Im Ringen um ihre Stahlfusion haben Thyssenkrupp und der indische Tata-Konzern Zugeständnisse an die EU-Wettbewerbshüter gemacht. Die beiden Unternehmen hätten ein umfassendes Paket an Lösungsvorschlägen bei der Wettbewerbskommission eingereicht, teilte Thyssenkrupp in Essen mit.
"Unsere Vorschläge decken aus unserer Sicht alle von der Kommission vorgetragenen Bedenken ab", sagte Thyssenkrupp-Vorstandschef Guido Kerkhoff. Das Angebot sei "weitreichend und ein substanzielles Entgegenkommen".
Beeinträchtigung des Wettbewerbs?
Auch die EU-Kommission teilte am Dienstag mit, dass Zusagen von Thyssenkrupp und Tata in Brüssel eingetroffen seien. Sie würden jetzt bis zum 5. Juni geprüft. Die Brüsseler Behörde befürchtet vor allem bei Stahlzulieferungen an die Automobilindustrie Beeinträchtigungen des Wettbewerbs. Auch bei metallbeschichtetem Verpackungsstahl, der etwa bei Konservendosen genutzt werde, gebe es Bedenken, hatte die Kommission im vergangenen Oktober mitgeteilt.
Durch die Fusion soll Europas zweitgrößter Stahlkonzern mit rund 48.000 Mitarbeitern und Werken in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden entstehen. Thyssenkrupp und Tata wollen jeweils 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in den Niederlanden halten.
Die Stahlfusion gilt als ein Kernstück des geplanten Konzernumbaus von Thyssenkrupp. Der Gesamtkonzern soll in zwei selbstständige Gesellschaften aufgespalten werden. Dabei soll das traditionelle Werkstoffgeschäft von dem Industrie-Geschäft getrennt werden.
Tata will zwei Standorte verkaufen
Beim feuerverzinkten Bandstahl für die Automobilindustrie haben Thyssenkrupp und Tata Steel nach Angaben aus informierten Kreisen zwei Anlagen in Spanien und Belgien zur Veräußerung angeboten. Beim Verpackungsstahl sind die Unternehmen demnach bereit, zwei Standorte von Tata in Belgien und Großbritannien zu verkaufen. Bei den abzugebenden Geschäften soll es sich um einen Umsatzanteil im niedrigen einstelligen Prozentbereich des zukünftigen Gemeinschaftsunternehmens handeln.
Die Anlagen sollen nur an Käufer gehen, die bereits in der Stahlproduktion tätig sind und einen erfolgreichen Betrieb langfristig sicherstellen können. Zudem sind Thyssenkrupp und Tata den Kreisen zufolge bereit, mit den Käufern langfristige Lieferverträge über Vormaterial abzuschließen.
Keine weiteren Zugeständnisse
Das Angebot an die EU-Kommission sei für Thyssenkrupp und Tata "akzeptabel und kein Risiko für die industrielle Logik des Gemeinschaftsunternehmens", sagte Kerkhoff. Thyssenkrupp und Tata erwarten durch das Joint Venture früheren Angaben zufolge jährlich wiederkehrende Synergien in Höhe von 400 bis 500 Millionen Euro.
Wie es aus dem Kreise weiter hieß, sehen die beiden Unternehmen wenig Spielraum für weitere Zugeständnisse, sollte das Angebot der Wettbewerbskommission nicht ausreichen. Die Abgabe von Hochöfen lehnen Thyssenkrupp und Tata demzufolge ab.
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