KI-Talente erobern den Maschinenbau

VDMA zeigt: Künstliche Intelligenz treibt Industrie

Maschinenbau neu gedacht: Beim Forschungstag des VDMA zeigen Abschlussarbeiten, wie Künstliche Intelligenz Prozesse revolutioniert – praxisnah, präzise und mit enormer Wirkung.

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Wurden ausgezeichnet (v.li.): Jonas Grajetzki, Alessa Seeger, Tanaro Schädler, nicht abgebildet: Neele Kuhlmann
Wurden ausgezeichnet (v.li.): Jonas Grajetzki, Alessa Seeger, Tanaro Schädler, nicht abgebildet: Neele Kuhlmann.

Künstliche Intelligenz verändert den Maschinen- und Anlagenbau grundlegend – und junge Talente treiben diese Entwicklung mit voller Kraft voran. Beim Forschungstag „Digitalisierung im Maschinenbau: Forschung und Industrie im Dialog“ bringt der VDMA Software und Digitalisierung gemeinsam mit der Abteilung Bildung des VDMA bereits zum neunten Mal Unternehmen, Hochschulen und Nachwuchstalente in Frankfurt zusammen. Die Arbeiten aus den Fachbereichen Ingenieurwissenschaften und Informatik zeigen, dass der Nachwuchs unverzichtbar für den Fortschritt und die Wettbewerbsfähigkeit im Maschinenbau ist. Die Abschlussarbeiten verbinden Theorie und Praxis und liefern zukunftsweisende Impulse für die weitere Digitalisierung der Industrie.

Nominierte Arbeiten stellen KI- und Nachhaltigkeitsthemen in den Fokus

Für den diesjährigen Nachwuchspreis wurden 24 Absolventinnen und Absolventen in den Kategorien Bachelor, Master und Diplom nominiert. „Neben praxisorientierten KI-Anwendungen, haben in diesem Jahr die Lösungsansätze zur Steigerung der Produkt- und Prozessqualität beeindruckt“, sagt Guido Reimann, stellvertretender Geschäftsführer des VDMA Software und Digitalisierung. „Enge Kooperationen zwischen Hochschullandschaft und Industrieunternehmen sind ein wichtiger Baustein für die Entwicklung neuer praxistauglicher Lösungen und die Stärkung der Innovation der Unternehmen“, betont Reimann.

Dr. Jörg Friedrich, Leiter der Abteilung Bildung im VDMA, ergänzt: „Die hohe Zahl an praxisorientierten Abschlussarbeiten und teilnehmenden Fachbereichen der Hochschulen zeigen, dass unser Bildungsstandort noch intakt ist. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Unternehmen zahlt sich aus. Sie ist für die Zukunftsfähigkeit unserer Industrie essenziell.“ Rund 100 verschiedene Hochschulstandorte aus Deutschland und Österreich haben seit 2017 an den Nominierungsphasen teilgenommen. „Als VDMA Bildung unterstützen wir den Nachwuchspreis. Denn es ist wichtig, diese erfolgreichen Beispiele in die Öffentlichkeit zu tragen“, bekräftigt Friedrich.

VDMA stärkt Sichtbarkeit des Nachwuchses

Der Forschungstag ist damit weit mehr als eine Fachveranstaltung: Er eröffnet Studierenden und Absolventinnen sowie Absolventen eine Bühne – und zeigt Unternehmen, wo die Zukunft entsteht. Der VDMA setzt damit ein klares Signal: Nachwuchsförderung ist keine Pflicht, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor für eine digitalisierte Industrie.

VDMA zeichnet vier junge Digitalisierungstalente aus

Tanaro Schädler, Absolvent der Informatik an der Universität Ulm, gewinnt den 1. Preis in der Kategorie Masterarbeit. In Zusammenarbeit mit der Uhlmann Pac-Systeme GmbH & Co. KG aus Laupheim und unter Betreuung von Prof. Dr. Friedhelm Schwenker vom Institut für Neuroinformatik, entwickelte er ein KI-Framework, das Softwaretests an Maschinensteuerungen intelligent priorisiert. Das System erkennt Testfälle mit hoher Fehlerwahrscheinlichkeit, sagt konkrete Fehlertypen voraus und erklärt seine Entscheidungen transparent. So verringert es aussagearme Testläufe, beschleunigt die Fehlerfindung und steigert die Produktqualität bei geringerem Ressourcen­einsatz. Das voll integrierte Verfahren lässt sich auf vielfältige Prüfprozesse im Maschinen- und Anlagenbau übertragen und schafft damit neue Maßstäbe in der Testeffizienz.

