Gleich mehrere Wochen waren die Röhm-Spezialisten in den Werken Sontheim und Dillingen und direkt beim Kunden, einem der international führenden Hersteller von Großwälzlagern, im Einsatz, um ein Röhm-Futter, das aus über 300 Einzelteilen besteht, nach 17 Jahren ununterbrochenen Einsatzes wieder auf Vordermann zu bringen. Mithilfe des Sonderspannmittels werden beim Anwender Großwälzlager in unterschiedlichen Abmessungen bearbeitet. Diese kommen als Rollendreh- oder Kugeldrehverbindungen unter anderem in Bau- und Fahrzeugkränen, Hebezeugen, Minenbaggern, Tunnelbohrmaschinen oder in Anlagen im Bereich Umschlagtechnik zum Einsatz kommen. Auch in Windkraftanlagen, Werkzeugmaschinen, Sonderfahrzeugen und in der Maritimtechnik sind Großwälzlager wichtige Drehkomponenten.
12 Spannbacken für bis zu 5.500 Millimeter große Werkstücke
Auf dem im Jahr 2009 installierten Röhm-Spannfutter werden insbesondere Lagerringe mit einem Außendurchmesser von bis zu 6.000 Millimeter bearbeitet. Entscheidend für den Anwender: Über zwölf Spannbacken mit einer maximalen Spannkraft von 750 Kilonewton können selbst dünne Lagerringe und Zahnkränze absolut deformationsarm gespannt werden – zentrisch oder ausgleichend. Außerdem kann der Kunde dank der Schnellverschlüsse an den Spannbacken schnell auf verschiedene Spanndurchmesser umrüsten.
Aus Alt mach Neu
„Die krafteinleitenden und für die Genauigkeit verantwortlichen Komponenten wurden begutachtet und bei Bedarf, genauso wie alle Verschleißteile, ausgetauscht – mit dem Ziel, das Spannmittel für weitere 15 Jahre fit zu machen. Unser Kunde kann sich jetzt über ein Futter freuen, das nicht nur aussieht wie neu, sondern auch so funktioniert wie ein neues“, sagt Dr. Christoph Schaich, Leiter der Abteilung Service bei Röhm. Das aufbereitete Spannfutter hat eine Wiederholspanngenauigkeit von 0,02 Millimeter.
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Grundkörper kann auf der Maschine bleiben
Für die geplante Wartung musste der Kunde die Maschine aus der Produktion nehmen – und hat dies mit der klaren Erwartung an das Röhm-Team verbunden, die Unterbrechung so kurz wie möglich zu halten und einen zuverlässigen Wiederanlauf zum vereinbarten Termin zu gewährleisten. Außerdem sollte die Wartung zeitgleich zur Wartung der Werkzeugmaschine stattfinden.
Vor diesem Hintergrund wurde die umfangreiche Vorbereitungsphase vor allem auch dazu genutzt, Potenziale zur Parallelisierung von Tätigkeiten und zur Vermeidung von Verzögerungen durch Unvorhergesehenes auszuschöpfen − nach dem Motto „Eine gute Vorbereitung ist alles“ und in permanenter Abstimmung mit dem Kunden. Beispielsweise wurden vorab bekannte Ersatzteile, wo immer dies möglich war, in Baugruppen vormontiert, um den Bedarf an Anpassarbeiten vor Ort zu minimieren.
Beim Kunden vor Ort kam dem Service-Team die besondere Konstruktion des 60 Tonnen schweren Futters entgegen: Dieses wurde seinerzeit extra so konzipiert, dass der Kolben und der Spannzylinder entnommen werden können, ohne den riesigen Grundkörper abzubauen.
„Das vereinfacht den Wartungsprozess enorm, denn für die Zerlegung und den Zusammenbau konnten wir den vorhandenen Hallenkran nutzen, somit haben wir unserem Kunden die Zusatzkosten und den organisatorischen Aufwand für einen Autokran sparen können“, so Sven Grüner, der Montageleiter vor Ort. Die Zerlegung des Futters erfolgte also von oben. Erst kamen die Spannzylinder an die Reihe, dann die Kolben, die Gelenksicherung und schließlich das Gelenk.
