisierer. Auch das Thema single source, nur einen Lieferanten für bestimmte Komponenten zu haben, stehe auf dem Prüfstand, obwohl dies meist kostengünstiger sei. "Doch nun setzen die Unternehmen auf dual sourcing und strategic sourcing, so dass die Zulieferer möglichst aus unterschiedlichen Regionen kommen. Wir wollen global ausbalanciert und nah am Kunden sein", sagt Mohnen.

Automatisierung durch Roboter vor allem in China stark

"Trotzdem müssen wir global aufgestellt sein. Da glauben wir fest dran, dass Kuka ein globales Unternehmen sein muss. Denn die beste Wachstumsentwicklung war in Asien – vor allem in China in den letzten Jahren. Allerdings machen wir deutlich mehr Geschäft in Amerika als in China – als globale Kuka. Etwa ein Drittel der vier Milliarden machen wir in den USA und etwa 25 Prozent in China", rechnet Mohnen vor.

So wurden im vergangenen Jahr laut Mohnen weltweit geschätzt rund 500.000 Roboter installiert. 270.000 davon in China, 230.000 im Rest der Welt. "Den weiteren Automatisierungsbedarf in China sehen wir positiv. Mittlerweile steht China auf dem fünften Platz der am meisten automatisierten Ländern der Welt. Aber wir setzen auch auf Südostasien und auf Indien", klärt Mohnen auf.

Lokale Robotikhersteller in China auf dem Vormarsch

In den letzten Jahren habe sich in China laut Mohnen weiterhin sehr viel getan. "So gibt es viele lokale Robotikhersteller, die wirklich sehr aggressiv und ernstzunehmend sind. Diese haben die Zeit der Pandemie genutzt, weil das sourcing innerhalb des Landes passiert ist. In diesen Zeiten hatten internationaler Hersteller wie wir mit Versorgungsengpässen zu kämpfen. Die lokalen Robotikhersteller sind von den Kosten sehr wettbewerbsfähig und mit denen müssen wir uns messen", gibt sich Mohnen kämpferisch. Das sei ein sehr agiler, harter Wettbewerb in China.

"Doch wir haben dort in den letzten Jahren viel investiert und sind nah am Kunden und ich bin zuversichtlich, dass wir in diesem Markt auch in Zukunft eine gute Rolle spielen werden" blickt Mohnen optimistisch nach vorn.

Mittelstand als Wachstumssegment für Robotik

Mit einem Blick auf die Branchen sieht Mohnen einen schnell wachsenden Mittelstand. "Den haben wir im Fokus, denn er ist ein Wachstumssegment der Zukunft. Der Mittelstand hat großen Automatisierungsbedarf durch den Arbeitskräftemangel. Arbeitskräftemangel wohlgemerkt, hier ist nicht die Rede vom Fachkräftemangel", betont Mohnen. Im Mittelstand seien die Anforderungen auch andere als im Automotiv-Bereich, wo der Roboter sieben Jahre am selben Platz stehe und beispielsweise nur schweiße – also immer die gleiche Applikation ausübe.

"Im Handwerk ist es hingegen so, dass dort viele Handhabungen gemacht werden müssen. Entscheidend ist dort, dass der Roboter einfach installiert werden kann, dass er einfach geteacht werden kann, es muss intuitiv sein und es müssen keine Programmiersprachen erlernt werden. An solch einer Software arbeiten wir", beschreibt Mohnen.

Zudem müsse der Roboter günstig sein. Auch der Platzbedarf sei viel geringer. Der Roboter sei dort auch nicht eingezäunt, weil alles viel enger sei. Dazu der CEO: "Das müssen wir berücksichtigen. Und natürlich sollen die Anforderungen an die Arbeitssicherheit geringer sein, dass der Roboter mit dem Handwerker arbeiten kann – das ist ein Umfeld für Cobots. Wir arbeiten diesbezüglich an einem Ecosystem und haben erste Pilotkunden, die jetzt schon bestimmte Teile davon testen." Kuka erweitere dafür die Cobot-Familie LBR iisy. Die Software beziehungsweise das Ecosystem heiße iiQKA.

Wissen, was die Industrie bewegt!

Newsletter-Produktion

Alles zu Industrie 4.0, Smart Manufacturing und die ganze Welt der Technik.

Newsletter gratis bestellen!

Automatisierung durch Robotik auch im Mittelstand nötig

Dass die Automatisierung im Handwerk notwendig sei, um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen, betrachtet Mohnen als gesellschaftliche Herausforderung. "Wir sehen aber viele weitere gesellschaftliche Herausforderungen: Der demographische Wandel, die Inflation, der Klimawandel, die Nachhaltigkeit und auch der Wohnungsmangel. Wir als Kuka glauben, dass wir dort einen Beitrag leisten können", gibt sich Mohnen überzeugt.

Beim Thema Nachhaltigkeit fokussiert sich Mohnen auf das Produzieren ohne übermäßig Ressourcen zu verbrauchen. "So braucht unser KR Quantec 60 Prozent weniger Energie als das Modell von vor zehn Jahren. Das ist ein signifikanter Beitrag für die Kunden zum effizienten Produzieren mit Automatisierung. Die Lösung kommt teilweise aus der Steuerung beziehungsweise aus der Software", sagt Mohnen.

Darüber hinaus diskutiere man, gebrauchte Roboter aufzubereiten und nochmals zu verkaufen. Oder im Anlagenbau die Produktionstraßen für den Automobilbau rückwärts laufen zu lassen um alte Autos zu recyclen. "In Finnland konzipieren wir zudem für den Automobilzulieferer Valmet ein CO2-neutrales Werk und wir nehmen uns selbst vor, unseren CO2-Ausstoß zu reduzieren", beteuert Mohnen.

Wohnungsbau mit Robotern

"Auch der Wohnraummangel induziert bei uns ein neues Beschäftigungsfeld für unseren Anlagenbau, nämlich das modulare, automatisierte Hausbauen. Das heißt, das Haus wird nicht mehr auf der Baustelle gebaut, sondern in einer Produktionsstraße in einer Fabrik. Das spart Zeit und Kosten und verringert den CO2-Footprint. Da sind wir in Projekten involviert und wir haben auch schon einen Auftragseingang im mittleren zweistelligen Millionenbereich", freut sich Mohnen. Auch im Logistikbereich könne Kuka durch Automatisierung weiter dafür sorgen, dass effizienter und schneller Waren zum Kunden kämen.

Sie möchten gerne weiterlesen?