Alessa Seeger, Absolventin am Center for Advanced Studies der dualen Hochschule Baden-Württemberg, wird mit dem 2. Preis in der Kategorie Masterarbeit ausgezeichnet. In Kooperation mit der Harro Höfliger Verpackungsmaschinen GmbH aus Allmersbach im Tal und unter Betreuung von Prof. Dr. Holger Hofmann entwickelte sie ein modular aufgebautes Softwaresystem, das Gut- und Schlechtteile in der pharmazeutischen Produktion per Künstlicher Intelligenz vorhersagen kann. Die Lösung verknüpft OPC-UA-Datenanbindung, lernende Modelle und eine intuitive Weboberfläche. Frühzeitige Warnungen und konkrete Handlungsempfehlungen ermöglichen es somit, Qualitätsabweichungen sofort zu adressieren und Stillstände zu vermeiden. Damit werden zugleich Wege aufgezeigt, wie fehlende Daten systematisch ergänzt werden können – ein wichtiger Baustein für die zuverlässige, datengesteuerte Qualitätssicherung im Pharmamaschinenbau.

Jonas Grajetzki, Absolvent der Technischen Hochschule Mittelhessen, wird mit dem 1. Preis in der Kategorie Bachelorarbeit geehrt. Er entwickelte gemeinsam mit der LUCAS instruments GmbH aus Jena und dem Leibnitz IPHT (Jena) im Rahmen eines durch das „Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand“ (ZIM) geförderten Forschungsprojekts und unter Betreuung von Prof. Dr. Uwe Probst ein LED-basiertes Messsystem, das Solarwafer inline und zerstörungsfrei analysiert. Seine eigens programmierte Simulation ermöglichte eine normgerechte Lichtquelle, die flexibel erweiterbar ist. Das System verknüpft UI- und EQE-Messungen in einem einzigen Arbeitsschritt und macht Qualitätsabweichungen sofort sichtbar. Herstellern eröffnet sich damit die Chance, Ausschuss deutlich zu reduzieren, Prozesse in Echtzeit nachzusteuern und die Wirtschaftlichkeit der Solarzellenfertigung nachhaltig zu steigern.

Neele Kuhlmann, Absolventin der Private Hochschule für Wirtschaft und Technik Vechta/Diepholz, erhält den 2. Preis in der Kategorie Bachelorarbeit. Die Abschlussarbeit wurde von Prof. Dr.-Ing. Christian Lauter betreut. In ihrer Analyse von Composite-Projekten bei der Broetje-Automation GmbH aus Rastede identifizierte sie typische Schwachstellen in Planung und Steuerung. Das von ihr entwickelte Evaluations-Tool ordnet Projekte erstmals systematisch ein und empfiehlt passgenaue Managementmethoden. Die erprobte Lösung erhöht Transparenz, beschleunigt Entscheidungen und senkt Risiko- sowie Kostenpotenziale. Damit schafft Kuhlmann einen praxisnahen Leitfaden, der komplexe Leichtbau-Entwicklungen sicherer, schlanker und planbarer macht.

VDMA

FAQ – Nachwuchspreis Digitalisierung im Maschinenbau

  • Was ist der Nachwuchspreis „Digitalisierung im Maschinenbau“?- Der vom VDMA initiierte Preis zeichnet herausragende Abschlussarbeiten aus, die digitale und KI-gestützte Lösungen für Herausforderungen im Maschinenbau bieten.
  • Wer kann am Nachwuchspreis teilnehmen?-  Teilnahmeberechtigt sind Absolventinnen und Absolventen aus Studiengängen der Ingenieurwissenschaften und Informatik, deren Arbeiten einen starken Praxisbezug zur Industrie aufweisen.
  • Welche Kategorien gibt es beim Preis? - Der Preis wird in drei Kategorien verliehen: Bachelorarbeit, Masterarbeit und Diplomarbeit. Jede Kategorie hat eigene Auszeichnungen für die besten Beiträge.
  • Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz bei den Arbeiten? - KI ist zentrales Thema vieler eingereichter Arbeiten. Die prämierten Projekte zeigen unter anderem, wie KI Softwaretests optimiert, Produktionsprozesse effizienter macht oder Fehler in Echtzeit vorhersagt.
  • Wie profitieren Unternehmen von der Initiative? - Firmen erhalten Zugang zu praxisreifen, innovativen Lösungen und potenziellen Nachwuchskräften. Die Arbeiten liefern konkrete Impulse für Digitalisierung und Prozessoptimierung.
  • Welche Hochschulen sind beteiligt? - Seit 2017 nahmen über 100 Hochschulstandorte aus Deutschland und Österreich an den Nominierungen teil – von technischen Universitäten bis hin zu dualen Hochschulen.
  • Wie werden die Arbeiten ausgewählt? - Die Auswahl erfolgt durch eine Fachjury bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des VDMA, der Industrie und der Hochschullandschaft. Bewertet werden Innovationsgrad, Praxisrelevanz und Umsetzbarkeit.
  • Warum ist der Forschungstag des VDMA so relevant? - Er bringt Industrie, Bildung und Forschung in den Dialog, schafft Sichtbarkeit für Nachwuchstalente und fördert den Technologietransfer – ein zentraler Erfolgsfaktor für die Industrie von morgen.