Zwei Geschäftsmänner und eine Geschäftsfrau, die alle Maske tragen, und Koffer mit sich haben, laufen nebeneinander

Geschäftsreisen sind in Corona-Zeiten zu einer Seltenheit geworden. - (Bild: Mangostar - stock.adobe.com)

Geringere Wartezeiten und weniger Trubel: Für Eugen Triebelhorn war Reisen in der Corona-Pandemie sogar angenehmer. Überall sei weniger los gewesen. „Und an die Maske hat man sich ja schon gewöhnt“, sagt er. Gerade am Flughafen, an dem weniger Geschäfte offen hatten, sei es aber auch ein komisches Gefühl gewesen. Triebelhorn ist Deutschland-Chef des Reisemanagementunternehmens Travelperk.

Nicht nur Servicemitarbeiter, über deren Reisen in Corona-Zeiten wir hier berichtet haben, auch klassische Businesstrips sind dem Virus zum Opfer gefallen oder können nur schwer durchgeführt werden. Eine Umfrage des Verbands Deutsches Reisemanagement (VDR) unter Wirtschaftsunternehmen sowie Organisationen mit Geschäftsreisenden besagt, nur 1,2 Prozent erlauben Geschäftsreisen derzeit uneingeschränkt. Aber: bei fast allen Firmen und Institutionen sind Businessreisen in Ausnahmefällen erlaubt: 

Die meisten Firmen erlauben derzeit Reisen nur in Ausnahmefällen.
Die meisten Firmen erlauben derzeit Reisen nur in Ausnahmefällen. - Grafik: Anja Ringel; Quelle: VDR-Barometerumfrage (Stand: 13.11.20)

Diese Entwicklung hat auch Triebelhorn beobachtet. Das Volumen an Geschäftsreisen sei sehr stark zurückgegangen, sagt er im Gespräch mit PRODUKTION. Während der ersten Welle im März und April habe es fast gar keine gegeben, das habe sich dann im Sommer verbessert. Im September lag das Volumen dann bei 20 bis 30 Prozent gewesen und momentan geht es wieder stark zurück.

Mehr Sicherheit und Transparenz für Kunden

Eugen Triebelhorn ist Deutschland-Chef von Travelperk.
Eugen Triebelhorn ist Deutschland-Chef von Travelperk. Er sagt, die Zahl der Geschäftsreisen ist stark gesunken. - (Bild: Travelperk)

Weil Geschäftsreisebüros im Lockdown schließen mussten, seien vielen Firmen auf digitale Systeme wie Travelperk ausgewichen, sagt der Deutschland-Chef. Das Reisemanagementunternehmen habe aufgrund der Pandemie viel ändern müssen. Zu Beginn der Krise sei es vor allem darum gegangen, die Umbuchungen und Stornierungen schneller und effizienter zu machen.

Außerdem hat sich eine Sache herauskristallisiert, sagt Triebelhorn: „Kunden wollen vor allem Sicherheit und Transparenz.“ Aktuell werde ja auch vor Reisen gewarnt, deshalb sei es wichtig, aufzuzählen, welche Regelungen und Einschränkungen es derzeit gebe. „Wenn man zum Beispiel einen Flug von Berlin nach London bucht, dann wird die Risikoeinstufung für London gezeigt, welche Regeln dort derzeit gelten und auch, ob man einen Corona-Test machen muss“, erklärt er.

Internationale Reisen sind dabei derzeit eher eine Seltenheit, wie die Umfrage des VDR zeigt. Während ein Großteil der Unternehmen Geschäftsreisen innerhalb Deutschlands und Europas zulässt, solange es die Corona-Lage vor Ort zulässt, erlauben das weltweit nur rund 41 Prozent. 43 Prozent der befragten Unternehmen haben weltweite Geschäftsreisen dagegen komplett verboten, wie diese Grafik zeigt:

Viele Unternehmen haben Einschränkungen, wohin die Reisen derzeit gehen dürfen.
Viele Unternehmen haben Einschränkungen, wohin die Reisen derzeit gehen dürfen. - Grafik: Anja Ringel; Quelle: VDR-Barometerumfrage (Stand: 13.11.20)

Eine weitere Änderung laut Triebelhorn: „Reisen wird flexibler, viele wissen nicht, ob sie nächste Woche reisen dürfen. Nicht nur wegen politischer Entscheidungen, sondern es kann auch passieren, dass die Airline den Flug storniert oder sich der Termin aufgrund eines Corona-Falls verändert.“

Geschäftsreisen: Das sollten Firmen beachten

Auch die Firmen haben auf die neuen Umstände reagiert und versuchen, Reisen so sicher wie möglich zu gestalten, berichtet Triebelhorn. So haben kleinere Unternehmen Regelwerke ausgearbeitet, in dem zum Beispiel festhalten ist, wie Mitarbeitende handeln müssen, wenn während der Geschäftsreise ein Corona-Fall auftritt. Größere Konzerne arbeiten dabei mit Mobility-Risk-Firmen zusammen, die zum Beispiel Hilfe vor Ort anbieten.

