Den Charakter eines Familienunternehmens beibehalten, aber gleichzeitig wachsen und professioneller werden: Das ist das Ziel des neuen CEOs von Lapp, Matthias Lapp. Er hat das Familienunternehmen im Oktober von seinem Onkel übernommen.
„Um weiter erfolgreich zu wachsen, braucht unser Familienunternehmen frischen Wind und starkes Unternehmertum“, sagte er. Das Unternehmen wolle technologisch und kulturell vorne sein. „Dafür müssen wir uns immer wieder neu auf den Prüfstand stellen“, so Matthias Lapp weiter. Das Ziel sei angesichts der aktuellen Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft keine leichte Aufgabe, jedoch eine umso wichtigere.
Der älteste Enkel der Firmengründerin Ursula Ida Lapp denkt zu Beginn seiner CEO-Karriere bereits an die Zeit, wenn er das Unternehmen an die vierte Generation übergeben wird. Aus diesem Grund sei eine nachhaltige Entwicklung besonders wichtig – zum Beispiel im Produktportfolio, sagte er auf der Bilanzpressekonferenz.
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Lapp startet KI-Projekte
Zunächst muss sich der Stuttgarter Kabelhersteller aber wie andere Unternehmen auch mit den derzeitigen Herausforderungen auseinandersetzen. Dazu zählt unter anderem der Fachkräftemangel. Bei Lapp sind derzeit 80 Stellen unbesetzt. Er sehe die Situation aber eher als Chance, nicht als Risiko, betonte Matthias Lapp. So hat das Unternehmen zum Beispiel KI-Projekte im Einkauf und der Material-Planung gestartet. Ziel ist dabei unter anderem, schneller Lieferanten zu finden ohne dafür beispielsweise nach China reisen zu müssen. Die Pilot-Projekte sollen aber natürlich auch die Effizienz steigern.
Dem neuen CEO ist außerdem wichtig, dass seine Beschäftigten bestmöglich und individuell aus- und weitergebildet werden. Die Kultur des lebenslangen Lernens solle vom Lagermitarbeitenden bis Top-Management gelten, erklärte er.
Weiter belasten lange Lieferzeiten durch Auftragsrückstände das Geschäft. Hier sei nur eine minimale Entspannung in Sicht, so Matthias Lapp. Auch hohe Rohstoffpreise – zum Beispiel bei Holzpaletten – und die gestiegenen Energiepreise machen sich bemerkbar.
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Stuttgarter steigern Umsatz um mehr als 22 Prozent
Im vergangenen Jahr konnte Lapp seinen Umsatz dennoch steigern und zwar um 441 Millionen Euro auf 1,9 Milliarden Euro. Bereinigt um die Kupfer- und Währungseffekte ergibt das ein Plus von 22,6 Prozent. Finanzvorstand Jan Ciliax sprach von einem „ordentlichen Ergebnis“. Er sah drei Gründe für den Anstieg:
- Lapp hat seine Lieferkapazitäten ausgebaut und konnte so mehr liefern.
- In den Fokusmärkten konnten Marktanteile gewonnen werden.
- Es gab weiter Nachholeffekte aus der Corona-Pandemie.
Die EMEA-Region ist nach wie vor der wichtigste Absatzmarkt für die Lapp-Gruppe. Das Unternehmen konnte im vergangenen Jahr aber auch in anderen Regionen wachsen. In den USA zum Beispiel um 40 Prozent.
Lapp: Das Geschäftsjahr in Zahlen
- Das Ergebnis vor Steuern stieg im Geschäftsjahr 2021/2022 um 61, 3 Prozent von 82,4 Millionen Euro auf fast 133 Millionen Euro.
- Die Zahl der Mitarbeitenden stieg um rund zehn Prozent auf 5.055.
- Die Eigenkapitalquote blieb nahezu unverändert. Sie stieg um 1,7 Prozent auf 44 Prozent.
- Der Auftragsbestand ist zum Jahresende auf 356 Millionen Euro angestiegen.
Das Unternehmen investiert vor allem in Kapazitätsausbau und die Digitalisierung. So erhöht Lapp zum Beispiel seine Fertigungskapazitäten für die Elektromobilität an seinem tschechischen Standort in Otrokovice. In Indien entsteht derweil die erste eigene Compoundierungs-Anlage mit eigenem Labor. In China laufen die Geschäfte laut Technologievorstand Georg Stawowy ebenfalls gut. Dort wird unter anderem das Werk in Shanghai erweitert.
Bei einem möglichen Angriff Chinas auf Taiwan werde man erst einmal schauen, was die Konsequenzen wären, sagte der Vorstand auf Nachfrage. Einen Plan B oder C habe man nicht in der Schublade. Lapp produziert auch in China nach dem „local for local“-Prinzip. Er hoffe, dass der Worst Case nie eintreten werde, so Matthias Lapp. Er betonte außerdem, wie der Welthandel inzwischen miteinander vernetzt sei. Es sei auch eine moralische Frage, ergänzte Stawowy: Wenn VW zum Beispiel nicht mehr in China produziere, werden auch in Deutschland Arbeitsplätze wegfallen.
„Der Markt wächst und wir wachsen mit“
Neben seinen Kerngeschäften wie dem Maschinen- und Analagenbau will Lapp auch in Zukunftsmärkte wie Wasserstoff investieren, erklärte Vertriebsvorstand Christoph Hiller. Aber auch im Bereich Intralogistik sieht das Unternehmen viel Potenzial. Es entstehen immer mehr Distributionszentren, sagte Stawowy. Dafür sei viel Verbindungstechnologie nötig.
Für 2023 erwartet das Unternehmen weiteres Wachstum: „Der Markt wächst und wir wachsen mit“, sagte Matthias Lapp. Dennoch gebe es weiterhin Herausforderungen in einigen Branchen und Regionen.
Die vergangenen drei Jahre seien „total verrückt“ gewesen und er habe seinen Mitarbeitenden eigentlich ein ruhigeres Jahr versprochen, so der CEO. Aber: Früher habe man gesagt, es gebe sieben gute Jahre und ein schlechtes. Das sei jetzt nicht mehr so. „Wir müssen von Quartal zu Quartal schauen“, sagte er.
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