Auftragseingang 2025: Talsohle erreicht

Werkzeugmaschinen: Nachfrage am Tiefpunkt angekommen

Nach einem erneut rückläufigen Quartal in der Werkzeugmaschinenindustrie deutet sich laut VDW eine Bodenbildung an – getragen von Export und Spezialbranchen.

Der (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) geht davon aus, dass die Talsohle beim Auftragseingang für neue Werkzeugmaschinen erreicht ist.
Der (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) geht davon aus, dass die Talsohle beim Auftragseingang für neue Werkzeugmaschinen erreicht ist.

Wie entwickeln sich die Bestellungen in der Werkzeugmaschinenindustrie?

Im dritten Quartal 2025 ist der Auftragseingang in der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie um 5 Prozent gesunken. Besonders deutlich zeigt sich der Rückgang bei den Inlandsbestellungen, die um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr nachgaben. Die Orders aus dem Ausland verzeichneten lediglich ein Minus von 1 Prozent – ein Hinweis auf eine stabilisierende internationale Nachfrage.

Betrachtet man den Zeitraum von Januar bis September 2025, ergibt sich ebenfalls ein Rückgang von insgesamt 5 Prozent beim Auftragseingang. Die Inlandsnachfrage sank dabei sogar um 20 Prozent, während die Auslandsaufträge mit einem Plus von 2 Prozent leicht zulegen konnten. Diese Entwicklung unterstreicht die zunehmende Bedeutung des Exports für die Branche.

Was bedeutet die aktuelle Lage für die Branche?

Dr. Markus Heering, Geschäftsführer des VDW.
Dr. Markus Heering, Geschäftsführer des VDW.

„Wir gehen davon aus, dass die Talsohle auf niedrigem Niveau erreicht ist, denn der Auftragseingang mündet derzeit in eine Querbewegung“, erklärt Dr. Markus Heering, Geschäftsführer des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW). Eine Erholung auf niedrigem Niveau wird angedeutet – allerdings ohne bisherige Dynamik.

Insbesondere Automatisierung, Digitalisierung, Service, Retrofit und Nachhaltigkeit geben der Auslandsnachfrage aktuell Halt. Investitionen aus spezifischen Industriezweigen sorgen für Impulse. Die Rüstungsindustrie reagiert auf eine erhöhte Nachfrage mit Kapazitätsausbau, wovon auch Zulieferer aus Elektronik, Metall- und Präzisionskomponenten sowie der Maschinenbau profitieren.

Woher kommen die Wachstumsimpulse?

Regional betrachtet zeigt sich Europa als derzeit stärkste Wachstumsregion. Innerhalb Europas stechen insbesondere die Türkei, Italien und Spanien hervor. Auch in Osteuropa, vor allem in Tschechien, Polen und Ungarn, werden überdurchschnittlich viele Bestellungen registriert.

Demgegenüber zeigen große Märkte wie China, Südkorea, die USA und Mexiko deutliche Schwächen. Das lässt sich zum Teil mit konjunkturellen Unsicherheiten und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen erklären.

Warum bleibt die Automobilindustrie schwach?

Während sich einzelne Sektoren wie Luftfahrt, Medizintechnik und Rüstung stabil oder wachstumsorientiert zeigen, bleibt die Automobil- und Zulieferindustrie ein Unsicherheitsfaktor. Die Transformation in Richtung Elektromobilität, veränderte globale Produktionsstrategien und ein intensiver Wettbewerb – insbesondere mit asiatischen Anbietern – sorgen für Zurückhaltung bei Investitionen.

Dazu kommt ein starker Euro, der die internationalen Absatzmöglichkeiten europäischer Werkzeugmaschinenanbieter zusätzlich erschwert. Der Wechselkurs gegenüber US-Dollar und Yen stellt aktuell einen klaren Nachteil dar.

Wie wirkt sich die geopolitische Lage aus?

Ein weiterer belastender Faktor bleibt die anhaltende Unsicherheit in der Weltwirtschaft. „Die anhaltende Unsicherheit in der Weltwirtschaft durch die US-Zollpolitik und die sehr langsamen Reformfortschritte hierzulande bremsen die inländischen Investitionen nach wie vor aus“, so Heering weiter.

Die Investitionszurückhaltung im Inland ist daher nicht allein auf konjunkturelle Schwächen zurückzuführen, sondern steht auch im Zusammenhang mit strukturellen Herausforderungen und außenwirtschaftlichen Risiken.

Welche Perspektiven gibt es für 2026?

In den ersten neun Monaten 2025 lag der Umsatz der Werkzeugmaschinenindustrie bei minus 7 Prozent. Doch es gibt Hoffnung: Sollte die angekündigte Investitionsoffensive in Verteidigung und Infrastruktur umgesetzt werden, könnte insbesondere Deutschland im kommenden Jahr wieder eine führende Rolle einnehmen.

Heering zeigt sich verhalten optimistisch: Europa, vor allem aber Deutschland, könne sich vom Sorgenkind zum Wachstumstreiber entwickeln – sofern die politischen Rahmenbedingungen stimmen und die angekündigten Projekte Wirkung entfalten.

Mit Material des VDW

FAQ – Aktuelle Lage der Werkzeugmaschinenindustrie

  • Wie stark ist der Auftragseingang 2025 zurückgegangen? 

Im dritten Quartal sank der Auftragseingang um 5 Prozent, wobei Inlandsbestellungen um 15 Prozent und Auslandsorders um 1 Prozent zurückgingen.

  • Welche Branchen investieren aktuell verstärkt? 

Vor allem Rüstungsindustrie, Luftfahrt und Medizintechnik zeigen eine hohe Investitionsbereitschaft.

  • Welche Regionen sorgen für Stabilität? 

Starke Impulse kommen aus Europa, insbesondere aus der Türkei, Italien, Spanien sowie aus Osteuropa.

  • Warum bleibt die Automobilindustrie schwach? 

Strukturwandel, Wettbewerb und Zurückhaltung bei Investitionen prägen die Situation in der Automobil- und Zulieferindustrie.

  • Wie sind die Aussichten für 2026? 

Bei Umsetzung der angekündigten Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur könnten Europa und Deutschland wieder Wachstumstreiber werden.