Firmen, die derzeit Dienstreisen planen, rät Triebelhorn folgendes:

  • Im Gespräch mit dem Mitarbeiter sollte herausgefunden werden, wie er zur geplanten Geschäftsreise steht, ob er zum Beispiel derzeit Angst vorm Reisen hat.
  • Triebelhorn rät aufgrund der aktuellen Situation, dass Reisen derzeit am besten vom Vorgesetzten noch einmal bestätigt werden müssen.
  • Im Zuge der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers rät Triebelhorn den Unternehmen, ihren Beschäftigten zu erklären, was sie vor Ort erwartet und sie gut über die dortigen Regeln zu informieren. Der Deutschland-Chef schätzt Reisen innerhalb Deutschlands im Übrigen als bedenkenloser ein. Die Risiken seien ähnlich wie bei einem Besuch eines Shopping Centers. Anders sehe das bei Reisen ins Ausland aus, weil sich die Regelungen derzeit sehr schnell ändern können. Er rät deshalb dazu, mit den Geschäftspartnern vor Ort zusammenzuarbeiten.
  • Um mögliche Risiken zu vermeiden, sollten am Reiseziel nur die nötigsten Schritte gemacht werden, also: Vom Hotel zum Termin und dann wieder zurück.

Gibt es künftig weniger Geschäftsreisen?

Doch sind Geschäftsreisen in Zeiten von Digitalisierung überhaupt noch nötig? Laut der VDR-Umfrage sagen fast 28 Prozent, dass sie derzeit eigentlich mehr Geschäftsreisen durchführen müssten. 43 Prozent sind dagegen der Meinung, dass sie nicht mehr Reisen müssen, wie die Grafik zeigt:

43 Prozent der Unternehmen sagen, sie benötigen momentan nicht mehr Geschäftsreisen.
43 Prozent der Unternehmen sagen, sie benötigen momentan nicht mehr Geschäftsreisen. - (Bild: Anja Ringel; Quelle: VDR-Barometerumfrage (Stand: 13.11.20)

Es werde einen gewissen Lerneffekt geben, sagt Triebelhorn. Denn es gebe natürlich einige Prozesse, die künftig digital abgehalten werden.

Wie der Reisemarkt künftig aussehen wird, ist dabei noch nicht sicher. Man müsse unter anderem schauen, welche Hotels sich halten können. „Die Erholung des Marktes wird auf alle Fälle lange dauern“, sagt Triebelhorn.

Nachhaltigkeit wird immer wichtiger

Ein Thema, das Firmen – schon vor Corona – beschäftigt hat, ist Nachhaltigkeit. „Bei Ausschreibungen von potenziellen Neukunden kommt das Thema Nachhaltigkeit seit Mitte letzten Jahres immer mehr dazu. Bei manchen Unternehmen ist es sogar eines der Kernthemen“, berichtet Triebelhorn. Sein Unternehmen zeige dann auf, welche Alternativen es gibt, um CO2 zu sparen und wie Kunden den CO2-Ausstoß kompensieren können. Dieser Trend werde auch anhalten.

Derzeit ist vor allem das Auto bei Geschäftsreisen gefragt. In der VDR-Umfrage erklärten 75 Prozent, dass sie aufgrund der Coronakrise innerdeutsch nun häufiger mit dem Auto reisen. Rund 21 nutzen die Bahn häufiger und 1,3 Prozent das Flugzeug. Bei fast 14 Prozent der Unternehmen hat die Pandemie dagegen keine Auswirkungen auf die Wahl des Verkehrsmittels.

Daneben gibt es noch einen weiteren Trend bei Geschäftsreisen: „Die größte Veränderung ist, dass sich viel mehr darauf fokussiert wird, dass der Reisende fast nichts mehr selber machen muss. Denn das Unternehmen stellt den Mitarbeiter ja nicht ein, damit er reist, sondern damit er seine Kompetenzen einsetzt“, sagt Triebelhorn. Um das zu erreichen setzen Unternehmen dann die entsprechenden Technologien ein.

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