Wachstumsdelle in China: Kurswechsel wird erwartet
Das Wachstum bröckelt, die Preise sinken, die Partei tagt – Chinas Wirtschaft steht am Scheideweg. Ein neuer Fünfjahresplan soll die Marschrichtung vorgeben.
Das Wirtschaftswachstum in China hat sich im dritten Quartal mit einem Plus von 4,8 Prozent weiter verlangsamt.
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Mit einem Plus von 4,8 Prozent hat sich das Wirtschaftswachstum in China im dritten Quartal weiter verlangsamt. Das geht aus Daten des Statistikamts der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hervor. In den ersten beiden Quartalen war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Chinas noch um 5,4 bzw. 5,2 Prozent gewachsen. Von Bloomberg befragte Experten hatten allerdings mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums auf 4,7 Prozent gerechnet.
Ökonomen führen den nachlassenden Schwung vor allem auf anhaltende Probleme im Inland zurück, etwa die Immobilienkrise und eine verhaltene Konsumstimmung. Der Export bleibt eine wichtige Stütze. Doch die Handelsspannungen mit Washington drücken auf die Stimmung. Ein Sprecher des Statistikamts erklärte, dass sich die Wirtschaft in einem schwierigen Umfeld behauptet habe. Sie habe „dem Druck standgehalten und schwer errungene Fortschritte erzielt”.
In Peking beginnt ein wichtiges Treffen. Fachleute verweisen darauf, dass das Wachstum zu einem nicht unerheblichen Teil von staatlich finanzierten Investitionen getragen wird. Auffällig ist dabei, dass die Preise sinken, obwohl die Wachstumsrate immer noch relativ hoch ist. Eine solche Deflation gilt als Zeichen für die Zurückhaltung der Verbraucher sowie für Überkapazitäten in der Industrie.
Für das Gesamtjahr hat China ein Wachstumsziel von rund fünf Prozent festgelegt. Die neuen Wachstumszahlen wurden am selben Tag veröffentlicht, an dem sich das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei in Peking trifft. Auf dem sogenannten vierten Plenum sollen bis Donnerstag die wirtschaftlichen Leitlinien für die kommenden Jahre festgelegt werden. Diese münden schließlich in einen neuen Fünfjahresplan, der im März auf dem Volkskongress verabschiedet werden soll.
Technologische Eigenständigkeit im Fokus
Die derzeitigen Herausforderungen deuteten laut dem China-Institut Merics in Berlin darauf hin, dass der Schwerpunkt des neuen Fahrplans weiter „auf wirtschaftlicher und technologischer Eigenständigkeit und Führungsanspruch” liegen werde. Für die Parteiführung stünden Innovation und Versorgungssicherheit in strategischen Branchen stärker im Vordergrund als Maßnahmen zur Stärkung der Einkommen und zur Förderung des Konsums. Dies sind jedoch Themen, die in der Planung ebenfalls eine wichtige Rolle spielen dürften.
Peking hatte bereits die letzten beiden Fünfjahrespläne genutzt, um strategische Branchen gezielt voranzubringen. Die Führung sieht sich in dieser Strategie bestätigt, seit Washington zunehmend aggressiv gegen Chinas Technologiebranche vorgeht. Nun dürfte Peking nachlegen und weitere Schritte beschließen, um die technologische Unabhängigkeit voranzutreiben. Wie bereits bei Elektroautos und erneuerbaren Energien könnte China so in weiteren Zukunftsbranchen Weltmarktführer formen.
Mit Material der dpa
FAQ – Wirtschaftslage in China
Wie hoch war Chinas Wirtschaftswachstum im dritten Quartal 2025?
Das Bruttoinlandsprodukt wuchs um 4,8 Prozent.
Welche Faktoren belasten das Wachstum aktuell besonders stark?
Die Immobilienkrise und eine schwache Konsumstimmung im Inland gelten als Hauptfaktoren.
Was ist das Ziel des aktuellen Parteitreffens in Peking?
Das Zentralkomitee legt wirtschaftliche Leitlinien fest, die in den nächsten Fünfjahresplan einfließen sollen.
Warum ist die Deflation in China besorgniserregend?
Deflation weist auf eine schwache Binnennachfrage und Überkapazitäten hin – beides kann das Wachstum langfristig gefährden.
Worauf legt die Partei in der Wirtschaftsstrategie den Fokus?
Technologische Eigenständigkeit und der Aufbau strategischer Zukunftsbranchen stehen im Zentrum der Planungen.