Futter optimiert
Am Zylinder reinigten die Röhm-Spezialisten die Verteilerwelle und die Kolben, am Futter dann die Kolben, Pendelbolzen, Pendelbrücken, Zentrierring, Lagerbolzen, Mitnehmer, Gelenksicherung, Winkelhebel und das U-Stück. „In diesem Zusammenhang haben wir auch die eine oder andere kleine Veränderung am Futter vorgenommen, um dessen Bedienfreundlichkeit zu erhöhen. Wo es möglich war, haben wir die Altteile nach der Aufbereitung wieder eingebaut“, erklärt Grüner. Zeitweise wurde gleichzeitig vor Ort und im Werk an Futterkomponenten gearbeitet, um den anspruchsvollen Zeitplan einhalten zu können und um Arbeiten, die erst nach dem Öffnen des Futters festgelegt werden konnten, umgehend umzusetzen.
Alle Prüfungen bestanden
Im Rahmen des Aufbereitungsprozesses durchliefen sämtliche Bauteile und Komponenten vor und nach dem Zusammenbau die entsprechenden Prüfungen. Nach dem Zusammenbau wurden die Zentriergenauigkeit und der Pendelausgleich für Rohteile und runde Werkstücke sowie die Wiederholspanngenauigkeit bei zentrischer Spannung überprüft. Vor dem Versand zum Kunden mussten auch die Kolben auf den Röhm-Prüfstand, um die pneumatische und hydraulische Dichtigkeit zu testen. Der Test für die Dichtigkeit der Zentralschmierung dauerte 24 Stunden.
„Unser Kunde und wir sind mit dem Ablauf dieses außergewöhnlich komplexen Projektes sehr zufrieden. Die Maßgabe war, dass die Wartung und Instandsetzung des Futters nicht länger dauern darf als die Wartung der Maschine. Das haben wir eingehalten. Die Vorarbeiten bei uns im Werk in Sontheim haben eine Woche gedauert, anschließend waren wir mit einem Drei-Mann-Team drei Wochen lang vor Ort beim Kunden.“
Beeindruckender After Sales Service
Im Bereich Service bietet Röhm seinen Kunden folgende Dienstleistungen an: Reparaturservice für Katalogartikel, Vor-Ort-Spannkraftmessung mit Prüfzeugnis, Reparaturservice für Sonderspannmittel, Inbetriebnahme und Start-up-Support, vorbeugende Wartung, Reserveteile und Wartungskits sowie ein Retrofit für die smarte Spannback iJaw mit Spannkraftmessung in Echtzeit.
Über Röhm:
- Die Firma Röhm mit Hauptsitz in Sontheim an der Brenz (Baden-Württemberg) sowie den Produktionsstandorten in Dillingen (Bayern) und St. Georgen (Schwarzwald) ist spezialisiert auf die Entwicklung, Konstruktion und Herstellung von hochpräzisen, robusten sowie langlebigen Spann- und Greifmitteln.
- Die Produkte sind „Made in Germany“. Die Spann- und Greifmittel von Röhm werden weltweit von nahezu allen renommierten Herstellern aus den Bereichen Automobilindustrie, Bahntechnik, Uhren, Medizintechnik, Energietechnik sowie in der Holzbearbeitung eingesetzt.
- Röhm fertigt ebenfalls Sonderspannmittel und Handling-Vorrichtungen zur Verwendung in Reinräumen nach Reinraumklasse ISO 7.
- Röhm hat eigene Niederlassungen in England, Frankreich, Italien, Schweiz, Spanien, Polen, USA, China und Mexiko.
- Das im Jahr 1909 gegründete Unternehmen wurde weltweit schnell für seine Bohrfutter bekannt.
- Bis heute entwickelt und produziert Röhm am Standort Sontheim Bohrfutter, die weltweit von nahezu allen Herstellern auf ortsfesten sowie handgeführten Elektrowerkzeugen zum Schrauben und Bohren eingesetzt werden.
Quelle: Röhm GmbH